Stichwort: Weinverkostung

Frühroter Veltliner 2012

Mild und bekömmlich wie Kindermedizin.

Unprätentiöser Wein für unkomplizierten Weingenuss. Animierend, süffig und vor allem absolut gefahrlos.

Winzer/Weingut: Georg Schmelzer, Weingut Köllan, Gols/Burgenland, Österreich.

Lage/Herkunft: Von den besten Lagen rund um Gols.

Frühroter Veltliner 2012 Flasche/Etikett: Das mannshohe Etikett das auf der Flasche klebt ist so ungewöhnlich wie auch gewöhnungsbedürftig. Zum einen ist es dreiteilig, das heisst links und rechts des ‘Hauptetiketts’ befindet sich jeweils ein separater Teil. Auf dem einen Teil das demeter-Logo sowie alle weinrelevanten Informationen, inklusive einer umfassenden Notiz über den Wein selbst und über dessen An- und Ausbau. Am rechten separaten Teil ein Gedicht, das Mailied, von Johann Wolfgang von Goethe. Die Form des mittleren Etiketts entspricht am ehesten einem Becher oder Zylinder, der von unten nach oben immer breiter wird. Das Design ist alles andere als modern, klassisch oder sonst irgendwie ‘neuzeitlich’. Vielmehr steht ganz oben in Frakturschrift Schmelzers und unterhalb die Abbildung der Urpflanze, welche Goethes Metamorphosenlehre entstammt. Sie soll quasi die Urform aller aus ihr hervor gegangenen Pflanzenarten darstellen. Ganz unten noch Frühroter Veltliner 2012 ebenfalls in Fraktur. Humorlos wird die Flasche von ihrem Schraubverschluss befreit und eingeschenkt.

Im Glas: In hellem strohgelb mit leichten grünlichen Reflexen dreht der Frührote Veltliner seine Runden im Glas.

6. September 2014 | 0 Kommentare ...alles

Morillon 2013 Herrenhof

Rundgang durch die Bäckerei.

Wenig Alkohol, perfekte Struktur, leicht im Trunk. Erfrischend fröhlicher Chardonnay zum täglichen Verputzen.

Winzer/Weingut: Herrenhof Lamprecht, Markt Hartmannsdorf, Steiermark, Österreich.

Lage/Herkunft: Von der Lage Buchertberg mit ihren leichten, kalkhaltigen und sandigen Böden.

Morillon 2013 Flasche/Etikett: Den vierten “Weissen” Gottfried Lamprechts ziert auch hier ein strahlend weisses Etikettt mit einer schlichten schwarzen Grafik darauf. In diesem Fall natürlich wieder eine andere, in Form von Linien, die einer geologischen Karte nachempfunden sind. Als würden die unterschiedlichen Schichten und Ausdehnungen von Bordenformationen gezeigt. Ich bin sicher, dass das die richtige Interpretation bzw. “Übersetzung” dieser Grafik ist. Wie bei allen anderen Etiketten ist auch diese Grafik mit einem Spruch versehen, der hier Chardonnay made in Styria lautet. Wie gehabt HERRENHOF LAMPRECHT in Grossbuchstaben den grossen freien Platz einnehmend. Darunter MORILLON sowie der Jahrgang mit den obligaten zwei // (Slashes) davor. Am rechten äussern Rand wieder jede Menge Siegel und Logos, ein Barcode, ein QR-Code und sonstiges ‘offizielles’ Beiwerk. Dazu ein Hinweis, dass der Morillon aus jenem Weinberg stammt, auf dem der Gemischte Satz angebaut ist. Jetzt aber kommt er in das Glas und wird ganz offiziell hier vorgestellt. Man kann ihn (soll ihn) dekantieren, muss es aber nicht. Je nachdem wonach man sucht und was man will. Ich habe beides probiert und heute wird “direkt eingestiegen”. (Mehr bei den Tipps)

Im Glas: Sattes Strohgelb dreht in reiner Klarheit seine Runden im Glas.

1. September 2014 | 0 Kommentare ...alles

Eisenberg 2012 Blaufränkisch

Nicht Justin Timberlake, sondern Al Pacino.

Allerfeinster Trinkspass, der mit seinem erdig-würzigen Charakter eher an Al Pacino als an Justin Timberlake erinnert.

Winzer/Weingut: Uwe Schiefer, Welgersdorf, Burgenland, Österreich.

Lage/Herkunft: Von eisenhaltigen Lehm- und Schiefer, sowie Quarz- und Schotterböden der burgenländischen Eisenberg-Region.

Eisenberg 2012 Flasche/Etikett: Im unverkennbaren Design klebt das Etikett des Eisenbergs auf dessen Flasche. Die obere Hälfte nimmt wie gewohnt der ‘Daumenabdruck’, die ‘Zunge’ oder wofür immer man diese eigenwillige wie auch prägnante Grafik nennen will ein. Saftiges rot, durchzogen von dicken und dünnen ‘Adern’ und Verästelungen. Immer wieder aufs Neue begeisternd dieses konsequent umgesetzte Corporate Design, das Uwe Schiefer seinen Etiketten verpasst hat. In Kleinbuchstaben wie üblich schiefer, in schwarz und fett und nicht zu übersehen. Unterhalb in rot eisenberg 2012 und blaufränkisch in schwarz. Ebenfalls in Kleinbuchstaben. Auch dieses Etikett besteht nur aus einem Teil, auf dessen rechter Seite auf schwarzem Untergrund alles steht was man über den Eisenberg wissen sollte. Herrlich leichte 12,5 %vol. lassen jetzt schon Freude auf diesen Wein aufkommen. Zum kurzen akklimatisieren darf der Tropfen für eine halbe Stunde in der Karaffe warten und ein wenig Luft aufnehmen bevor er dann ins Glas kommt.

Im Glas: Wie ein kleiner leuchtender Rubin dreht der Eisenberg seine Runden im Becher. Klar und hell ist er, mit leichten bläulichen Reflexen.

31. August 2014 | 0 Kommentare ...alles

Palistorti di Valgiano 2009

Bäuerliche Naturgewalt.

Wild, eckig, stur und störrisch wie eine bäuerliche Naturgewalt. Da tanzt der Knecht in seinen Stiefeln und nicht die nette kleine Ballerina.

Winzer/Weingut: Tenuta di Valgiano, Lucca, Toskana, Italien.

Lage/Herkunft: Von Weingärten mit steinigen Kalkmergelböden auf rund 250 m Seehöhe.

Palistorti di Aalgiano Flasche/Etikett: Das Etikett, bzw. die beiden Etiketten auf der Flasche, lösen optische Irritation aus. Ist das obere, grosse Stück in vanillegelb noch absolut minimalistisch gestaltet – es steht nur der Name des Weines PALISTORTI DI VALGIANO und der Jahrgang 2009 drauf – so ist das untere, schwarze Stück Papier bedruckt wie die letzte Seite einer Gebrauchsanweisung. In ttürkis, einer recht unüblichen Farbe auf Weinetiketten, ist alles angeführt was gesetzlich vorgeschrieben ist und genauso sieht es dann auch aus. Einerseits als Design nicht wirklich zum Kauf verleitend (Leute die nach Etikett kaufen gibt es immer), andererseits ist es gerade dieses Nicht-Design, dieses eher technisch anmutende Erscheinungsbild, das einen neugierig macht. Auf ein Rückenetikett wird komplett verzichtet und so sollte man sich einfach überraschen lassen was aus dieser Flasche kommt. Bevor das allerdings passiert darf sich der ‘Toskaner’ für eine Stunde mit sich selbst in der Karaffe vergnügen.

Im Glas: Leuchtend rot wie ein Rubin steht der Palistorti rosso im Glas. Sehr klar und alles andere als blickdicht.

29. August 2014 | 0 Kommentare ...alles

Blaufränkisch ‘K&U Sonderedition’ 2011

Hier glänzt nicht Gold, das ist Platin.

Dezente Frucht, komplexe Würze, oscarverdächtige Säure. Frisch, kühl und klar wie ein Gebirgsbach. Einer der besten Blaufränkisch Deutschlands.

Winzer/Weingut: Weingut St. Antony, Nierstein, Rheinhessen, Deutschland.

Lage/Herkunft: Von einer Parzelle am steinigen Roten Hang im berühmten Pettenthal.

Blaufränkisch St. Antony Flasche/Etikett: Schwarz wie die Nacht steht die Burgunderflasche hier am Tisch. Auf ihr klebt ein relativ kleines Etikett, auf welchem in goldener geschwungener Schreibschrift schlicht und einfach Blaufränkisch in einem vollflächigen weissen Quadrat aufgedruckt ist. Darunter, im schwarzen Teil der Weinbeklebung, ST. ANTONY und fertig ist das edle Teil. Am Flaschenhals ein kleiner Sticker auf dem der Jahrgang steht. Auf der schwarzen Halsmanschette der goldene Adler was dokumentiert, dass das Weingut St. Antony Mitgliedsbetrieb des VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter) ist. Am vollkommen schwarzen Rückenetikett ganz oben das Weingut in gold und der Jahrgang. Darunter der Hinweis “Wein aus Trauben aus biologischem Anbau” und in einem weissen Balken No. 1179 separat schwarz eingedruckt, was der Hinweis auf die Sonderedition sein soll. Signiert in gold von Felix Peters, dem Gutsverwalter. Eine halbe Stunde sollte dem Wein ganz gut tun und so wandert er denn auch in die Karaffe bevor er in die Gläser kommt.

Im Glas: Schon die Erscheinung im Glas überrascht mit ungewöhnlicher Transparenz. Dunkles Kirschrot leuchtet auf, klar bis an den Boden des Glases.

28. August 2014 | 0 Kommentare ...alles

Le Blanc du Mas Jullien 2010

Wein zum Weinen. Vor lauter Freude.

Vernichtet sich von selbst, zwingt einen ihn zu vernichten. Grandioses Kunstwerk für Leute die sich über den Tellerand zu lehnen trauen.

Winzer/Weingut: Mas Jullien, Jonquières, Languedoc-Roussillon, Frankreich.

Lage/Herkunft: Von Kalkmergelböden rund um Jonquières im Languedoc-Roussillon.

Mas Jullien 2010 Flasche/Etikett: Turmhoch ist das in vanille gehaltene Etikett das auf der Flasche klebt. Ganz oben in einer Art Bilderrahmen ist eine Zeichnung von Blättern und Blüten angebracht und unterhalb in saftigem grün der Name des Weinguts Mas Jullien in Schreibschrift aufgedruckt. In etwas blasserem grün steht in Grossbuchstaben Pays d’Herault in der Mitte als Herkunfstbezeichnung und darunter IGP (Indication Géographique Protégée), was diesen Wein als Landwein ausweist. Der Jahrgang unterhalb wieder in sattem grün und am unteren Teil des Etiketts nur noch die Adresse des Weinguts sowie Inhalt und Umdrehungen. Das war’s dann auch schon an Information, mehr gibt es über den Wein nicht zu erfahren. Was in der Flasche drin ist weiss man, kann man raten oder man lässt sich einfach überraschen. Das steht nämlich nicht darauf und auf ein Rückenetikett wird komplett verzichtet. Für eine halbe Stunde kommt der Le Blanc du Mas Jullien zur Akklimatisierung in die Karaffe um dann zu zeigen, was es mit seinem Status als Kultwein so auf sich hat.

Im Glas: Gelb wie Heu mit zarten grünlichen Reflexen strahlt der Le Blanc du Mas Jullien aus dem Becher raus.

27. August 2014 | 0 Kommentare ...alles

Strohmeier Sekt Rosé

Blubberwein wie ein Naturschauspiel.

Man spürt feucht und merkt, dass es knochentrocken ist, während man noch denkt etwas Flüssiges gespürt zu haben. Britischer Humor ist nass dagegen.

Winzer/Weingut: Wein & Sektmanufaktur Strohmeier, Steiermark, Österreich.

Lage/Herkunft: Die Trauben stammen von den verschiedenen Rieden des Weinguts in der Weststeiermark.

Rosésekt Flasche/Etikett: Dem Inhalt perfekt angepasst, klebt auf der Flasche ein rosa Etikett. Rund, aus einer Form gestanzt und der Schale einer Muschel (Schnecke) gleichend. Als Hinweis auf die teils fossilen Böden der Landschaft. In der Mitte schlicht und einfach STROHMEIER und unterhalb rosé. Am Rand der hübschen Weinbeklebung zieht im Halbkreis Schilchersekt – Handarbeit nach traditioneller Flaschengärmethode die rechte Seite hoch. Das war’s dann vorne auch schon, der Rest findet sich am Rückenetikett. Auf diesem ebenfalls in rosa gehaltenem Stück Papier steht alles Wichtige. Ganz oben STROHMEIER-ROSÉ-SEKT und unterhalb die Rebsorte Blauer Wildbacher. Sehr informativ der Hinweis wann degorgiert wurde (Jänner 2014) sowie dass nur natürlich gebildete Sulfite drin sind. Nichts wurde zugesetzt. Den Flaschenhals ziert ein kleines Booklet in dem alles über den Sekt an sich, über die Philosophie dahinter, die Herstellung und den richtigen Genuss betreffend Glaswahl und Trinktemperatur angeführt ist. Service am Kunden, besser geht’s nicht.

Im Glas: Nicht rosa, sondern kraftvolles blutbraunorange leuchtet aus dem grossen Glas (explizit empfohlen) heraus. Feines Mousseux an der Oberfläche.

25. August 2014 | 0 Kommentare ...alles