Eisenberg 2012 Blaufränkisch
Nicht Justin Timberlake, sondern Al Pacino.
Allerfeinster Trinkspass, der mit seinem erdig-würzigen Charakter eher an Al Pacino als an Justin Timberlake erinnert.
Winzer/Weingut: Uwe Schiefer, Welgersdorf, Burgenland, Österreich.
Lage/Herkunft: Von eisenhaltigen Lehm- und Schiefer, sowie Quarz- und Schotterböden der burgenländischen Eisenberg-Region.
Flasche/Etikett: Im unverkennbaren Design klebt das Etikett des Eisenbergs auf dessen Flasche. Die obere Hälfte nimmt wie gewohnt der ‘Daumenabdruck’, die ‘Zunge’ oder wofür immer man diese eigenwillige wie auch prägnante Grafik nennen will ein. Saftiges rot, durchzogen von dicken und dünnen ‘Adern’ und Verästelungen. Immer wieder aufs Neue begeisternd dieses konsequent umgesetzte Corporate Design, das Uwe Schiefer seinen Etiketten verpasst hat. In Kleinbuchstaben wie üblich schiefer, in schwarz und fett und nicht zu übersehen. Unterhalb in rot eisenberg 2012 und blaufränkisch in schwarz. Ebenfalls in Kleinbuchstaben. Auch dieses Etikett besteht nur aus einem Teil, auf dessen rechter Seite auf schwarzem Untergrund alles steht was man über den Eisenberg wissen sollte. Herrlich leichte 12,5 %vol. lassen jetzt schon Freude auf diesen Wein aufkommen. Zum kurzen akklimatisieren darf der Tropfen für eine halbe Stunde in der Karaffe warten und ein wenig Luft aufnehmen bevor er dann ins Glas kommt.
Im Glas: Wie ein kleiner leuchtender Rubin dreht der Eisenberg seine Runden im Becher. Klar und hell ist er, mit leichten bläulichen Reflexen.
In der Nase: Es riecht reifer als in 2010, erheblich fruchtiger. Weniger würzig, mehr von Pflaumen und Walderdbeeren. Und mehr von Geäst und brauner Erde. Erst mit etwas Luft kommt ein wenig der bekannten Würze hinzu, sie ist jedoch feiner, noch eleganter geworden. Über allem aber schwebt eine feine Wolke aus dunklen Waldbeerenaromen, saftig, frisch, kühl und fruchtig. Ein Schuss Lakritze ist dabei und auch ein Blatt von der Tabakplantage hat sich dazu verirrt. Elegante Nase, allemal.
Im Mund: Da ist es wieder, dieses kristallklare Gefühl auf der Zunge. Doch es hat sich was geändert. Erstens tanzen völlig unerwartet wunderbar präsente wie auch seidige Gerbstoffe über die Zunge und zweitens wurde erheblich am ‘Säurerad’ gedreht. Frisch, trinkanimierend, mundwässernd, pulsierend und lebendig breitet sich diese im Mund aus. Es fühlt sich noch schlanker als gewohnt an und gleichzeitig ist alles noch dichter verwoben. Man denkt es ist mager, weil sich so schlank anfühlt, ist es aber nicht. Der Eisenberg 2012 hat durchaus Grip, fühlt sich wie Kaschmir an und hat ausreichend rote und schwarze Beeren im Gepäck um als fruchtig durchzugehen. Die Würze ist noch feiner geworden, der Wein selbst wirkt fast zerbrechlich. Waldbeeren schmeckt man, das Frucht-Säurespiel ist umwerfend und die frische freche Lebendigkeit setzt allem die Krone auf.
Auf einmal tauchen Sauerkirschen auf im Mund. Eingehüllt in Unterholz mit einem leicht rauchigen Touch. Plötzlich wird es erdiger und ‘brauner’. Es fühlt sich kräftiger an und vor allem komplexer. Der Eisenberg hat immens zugelegt und zeigt sich jetzt auf der Zunge als kraftvoller Wein der es gekonnt versteht, bei aller Vielschichtigkeit trotzdem elegant und fein zu bleiben. Am Gaumen spürt man einen Hauch von Kaschmir und eine wunderbare Würze, im Abgang schmeckt man dunkle Waldfrucht und ein paar helle Tabakblätter. Fein verwoben, nicht fein gestrickt, sondern grob gehäkelt. Genug Luft um leicht zu bleiben, genug dicht um Kraft zu haben. Nach 2009 und 2010 sicher der fruchtigste, aber gleichzeitig auch der charaktervollste, vielschichtigste Eisenberg.
Resümee: Immer mehr kommt die zu Beginn so gut im Hintergrund versteckte Würze auf. Immer mehr Grip bekommt der Eisenberg. Auf der Zunge ein Feuerwerk an Eindrücken, einmal Sauerkirsche, dann wieder schwarze Waldbeeren, vermengt mit Geäst und Erde, dann wieder etwas steinig und immer dieses feine Gerbstoffkleid, das für ‘Gefühl’ sorgt. Dabei stets in der Mitte der Zunge bleibend, niemals in die Breite gehend. Erst wenn die Säure über die Zungenspitze abfliesst das volle Leben preisgebend. Der ‘Einstiegswein’ in die Blaufränkischwelt von Uwe Schiefer? Lächerlich! Das ist wie üblich tolles Kino. Beeindruckt mit einer Säure die phantastisch ist, mit einer Frucht die fruchtig, aber niemals fleischig ist und mit einem erdig-würzigen Charakter, der eher Al Pacino als Justin Timberlake entspricht. Ich liebe ihn, den Eisenberg, seit Jahren.Für immer und ewig.
Tipp: Braucht 30-60 Minuten Luft. Obligate 16-18º sind empfohlen. Zu rustikalen Jausen wie zu Grillgut und würziger Gemüseküche. Oder einfach zur lustvollen Alleinunterhaltung. Vollkommen unkomplizierter und trotzdem anspruchsvoller Trinkspass.
Einen Bericht über den Eisenberg 2012 lesen Sie auch hier.
Verkostet wurde ein Blaufränkisch ‘Eisenberg’ 2012 von Uwe Schiefer aus Welgersdorf im Südburgenland, Österreich.
Kategorie: Uwe Schiefer, Verkostet