Müller-Thurgau 2016

| 14. September 2017 ...alles

So cool kann Müller-Thurgau sein

Müller-Thurgau kann so richtig cool sein. So wie der hier. Chapeau, und noch ein Glas darauf. So macht das Spass, so zischt das.

Winzer/Weingut: Angelina Schmücker, Biebelsheim/Rheinhessen, Deutschland.

Lage/Herkunft: Aus Trauben vom Weingut Johanninger.

Mueller-Thurgau Schmuecker Allgemeines: Wenn der Müller aus dem, oder mit dem Thurgau, oder so. In Wirklichkeit ist er aber aus Rheinhessen, dieser Müller-Thurgau, und zwar von Angelina Schmücker. Jener jungen Frau, die im Grunde mit Wein gar nichts am Hut hatte, dann aber, nachdem sie vom Ruhrgebiet nach Rheinhessen “ausgewandert” war, einfach beschloss Winzerin zu werden, nach Geisenheim ging um Weinbau und Oenologie zu studieren und heute ihre Weine in Biebelsheim beim Weingut Johanninger herstellt. Die Trauben für ihre Weine erhält sie ebenso vom Weingut und man lässt sie einfach ihre Weine nach ihren Vorstellungen machen. Nicht gerade das klassische System, deshalb auch umso interessanter und spannender. Ich habe heute den Müller-Thurgau 2016 von Angelina Schmücker am Tisch der Wahrheit stehen und bin bereits mehr als gespannt, wie die “Frau aus dem Revier” diese leider noch immer unterschätzte Rebsorte interpretiert. Also, runter mit dem Schrauber und dann ab ins Glas mit dem Müller.

Im Glas: In hellem strohgelb zeigt sich der Müller-Thurgau im Glas.

In der Nase: In den Nasenflügeln macht sich eine typische Muskatwürze fein bemerkbar, welcher ebenso zarte Pfirsich- und Maracujanoten gegenüber stehen. Es ist ein eleganter Duft, kein Gebrüll im Riechorgan, kein Lärm, nur eine angenehme Frische die am Schluss auch leise Zitrustöne nachschiebt. Steckt man die Nase tief genug hinein ins Glas, dann merkt man wie sich langsam dezenter Speichelfluss einstellt und man nach dem ersten Maul voll Wein giert.

Im Mund: Das hat Substanz, keine Frage. Da steht ein durchaus kräftiger Müller-Thurgau auf der Zunge, man spürt die Zeit die er auf der Hefe verbracht hat dank seiner enormen Dichte. Da ist Würze drin und auch viel Frucht. Reifer Pfirsich und Maracuja matchen sich auf der Zunge, stehen saftig auf ihr und üben eleganten Druck im Mund aus. Über den Gaumen zieht eine bezaubernd leise Muskatwolke, ganz fein, gerade so, dass man sie wahrnimmt. Einfach köstlich. Zitrustöne begleiten leise dieses Schauspiel von Frucht und Würze. Der Abgang zart muskatig, fein und am Ende spürt man auch ein wenig Kalkstaub wie er sich am Gaumen festkrallt.

Der Tropfen ist ein richtiger Aromabolzer. Doch macht er keinen Lärm, ganz im Gegenteil. Das ist genau der Stoff, nach dem Freunde leiser Muskatellerweine suchen, ihn aber nicht finden weil die meisten einfach nur ordinär durch die Gegend brüllen. Dieser Müller-Thurgau aber hat genau jene feine Dosis Muskatwürze in sich, die vollkommen reicht um Aromatik zu verbreiten. In Kombination mit reifer Maracuja schmeckt das alles richtig sexy und die Dichte seines Körpers sorgt für ein wunderbares Mundgefühl. Feiner Grip am Gaumen, eine Handvoll Kalk und fertig ist ein Müller-Thurgau wie man ihn sich wünscht. So macht das Spass, so schmeckt das, so ist das richtig cool. Ich glaub ich gönn mir noch ein Glas davon.

Gibt man dem Tropfen etwas Zeit und Luft, wird er immer feiner in seinem Wesen, nimmt an Dichte etwas ab und treibt seine Kalkigkeit ein wenig weiter in den Vordergrund. Am Gaumen haftet der Müller-Thurgau etwas fester, im Abgang dominiert die Maracuja ein wenig mehr und der Nachhall ist edelst aromatisch. Verblüffend ist und bleibt das harmonische Zusammenspiel von Substanz und gleichzeitiger Leichtigkeit. Obwohl er kompakt und kraftvoll ist, trinkt er sich so einfach wie auch rasch und lustig weg.

Resümee: Eigentlich schade, dass der Sommer vorbei ist, weil der Kerl einfach wie dafür gemacht ist. Aber auch den Herbst wird er gekonnt veredeln und ich bin sicher, dass dieser Tropfen viele Freunde finden wird. Müller-Thurgau kann so richtig cool sein. So wie der hier. Chapeau, und noch ein Glas darauf, weil heute Mittwoch und das Wochenende meilenweit entfernt ist. Cheers!

Tipp: Runter mit der Kapsel und rein ins grenzenlose Weinvergnügen. 8-10º im Glas und am besten einfach ohne alles zur reinen Selbstbespaßung trinken. Bedenkenlos in Durstlöscherdosis zu geniessen.

Einen Bericht über den Müller-Thurgau lesen Sie auch hier.

Wein & und Winzer-Info:

Mueller-Thurgau Schmuecker 200x76
Wein: Müller-Thurgau 2016
Winzer: Angelina Schmücker
Rebsorte(n): Müller-Thurgau 2016
Anbaugebiet: Rheinhessen
Anbau: Biologisch
Ausbau: Stahltank
Empfehlung: -
Verschluss: Schraubverschluss

Bezugsquelle: 225 Liter, München, Deutschland.

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Kategorie: 225 Liter, Verkostet

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