Patrimoine 2015

| 16. September 2017 ...alles

Ein wahrer Herbstwein

Ein Wein mit dem man es sich auf der Couch gemütlich macht oder ihn zur inneren Entschleunigung geniesst.

Winzer/Weingut: Domaine Boudau, Rivesaltes, Roussillon, Frankreich.

Lage/Herkunft: Von besten Rebstöcken aus Châteauneuf-du-Pape, die auf Kalkböden stehen.

Patrimoine 2015JPG Allgemeines: Zu den heissesten Tipps Südfrankreichs gehört die Domaine Boudau am Fuss der Pyrenäen, von welcher heute ein Wein auf meinem Tisch der Wahrheit steht. Véronique und Pierre Boudau haben in ihren Weingärten bestes Rebmaterial, das aus den berühmtesten Lagen aus Châteauneuf-du-Pape stammt gepflanzt, welche dort auf Kalkböden wachsen. Jahr für Jahr werden die beiden von der Presse gefeiert, für ausgezeichnete Weine mit einem aussergewöhnlichen Preis/Genussverhältnis. In der Klasse in der sich die Weine der Domaine Boudau bewegen, kann keiner mit, obwohl diese auf einer Stufe mit den Prestigeweinen des Roussillon stehen und es jederzeit mit ihnen aufnehmen können. Ich habe heute den Patrimoine 2015 Côtes du Roussillon Villages zur Verkostung, eine Cuvée aus Grenache, Syrah und Carignan. Der Patrimoine ist der Spitzenwein der Domaine und wie der schmeckt, dem werde ich jetzt auf den Grund gehen. Eine halbe Stunde in der Karaffe wird ihm zugestanden bevor er ins Glas kommt.

Im Glas: Wie ein Rubin funkelt der Patrimoine im Glas vor sich hin.

In der Nase: Das Riechorgan nimmt er auf der Stelle mit saftig-reifen roten Früchten in Beschlag, schiebt eine dezente Würze hinterher und wirft ganz frech auch mit Oliven durch die Gegend. Aus der Tiefe taucht eine Handvoll schwarzer Johannisbeeren auf und sorgt für dieses unverkennbare, leicht süssliche Cassisbukett. Eine echte Wohltat die sich da die Nasenflügel hoch arbeitet. Ein wahrer Duft des Südens.

Im Mund: Mammamia! Da rieselt doch der Kalk durchs Futterzentrum! Samt in flüssig möchte man fast meinen, getränkt in reifer, saftiger Frucht von Waldbeeren. Sündhaft der Körper, der sich über die Zunge wälzt, diese Dichte, diese Essenz von Rot, einfach herrlich. Dazu Kaffee und feinste dunkle Edelschokolade, ein Hauch von Leder und ein paar getrocknete Kräuter. Da steht ein richtiger Kerl im Mund und zeigt wie Kraft & Saft geht, ohne dabei breit oder gar heiss zu werden. Dass dem so ist, dafür sorgt eine sehr lebendige Säure die dem Patrimoine seine Agilität verleiht. Am Gaumen griffig, dunkelrot und feinst geröstet. Das Tanninkleid grandios. Der Wein selbst, höchst gefährlich, weil man sich allzu rasch in ihn “verguckt”. Was für ein Saft!

Betörend ist diese süsse Note die sich durch den inneren Kern des Patrimoine zieht, diese Mischung aus reifen Waldbeeren, aus Cassis und Feigen. Am Ende merkt man sogar einen leicht salzig-sauren Stich am Gaumen, der richtig frech und neckisch wirkt. Der Tropfen füllt den Mund ohne schwer zu sein, er ist würzig, ohne diese in den Vordergrund zu drängen. Er lässt dem dichten Saft der Frucht den Vortritt. Am Gaumen fasziniert er mit leichten Röstaromen frisch gemahlenen Kaffees und den Aromen allerfeinster Schokolade. Im Nachhall hält er endlos an, ist zuerst kirschig, dann geröstet und am Ende einfach eindrucksvoll. Und während ich da sitze und an dem Wein rumnuckle, kommt mir Deep Purples “Child in Time” in den Sinn. Dazu passt der Tropfen wie die Faust aufs Auge. Ohne jeden Zweifel.

Der Patrimoine ist ein Verführer. Und was für einer. Geht an der Luft immer mehr aus sich heraus, wird immer feiner und auch mineralischer und lässt unmissverständlich wissen, dass er ein Wein für den Herbst ist. Er schmeckt nach Spätsommer, lässt den Herbst dank seiner Würze ahnen, erzählt der Zunge und dem Gaumen durch seine reifen Beeren wunderbar süsse Geschichten und empfiehlt sich auch für kalte Wintertage.

Resümee: Ein Wein mit dem man es sich auf der Couch gemütlich macht, den man sich zu kräftigen Gerichten gönnt, oder ihn zur inneren Entschleunigung geniesst. Auf jeden Fall ein kleines Juwel um schlichte Euro 16,95. Dafür gibt es viel mehr Wein als man sonst irgendwo bekommt.

Tipp: Eine Stunde Luft ist perfekt, entwickelt sich in der Karaffe weiter. Mit 16-18º am besten. Zu Geschmortem, Eintöpfen, Wild und mehr ein ausgezeichneter Begleiter. Als Solist ein Tropfen für die Couch.

Einen Bericht über den Patrimoine lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Patrimoine 2015 Côtes du Roussillon Villages vom Domaine Boudau aus dem Roussillon, Frankreich. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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Kategorie: Pinard de Picard, Verkostet

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