Stichwort: Cuvée

OT 2008 Oliviero Toscani

Caesar hätte diesen Wein aus dem Kübel gesoffen.

Trieft vor dunklem Saft und erinnert an römische Orgien mit ihrer sinnlich-sündigen Erotik und Opulenz. Sonntags-Toga anziehen und ab ins Getümmel!

Winzer/Weingut: Oliviero Toscani, Casale Marittimo, Italien.

Lage/Herkunft: Von einer Parzelle auf 450 Meter Höhe, welche in einer Nische mit viel Sonne, Wind und sehr eisenhaltigen Böden liegt.

OT magenta Flasche/Etikett: Auch diese schwere Burgunderflasche steht dunkelschwarz vor uns und auf ihr klebt jenes Etikett das wir schon kennen. Nur diesmal eben in Magenta. Das ist jene unselige Farbe die sich wohl mit den meisten Fehlbezeichnungen herumschlagen muss. Kein echtes rosa, kein richtiges rot, kein altrosa, kein rot wie auch immer. Nur Magenta. Dafür aber die Grundlage für jedes Rot, das wir dann als Zinnoberrot, Karminrot, Kirschrot, Erdbeerrot usw. wahrnehmen. Alles unklar? Gut. Ach ja, was in Magenta aufgedruckt ist ist das Logo von Oliviero Toscani. Ein Kreis mit einem T drin. Einfach einfach. Und wer das komplexe Design nicht richtig zu deuten vermag für den steht eben oliviero toscani drunter, um etwaige Fehlinterpretationen auszuschliessen. In Kleinbuchstaben, gross sind eh die Grossbuchstaben. Der Meister mag es irgendwie subtil.

Am Rückenetikett die selben Informationen wie am blauen Sticker. Auch hier springen einem sofort der Jahrgang sowie die 14% in die Pupille und lassen einen kurz tief Luft holen. Wir werfen uns in ‘Arbeitskleidung’ und lassen den Brummer aus der Toskana erstmal eine Stunde im grossen Bottich ein paar Runden fliegen.

Im Glas: Dunkles Rotbraun steht im Glas. Stockdunkel ist es drin und der Film klebt förmlich an der Wand.

14. Juli 2013 | 0 Kommentare ...alles

OT 2009

Nichts für Warmduscher.

Kein Wein für Warmduscher oder Ängstliche. Hier wird geklotzt und nicht gekleckert. Ein Power-Ranger mit jeder Menge Muskeln auf den Schultern.

Winzer/Weingut: Oliviero Toscani, Casale Marittimo, Italien.

Lage/Herkunft: Von einer Parzelle auf 450 Meter Höhe, welche in einer Nische mit viel Sonne, Wind und sehr eisenhaltigen Böden liegt.

OT cyan Flasche/Etikett: Dunkelschwarz steht die Burgunderflasche auf dem Tisch. Auf ihr das wohl reduzierteste Etikett das man sich vorstellen kann. Aus gestanzter Folie klebt kreisrund in blitzblau, fachsprachlich CYAN, das Logo von Oliviero Toscani, OT auf ihr. Das T im O, damit auch nicht der geringste Platz ‘verschwendet’ wird. Unterhalb auf einer ebenfalls gestanzten Folie oliviero toscani. Damit man weiss wofür das Logo, welches auf den ersten Blick sogar einen leicht okkulten Eindruck macht, steht. Das schwarze Rückenetikett ist ebenso in blitzblau bedruckt und beschränkt sich auf seinen ‘Erzeuger’ sowie den Jahrgang. Was sofort ins Auge sticht sind 14,5% und bevor wir uns dieser Wuchtbrumme annehmen, kommt sie zum Akklimatisieren für eine Stunde in den Glasballon.

Im Glas: So schwarz wie die Flasche ist, so schwarz steht der OT im Glas. Zum Rand hin eine leichte Aufhellung ins Granatrote.

10. Juni 2013 | 0 Kommentare ...alles

‘isa’ rouge 2010 Côtes de Thongue

Girls just want to have fun.

Frischer, fröhlicher und lebenslustiger geht Wein fast nicht mehr. Ein Biowein der täglich Spass macht und für lau zu erstehen ist. Absoluter Spasswein!

Winzer/Weingut: Les Chemins de Bassac, Puimisson/Languedoc, Frankreich.

Lage/Herkunft: Von Weinstöcken die um Puimisson im Languedoc auf roter Erde stehen. Aus biologischem Anbau.

isa Flasche/Etikett: Was sofort ins Auge sticht ist das ungewöhnliche Etikett das auf der Flasche klebt. Das obere rechte Eck ist quasi aus dem ganzen Stück ‘ausgestanzt’ und versetzt wieder eingefügt. Eine eigenwillige wie auch interessante Art für Aufmerksamkeit zu sorgen. In diesem ausgeschnittenen Teil steht schlicht und einfach isa drin, sowie der Hinweis, dass es sich um einen Vin de Pays handelt. Der Rest vom Etikett zeigt in gedeckten Farben alte Krüge und Flaschen sowie in gold den Schriftzug Les Chemins de Bassac.

Unterhalb des Hauptetiketts klebt nochmals ein schmaler Streifen auf dem das Biosiegel AB, welches das vom französischen Agrarministerium vergebene offizielle Siegel für Erzeugnisse aus biologischem Anbau in Frankreich ist. Am Rückenetikett steht in französisch ein wenig über die Geschichte des Weinguts, die Philosophie und den biologischen Abau sowie eine relativ ausführliche sensorische Beschreibung des Weines inklusive den Rebsorten die darin enthalten sind. Um ein wenig Luft zu tanken, kommt die ‘rote’ isa für eine Stunde in die Karaffe.

Im Glas: Wie ein Rubin funkelt isa aus dem Glas heraus, ist überraschend klar und transparent. Im Kern zeigt sich der Wein karminrot und der Rand in dunklem schwarzrot.

2. Juni 2013 | 0 Kommentare ...alles

Poeira 2009

Portugiesisches Kunstwerk.

Ein Tropfen den man zurecht als Kunstwerk bezeichnen darf. Soviel kühle Konzentration in die Flasche zu bringen ist Handwerk auf höchstem Niveau.

Winzer/Weingut: Jorge Moreira, Poeira, Provesende, Portugal.

Lage/Herkunft: Von den ältesten Reben der Quinta Poeira auf den steilen Schieferterrassen im Dourotal.

poeira 2009 Flasche/Etikett: Im Gegensatz zu den beiden bereits verkosteten Weinen Pó de Poeira Branco und Pó de Poeira tinto ziert diese Bordeauxflasche nicht das Etikett mit dem typischen weinroten Seidentuch, sondern ein violetter ‘Staubsaugerschlauch’. Dieser wechselt Jahr für Jahr und bei meinem nächsten Treffen mit Jorge werde ich ihn fragen was es damit auf sich hat. Nachdem Poeira aber für ‘Staub’ steht sollte der Bezug dazu irgendwie nahe liegen. Jedenfalls ist auch dieses Stück Papier wieder eine Augenweide, einfach quadratisch, einfach mit dem Namen des Weines beschriftet und eben der obligate violette Schlauch. Was man weiters wissen soll steht am hinteren Etikett ausführlich drauf und informiert über alles was einen interessieren könnte.

Bevor wir aber den ‘Portugiesen von Weltformat’ in die Gläser lassen wird er für 90 Minuten in die grosse Karaffe umgefüllt. Dort darf er sich ein wenig akklimatisieren und sich bereit für seine ‘letzte Reise’ machen.

Im Glas: Dunkelrot wie Stierblut steht der Poeira in vollem Saft im Glas. Ein ganz dünner rubinroter Rand blitzt frech auf und auch beim Schwenken wird der Wein nicht wirklich heller. Dafür ‘klebt’ er fast an der Wand und schmiert nur langsam wieder ab.

29. Mai 2013 | 0 Kommentare ...alles

Pagos del Moncayo 2010 ‘Garnacha & Syrah’

Vanille-Waldbeerbomber.

Ein kräftiges, saftiges und fröhlich-frisches Trinkvergnügen für entspannte Stunden in der warmen Stube.

Winzer/Weingut: Pagos del Moncayo, Vera de Moncayo/Saragossa, Spanien.

Lage/Herkunft: Von 80 Jahre alten Grenache- und Syrah-Reben auf kalkhaltigen Braunerdeböden in Campo de Borja am Fuße des Moncayo.

Pagos del Moncayo Flasche/Etikett: Die bullige Burgunderflasche ist mit einem Esprit versprühendem Etikett beklebt auf dem sofort die roten Weinspritzer ins Auge stechen. In gold ist der Name des Weines, der auch jener des Weinguts ist, in verspielter Typo aufgedruckt. Überhaupt wirkt alles dank der frechen Spritzer sehr verspielt und äusserst fröhlich und soll wohl einen Vorgeschmack auf das erzeugen, was einen dann im Glas erwartet. Die Spritzer sind farblich den Rebsorten angepasst. Für die Garnacha wird in fruchtigem rot und für die Syrah in dunklem lilarot gekleckert. Unten gross der Hinweis auf die Herkunft.

Auf dem Rückenetikett sehr viel Information über Wein und Herkunft und auch über die Zusammensetzung der Cuvée. Alles auf weiss in ebenso verspielter Typo wie schon am Hauptetikett aufgedruckt. Den schlanken Hals ziert eine weinrote Manschette mit dem goldenen Audruck Pagos del Moncayo. Bevor wir unsere Gläser füllen darf der ‘Basiswein’ der Familie Aibar für eine Stunde an die frische Luft.

Im Glas: Knalliger kann kirschrot fast nicht sein. Es ist so saftig rot im Glas, dass man liebsten reinbeissen möchte. Wie allerrotestes Kirschwasser funkelt es darin. Der Wein ist klar und transparent im Kern.

27. Februar 2013 | 0 Kommentare ...alles

‘Delic yeuses’ 2011

Risikobereiter Südfranzose.

Ein ‘g´rader’ Südfranzose der keinen Lärm macht, genug Persönlichkeit hat und sogar das Risiko wagt gerbstoffdominert aufzutreten.

Winzer/Weingut: Jean-Paul et Michel Dardé, Domaine Les Yeuses, Mèze/Languedoc, Frankreich.

Lage/Herkunft: Aus der Bucht von Mèze, gegenüber von Sète am Bassin de Thau im zentralen Languedoc, Frankreich.

Flasche/Etikett: Auf der Bordeauxflasche klebt ein in weisser Perlmuttstruktur gehaltenes Etikett. Der Name des Weins in frisch und frech glänzendem silber mit einzelnen weinroten Gross- und Kleinbuchstaben kombiniert aufgebracht. Dieser wird von einem silbernen Rebenblatt und einem Strauss weinroter Erdbeeren verziert. Am Rückenetikett alles was sonst noch wichtig ist in französisch. Und weil der ‘deliziöse’ Tropfen nocht ein echter Jungspund ist, darf er ein wenig in der Karaffe atmen.

Im Glas: Kaum im Glas ‘eingetroffen’ leuchtet der Delic yeuses in sattem granatrot aus selbigem heraus. Obwohl dicht in der Farbe gewährt der Tropfen eine gute und tiefe ‘Einsicht’.

In der Nase: In der Nase duftet es, um einen aktuellen Werbeslogan zu zitieren, ‘wuchtig fruchtig’ und man hat das Gefühl als würden einem überreife Erdbeeren in die Nasenflügel hüpfen. Vermischt mit kleinen roten Beeren und einem ganz dezenten Tick von so etwas Ähnlichem wie einer saftigen, in feinem Holz eingelegten Sauerkirschpflaume. Es duftet süss und saftig im Glas und wenn der Delic yeuses das auch im Mund bringt was er in der Nase ankündigt, dann wird das ein ebenso fruchtiges Erlebnis.

1. September 2012 | 0 Kommentare ...alles

‘Momentum’ rouge 2007 Vin de France

Ein Hammer in des Wortes Sinn.

Wuchtbrumme die jeden Sicherungskasten ausser Gefecht setzt. Süsses Monster mit gefährlich hohem Suchtpotential.

Winzer/Weingut: Raimond Villeneuve, Château de Roquefort, Provence, Frankreich.

Lage/Herkunft: Reblagen auf einer Hochlage von 350 – 400 Metern die in verschiedenen Terrassen bis zum Mittelmeer abfallen.

Flasche/Etikett: Wie üblich steht die dunkle Burgunderflasche mit dem aussergewöhnlichen Etikett auf unserem Tisch und es macht wie immer Spass sich dieses Stück Papier genauer anzusehen. Selten zuvor hat uns ein Design mehr begeistert als jenes der Flaschenetiketten auf den Weinen von Raimond de Villeneuves Château de Roquefort.

Wie schon in einem anderen Verkostungsbericht erwähnt ist das die erfolgreiche Zusammenführung von Contemporary Art und Renaissance. Die Symbiose von aristokratischem Touch und moderner Grafik verleiht dem Stück Papier und damit auch der Flasche echten Pepp und sollte vielleicht in einer eigenen T-Shirt-Kollektion ihre Krönung finden. Natürlich steht auch drauf was drin ist in der Flasche und alles was man sonst noch wissen soll. Und was den Tafelwein angeht, so ist der mit seinen 14,5% sicher keiner der sich vor seinen ‘edleren’ Brüdern verstecken will und muss.

Im Glas: Nach 90 Minuten wird der Momentum eingeschenkt und dann weiter in seiner Entwicklung beobachtet. Im Glas steht er in einem tiefdunklen granatrot, fast undurchsichtig. Da zeigt sich dichte Kraft und es herrscht mächtig Dampf im Kelch. An der Wand fliessen fette Kirchenfenster ab.

26. August 2012 | 0 Kommentare ...alles