Barbaresco, bitte mehr davon! Wer Barbaresco noch nicht so am Radar hat, dem sei dieser hier ans Herz gelegt. Schöner und eleganter kann man in die Nebbiolo-Welt nicht einsteigen. Winzer/Weingut: Elvio Cogno, Novello/Cuneo, Italien. Lage/Herkunft: Von Weinbergen im Ortsteil Ravera. Allgemeines: In der Ortschaft Novello, die zu den elf Gemeinden in der Provinz Cuneo gehört, […]
Stichwort: 225 Liter
Pet Nat 2015
Charaktervoller Individualist
Das Teil schmeckt einfach grandios, macht Spass im Mund, fühlt sich wunderbar an und sorgt für gute Laune in der Hütte.
Winzer/Weingut: Weinmanufaktur 3 Zeilen, Rödelsee/Franken, Deutschland.
Lage/Herkunft: Von der Einzellage Küchenmeister in Rödelsee.
Allgemeines: Zwei Weine habe ich bereits von Christian und Alexandra Ehrlichs Weinmanufaktur 3 Zeilen aus Franken verkostet und beide haben mir ausgesprochen gut gefallen. Heute steht wieder einer von den beiden auf meinem Tisch der Wahrheit, nur dass dieser hier Blasen drin hat. Zumindest ein paar. Handelt es sich nämlich um einen Pet Nat, also um einen sogenannten Perlwein (so darf man ihn bezeichnen wenn der Druck unter drei bar liegt), der ohne zweite Gärung auskommt. Den Pet Nat 2015, der nach französischer Schaum-Landwein-Art erschaffen wurde und aus 100% Sauvignon Blanc besteht, gibt es aber nur für Schnellentschlosse, hat man in der Weinmanufaktur gerade einmal 200 Flaschen davon abgefüllt. Eine habe ich hier stehen, bleiben also nur mehr 199 und auch die werden in der Zwischenzeit erheblich weniger geworden sein. Also, wer was haben will der sollte sich beeilen. Sonst gibt´s bereits nichts mehr davon bevor ich diese Kostnotiz beendet habe. Und das sollte es ja auch nicht sein. Oder?
Riesling Wunschkind 2015
Ein Wein wie ein Stein
Man staunt weil dieser Wein gerademal die Basis ist, was wiederum die Frage aufwirft, wie dann die Spitze aussieht. Ganz grosser Rieslingspass.
Winzer/Weingut: Materne & Schmitt, Winningen, Rheinland-Pfalz, Deutschland.
Lage/Herkunft: Von verschiedenen Lagen der Terrassenmosel.
Allgemeines: Wenn zwei Frauen über ein Wunschkind reden sollte man besser zweimal hinhören um sicherzustellen, dass es sich dabei nicht um Nachwuchs im herkömmlichen Sinn, sondern um Wein handelt. So heisst nämlich der Einsteigerwein von den beiden Winzerinnen Janina Schmitt und Rebecca Materne vom gleichnamigen Weingut Materne & Schmitt aus Winningen in Rheinland-Pfalz. Und der ist, wie könnte es für Moselwinzer anders sein, ein Riesling. Der Riesling Wunschkind 2015 ist quasi der “Kleinste” der beiden Damen die den Titel Dipl.-Ing. Oen. tragen. Weinbau studiert haben beide in Geisenheim und während Janina Schmitt unter anderem bei Robert Weil ein Praktikum absolvierte, tat Rebecca Materne dies bei Heymann-Löwenstein. Doch zurück zu ihrem Basisriesling, einer Cuvée aus verschiedenen Lagen der Terrassenmosel. Mit nur 11% kündigt sich ein flottes Weinvergnügen an und was der “Kleine”, der im Stahltank aufgezogen wurde alles drauf hat, dem werde ich jetzt auf den Grund gehen.
Ried Froschau 2013 Traminer
Phänomenales Mundgefühl
Ohne jeden Zweifel ein Wein der sich “Saufwein” nennen darf. Wenngleich das fast schon beleidigend ist bei all seiner Finesse und Persönlichkeit.
Winzer/Weingut: Weingut Harrer, Neusiedl am See, Burgenland, Österreich.
Lage/Herkunft: Von bis zu 90 Jahre alten Reben der Ried Froschau.
Allgemeines: Nicht zum ersten, und sicher auch nicht zum letzten Mal, steht heute ein Wein von Peter Harrer aus Neusiedl am See im Burgenland bei mir am Tisch der Wahrheit. Zu köstlich, zu aussergewöhnlich und vor allem trinkanimierend waren seine letzten beiden Tropfen die ich zur Verkostung hatte. Ein Blaufränkisch und dann ein Chardonnay Weisse Lagen. Einfach toll gewesen diese beiden. Heute steht wieder so ein eigenwilliger, um nicht zu sagen extrovertierter Wein von ihm vor mir; sein Traminer Ried Froschau 2013. Maischevergoren, ungeschönt, ungefiltert und ungeschwefelt. Ausgebaut im Holzfass. Die Lage selbst ist eine Senke, bepflanzt mit 90 Jahre alten Rebstöcken. Nachdem mir seine letzten beiden Weine ausgesprochen gut gefallen haben bin ich gespannt, was der Traminer alles drauf hat. Die Erwartung ist entsprechend hoch, ich habe eine Ahnung was auf mich zukommt und entscheide mich fürs grosse Glas. Zuerst jedoch kommt der gute Tropfen für eine Stunde in die Karaffe.
Gärtling 2015 Müller-Thurgau
Wein der getrunken werden will
Der Gärtling ist ein Wein über den man nicht endlos lange diskutieren muss, das ist ein Wein der einfach getrunken werden will.
Winzer/Weingut: Weingut Zöller, Droß im Kremstal, Österreich.
Lage/Herkunft: Vom Kremser Wachtberg mit Lössböden.
Allgemeines: Wenn ein Salzburger beschliesst, sich einen Weingarten im Kremstal zu kaufen, dann über die Jahre seinen Betrieb zu einem echten Weingut ausbaut und letztlich auch noch einen Müller-Thurgau für das Weinvolk auf den Markt wirft, dann muss das schon ein verrückter Kerl sein. Immerhin hat er aber Landwirtschaft an der BOKU studiert und weiss was Sache ist. Klar, Veltliner macht er auch, der Alexander Zöller, der sich selbst als “Bio-Spinner” bezeichnet (er bewirtschaftet seit Beginn an biologisch). Aber eben auch einen Müller-Thurgau, den Gärtling. Und der steht heute hier beim mir am Tisch der Wahrheit. Drei Tage hat er ihm Maischestandzeit verordnet, ausgebaut wurde der Tropfen, den eigentlich niemand wirklich trinkt und der trotzdem wieder stark in Mode kommt, im Stahltank. Warum der Müller-Thurgau Gärtling 2015 vom Weingut Zöller anders sein soll als seine Artgenossen, dem werde ich jetzt auf den Grund gehen und lasse mich gerne überraschen. Dem Ritual entsprechend wandert er aber vorher für eine halbe Stunde in die Karaffe. Ein wenig Luft wird ihm sicherlich nicht schaden.
Musso Oliva 2011 Veneto Rosso
Wein für Entdecker
Das ist Wein für Abenteurer und für Leute, die gerne auch mal abseits der ausgetretenen Pfade wandern wollen.
Winzer/Weingut: Vignaioli Contrà Soarda, San Michele di Bassano del Grappa, Veneto, Italien.
Lage/Herkunft: Von vulkanischem Boden aus dem Veneto.
Allgemeines: Ein aussergewöhnlicher Tropfen steht heute am Tisch der Wahrheit. Eine Cuvée aus Marzemino, Carmenère und Pinot Nero. Untypischer italienisch geht fast nicht mehr. Bis auf Marzemino, aber auch den muss man kennen. Der Wein hört auf den Namen Musso Oliva und ist eine sogenannte Limited Edition, was soviel heisst, wie, dass man sich so rasch wie möglich ein paar Flaschen sichern sollte bevor es nichts mehr davon gibt. Dafür verantwortlich zeichnet Mirco Gottardi von Vignaioli Contrà Soarda aus San Michele di Bassano del Grappa im Veneto. Der Musso Oliva 2011 Veneto Rosso IGT, so sein vollständiger Name, wurde im 500 Liter Eichenfass und im Barrique ausgebaut und stammt aus nachhaltiger Bewirtschaftung. Benannt ist der Musso Oliva übrigens nach der Eseldame Oliva, die für ihr störrisches Verhalten berühmt sein soll. Nichts genaueres weiss man aber nicht. Bevor der gute Tropfen aber in das blankpolierte Glas darf, wird er für eine Stunde in der Karaffe sich selbst überlassen
Villanyi Kékfrankos Nagytótfalu 2012
Fein, feiner, Nagytótfalu
Eine traumhaft gelungene Symbiose von subtiler Frucht, präsenter Würze und leichtfüssiger Rasanz.
Winzer/Weingut: Weingut Hummel, Villanyi, Ungarn.
Lage/Herkunft: on kalkhaltigen, mineralischen Lössböden in Villanyi.
Allgemeines: Einen hatte ich ja schon vom Weingut Hummel aus Villanyi; den Lindenblättriger 2015. War das ein Erlebnis! Heute habe ich einen zweiten Wein von ihm, der mich ganz neugierig gemacht hat, am Tisch der Wahrheit stehen; den Kékfrankos Nagytótfalu 2012. Der Name Nagytótfalu erinnert mich irgendwie an Nosferatu, aber nur weil ich ihn nicht aussprechen kann und ihn quasi optisch umforme. Jedenfalls ist es ein lupenreiner Blaufränkisch (Kékfrankos) der biologischem Anbau entspringt und im Barrique ausgebaut wurde, von wo er mit schlappen 11,5 Umdrehungen in die Flasche wanderte. Hört sich für mich nach einem mehr als leichten Trinkvergnügen an. Horst Hummel sagt, dass 2012 ein grosser Jahrgang mit niedrigen Erträgen war. Wie gross der Jahrgang wirklich war und wie sich die niedrigen Erträge in seinem Kékfrankos Nagytótfalu widerspiegeln, dem gehe ich jetzt auf den Grund. Ein wenig Luft in der Karaffe schadet nie und nach einer halben Stunde wird der gute Tropfen angetrunken.
Lindenblättriger 2015 Hárslevelü Villanyi
Was für ein Wein! Bitte mehr davon!
Schmecken und fühlen gleichzeitig. Sinnlich, saftig, trocken, fein und elegant. Das Mundgefühl ganz einfach traumhaft. Absoluter Suchtstoff!
Winzer/Weingut: Weingut Hummel, Villanyi, Ungarn.
Lage/Herkunft: Von kalkhaltigen, mineralischen Lössböden in Villanyi.
Allgemeines: Heute steht ein Hárslevelü am Tisch der Wahrheit. Kennen Sie doch, oder? Nein? Na gut, Hárslevelü ist ungarisch und heisst Lindenblättriger. Den kennen Sie aber. Auch nicht? Dann bitte bei Horst Hummel in Berlin nachfragen. Der macht daraus nämlich Wein, aus dieser alten autochthonen Rebsorte Ungarns. Im Weingut Hummel in Villanyi. Soviel zur Orts- und Rebsortenorientierung. Sein Hárslevelü, ich werde ihn hier Lindenblättriger nennen weil es einfacher ist, ist ein Gutswein (1 Hummel), die Orts- und Premiumweine haben entsprechend mehr. Hummeln. 74 Stunden Maischestandzeit lassen schon im Vorfeld auf ein recht dichtes aromatisches Weinvergnügen schliessen, die 12,5 Umdrehungen auf ein erfreulich leichtes. Instinktiv verfrachte ich den guten Tropfen für eine halbe Stunde in die Karaffe und entscheide mich für das grosse Burgunderglas. Ich bin mir sicher, dass der Wein das durchaus mag und freue mich auf den ersten Lindenblütler Lindenblättrigen meines Lebens. Die Premiere kann beginnen.
Mitsegeln