Première de Figuière 2012

| 29. Juni 2013 ...alles

Knochentrocken mit Verdunstungsfaktor 100.

Einer jener südfranzösischen Rosés, die den innigen Wunsch nach 45º im Schatten aufkommen lassen. Referenz-Rosé aus der Provence.

Winzer/Weingut: Domaine Saint André de Figuière, La Londe de Maures in der Provence, Frankreich.

Lage/Herkunft: Von den ältesten Reben der Bio-Domaine, auf Kalkmergel stehend, von Hand gelesen und extrem schonend verarbeitet.

Première de Figuière 2012 Flasche/Etikett: Eine wahre Erscheinung in ‘Lachs’ steht hier am Tisch und leuchtet einem aus der klaren Bordeauxflasche entgegen. Das Etikett auf ihr in créme gehalten, oben und unten mit einer schmalen goldenen Bordüre eingefasst. Ganz gross in Kapitalen steht oben drauf PREMIÈRE, in der Mitte klein und rot der Jahrgang und Côtes de Provence. Im unteren Teil ein kleiner Barockengel und ganz unten Domaine Saint André de Figuière. In der goldenen Bordüre ist noch Familie Combard eingedruckt.

Das Rückenetikett informiert den Weinfreund mit Angaben über den Wein, die enthaltenen Rebsorten (auch über jene die in Rot- und Weisswein der Domaine verarbeitet wurden. Ebenso ein paar terroirspezifische wie sensorische Informationen sowie ein Hinweis auf die Lagerfähigkeit und ebenso über die empfohlen Trinktemperaturen für Weiss, Rot und Rosé. Selbstverständlich in französisch, wie so üblich. Und weil der Première de Figuières keine ‘Vorlaufzeit’ benötigt wird die Flasche einfach aufgemacht damit der Inhalt in die Gläser kommt.

Im Glas: Lachs as Lachs can, oder so ähnlich, funkelt der Première de Figuières aus dem Glas heraus. Die typische Farbe die entsteht wenn der Wein durch Direktpressung gewonnen wird. Eigentlich sieht es fast so aus als hätte der Lachs beschlossen als Albino aufzutreten, so hell ist seine Farbe.

In der Nase: Die Nase strömt eine Frische hoch die einfach unwiderstehlich frisch und würzig im Sinne von frischen Kräutern ist. Erdbeeren, Himbeeren, rosa Grapefruit und eine Salzigkeit wie es nur grosse Rosés aus der Provence zustande bringen vereinen sich zu einem animierenden Aromenorchester. Fast pikant, richtig delikat und mundwässernd ist der Duft,. Man spürt wie sich die Geruchsnerven zusammenziehen ob dieser Lebendigkeit, wie sie danach gieren benetzt zu werden. Man würde den Wein am liebsten durch die Nase trinken.

Im Mund: Feinst fruchtig mit einer Ladung Himbeeren und jener bereits erwähnten Salzigkeit trifft der Première de Figuières auf die Zunge. Nicht einfach nur fruchtig wie ein gewöhnlicher Rosé, hier zieht ein feinherber Film mit, macht den Tropfen ganz leicht phenolisch und lässt einen diese berühmte hauchzarte Bitternote auf der Zunge spüren. Es ist dieser Gerbstoffhauch der einen Rosé wie den Premiere de Figuières so animierend, so appetitanregend und so unwiderstehlich trinkig macht. Ein schlankes, aber doch mundfüllendes Gefühl breitet sich aus wenn der Wein seinen delikaten Charakter zeigt, wenn diese grüne Kräuterwürze sich öffnet und den Gauen in einen feinherben Mantel hüllt. Man spürt die Himbeeren und auch ein wenig rosa Grapefruit, nimmt einen Tick von Zitrone wahr und verliert sich in dem herben, mit einem Schuss Salz versetzten Abgang.

Knochentrocken zieht der Wein über die Zungenmitte, verlässt sie dabei nicht und breitet sich im vorderen Teil mit der erwähnten feinherben Note aus. Man kann förmlich spüren wie er darauf verdunstet und wie sein Nachhall ebenso staubtrocken ist. Solange man sich mit dem Wein im Mund ‘spielt’ spürt man seine feinherben Fruchtaromen und nimmt diese äusserst elegante und beeindruckende salzige Note wahr. Sowie man ihn schluckt wird einem klar wie rücksichtslos sich Trockenheit bemerkbar machen kann. Gnade ist ihr ein Fremdwort. Als hätte man nie etwas Flüssiges im Mund gehabt hechelt man dem Geschmack von vor zehn Sekunden hinterher, will ihn einfangen und merkt, dass die Zunge nur mehr diesen herben Film auf ihr hat und bereits völlig dehydriert ist. Man muss sie ständig erneut benetzen und den Mund ein wenig voller nehmen, um dem Première de Figuières habhaft zu werden.

Der einzige Nachteil den der Première de Figuières hat ist der, dass man diesen elitären Südfranzosen in der Regel in Deutschland oder Österreich trinkt und sich dabei schon fast krankhaft den Süden Frankreichs auf die Terrasse oder in die Wohnung wünscht. Man riecht das Meer, man spürt es, schmeckt diese vertraute salzige Brise die einem in die Nase weht und realisiert bei vollem Bewusstsein, dass man am falschen Ort ist.

Resümee: Der Première de Figuières ist einer jener südfranzösischen Rosés die den innigen Wunsch nach 45º im Schatten aufkommen lassen. Um endlich jene Ausrede zu haben die man sonst nicht in Worte fassen, geschweige denn argumentieren kann, wenn man die Arbeit niederlegen und sich einfach dem Genuss hingeben will. Ich kenne diesen ‘Rosé’ nun seit Jahren und immer wenn es etwas wärmer draussen wird ist er der Erste der von seinem Korken befreit wird. Ich hole mir dann die Provence in meine Bude und stell´ mir vor, dass die Hitze draussen unerträglich und der Première de Figuières die Antwort auf alle Fragezeichen dieser Welt ist. 12,80 kostet dieser Tropfen und wenn Sie jeden Tag eine Pulle davon verputzen wollen, dann kommt das auf gefühlte 90 Euro in der Woche. Dafür bekommen Sie in der Provence bestenfalls ein Zimmer, für einen Tag.

Tipp: Öffnen Sie die Flasche (besser zwei) und servieren Sie den Tropfen bei 10 bis allermaximalst 11º. Sie können kochen, wenn Sie wollen, müssen aber nicht. Passt zu allem was ‘mediterran’ ist – und das ist Vieles – oder trinken Sie den Freudenspender einfach weil Montag, Mittwoch oder sonst ein Feiertag ist. Und wenn es wirklich ‘heiss’ wird handeln Sie ihn an der ‘Kollegen-Börse’ als Wundermittel gegen Schweissausbrüche.

Einen Bericht über den Première de Figuière lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Première de Figuière 2012 von der Domaine Saint André de Figuières La Londe de Maures in der Provence, Frankreich. Der Wein wurde uns von der K&U Weinhalle zur Verfügung gestellt.

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Kategorie: K&U Weinhalle, Verkostet

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