Stichwort: Spanien

Propiedad 2011 Rioja tinto

Orales Naturschauspiel

Muskulös wie Spartakus der Gladiator. Kraftvoll, unbezwingbar, edel. Und von erlesenstem Charakter. Ein Heldentrank.

Winzer/Weingut: Alvaro Palacios, Tarragona, Katalonien, Spanien.

Lage/Herkunft: Von bis zu 100 Jahre alten Reben von vollkommen “chemiefreien” Böden.

Propiedad 2011 Allgemeines: Aus dem berühmten Rioja kommt der Wein der heute hier am Tisch der Wahrheit steht. Von einem Winzer, der zu den bedeutendsten der Welt zählt; Alvaro Palacios. Sein L‘Ermita ist Kult in der Weinwelt und seine anderen Weine zählen ebenfalls zum besten was es vom spanischen Markt zu erwerben gibt. Alvaro Palacios ist Biodynamiker, hegt und pflegt seine bis zu 100 Jahre alten Rebstöcke auf “chemiefreien” Böden und bearbeitet seine Weingärten mit Pferd und Esel. Kurz gesagt, Alvaro Palacios ist Kult. Von ihm habe ich heute seinen Propiedad 2011, einen unfiltrierten Rioja von uralten Grenache-Reben in der Verkostung. Mit seinen 14,5 Umdrehungen gehört der Propiedad nicht gerade zu den Leichtgewichten und ich bin deshalb mehr als gespannt, wie sich dieser Power-Ranger im Trunk präsentieren wird. Bevor der gute Tropfen aber ins Glas darf, wandert er für eine halbe Stunde in die grosse Karaffe um etwas Luft zu schnappen.

29. Januar 2016 | 0 Kommentare ...alles

Rioja ‘Viña Tondonia’ Gran Reserva Blanco 1991

Flüssigkeit gewordene Patina.

Als würde man sich auf eine andere Ebene begeben, sich von allem lösen und das Sein auf den Geschmack und das Gefühl reduzieren.

Winzer/Weingut: Lopez de Heredia, Haro, La Rioja, Spanien.

Lage/Herkunft: Von der Lage Tondonia in der Nähe des Ebro an der Grenze zur Rioja Alavesa.

Vina Tondonia 1991 Flasche/Etikett: Auf der Bordeauxflasche klebt das bekannte wie auch einprägsame Etikett welches alle Heredia-Weine ziert. Vanillegelber Untergrund und darauf jede Menge Information. Links oben ein rundes Bild des Betriebes in schwarz/weiss, schräg durch die Mitte zieht sich über die volle Breite Lopez de Heredia Viña Tondonia in geschwungener Typo. Im dicken schwarzen Balken unterm ‘Hauptbereich’ des Etiketts steht VIÑA TONDONIA in grossen Kapitalen und unterhalb, im wieder hellen Teil COSECHA DE 1991. Es ist ein klassisches, nostalgisch anmutendes Stück Weinbeklebung, welches unter dem goldenen Netz fast die volle Höhe der Flasche in Anspruch nimmt. Das Netz, Alambrado genannt, dient heute nur mehr zur Dekoration und war früher Schutz vor listigen Weinhändlern, die den ‘guten’ Wein oft gegen minderwertigen austauschten und so ihren Ertrag erheblich steigerten. Mit dem Netz konnte man dies perfekt unterbinden. Entgegen der heute noch immer verbreiteten Meinung hat es aber nichts mit der Qualiät des Inhalts zu tun. Das Rückenetikett zeigt ein buntes, ministerielles Garantiezertifikat auf dem ganz unten der Hinweis steht, dass es sich um eine Gran Reserva handelt. Alles andere steht vorne drauf. Da empfohlen wird den Wein zu dekantieren folge ich dem und fülle die halbe Flasche vorsichtig in die Weissweinkaraffe um.

Im Glas: Goldig wie Rapunzels Haar steht der rare Tropfen im Glas.

19. Dezember 2014 | 0 Kommentare ...alles

Viura de Azul y Garanza 2012

Neckisch & verführerisch.

Kein Tropfen den man aufmacht um entspannte Stunden zu verbringen. Vielmehr einer der da ist, um mit Spass genussvoll weggemacht zu werden.

Winzer/Weingut: Bodega Azul y Garanza, Navarra, Spanien.

Lage/Herkunft: Von kargen, auf über 400 m Höhe liegenden Kalk- und Lehmböden vor der Kulisse des Nationalparks Bardenas Reales.

Viura 2012 Flasche/Etikett: Pünktchen und Anton kleben auf der Flasche. Nur Anton fehlt. Dafür sind umso mehr goldgelbe Punkte (ganz genau 40 an der Zahl) auf dem sonst komplett weissen Etikett zu sehen. Unterhalb Navarra als Herkunftsnachweis und in klassischer Typografie Viura de Azul y Garanza sowie der Jahrgang. Wie Sommersprossen stehen die kleinen Punkte auf dem weissen Untergrund und verleihen dem Etikett jugendliche Frische und Verspieltheit. Ein modernes Design, nicht überladen und doch mit dem gewissen frechen Pepp versehen.

Am rechten äusseren Rand des Etiketts ganz oben der Hinweis, dass es sich um einen Vino Ecológico handelt, sowie auch hier wieder (wie schon beim Abril) die übergenaue Angabe der vol.% mit 12,8. Weiters das europäische Bio-Zeichen sowie als eigenes kleines Etikett das Siegel der D.O. (Denominación de Origen) Navarra am unteren Flaschenrand angebracht. Ohne weitere ‘Vorbehandlung’ wird der Viura geöffnet und eingegossen.

Im Glas: In relativ blassem strohgelb dreht der Viura seine Runden im Glas. Ein dezenter Grünstich funkelt im Gegenlicht durch.

14. März 2014 | 0 Kommentare ...alles

Viña Pedrosa ‘Crianza’ 2008 Ribera del Duero

Megasüffiger Spasswein.

Eine megasüffige ‘Crianza’ die es locker mit einigen ‘Reservas’ aufnimmt und einige davon völlig humorlos in den Schatten stellen würde.

Winzer/Weingut: José Manuel Pérez, Bodegas Hnos. Pérez Pascuas, Pedrosa de Duero, Spanien.

Lage/Herkunft: Von den Hängen des Duero, die auf einer Hochebene zwischen 500 und 800 m hoch liegen und extremen Witterungsschwankungen ausgesetzt sind.

Flasche/Etikett: Auf der langen schlanken Flasche klebt ein ebenso langes und schlankes, in weiss gehaltenes Etikett. Irgendwie sieht es ‘typisch spanisch’ aus, kennt man die Art dieses Designs, der klassischen Typografie und der irgendwie schlichten, unaufgeregten und leicht verstaubt wirkenden Gesamtgestaltung. Ein Etikett wie ein Klischee, mit elegant geschwungenem Namen in der Mitte, die Qualitätsbezeichnung als Bestandteil dessen und auch was Herkunft und Produzent angeht und somit nichts wirklich Neues in der Welt der Weinbeklebungen. Einzig der am Flaschenhals aufgeprägte Name der Crianza sorgt für etwas Abwechslung.

Das Rückenlabel ist in spanisch abgefasst, weist auf die rigorose Selektion des Leseguts und den 18-monatigen Barriqueausbau hin und darunter, auf einem eigenen kleinen Streifen noch der Hinweis, dass es sich um einen Wein aus dem ‘Herzen des Duero’ handelt. Bevor die Crianza in die Gläser kommt wird sie im Dekanter etwas Sauerstoff aufnehmen und nach einer Stunde darf sie dann zeigen was sie kann.

31. Oktober 2012 | 0 Kommentare ...alles

Muret Azul tinto 2008

Bäuerlicher Okkultismus.

Dunkelwürzig riecht er, dunkelwürzig schmeckt er und erdig, rustikal und bäuerlich fühlt er sich an. Konzentrierte Grenache für ‘echte Männer’.

Winzer/Weingut: Bodega Vinae Mureri, Murero/Saragossa, Spanien.

Lage/Herkunft: Von 80-100 Jahre alten Reben, die auf steilen Schiefer-Lagen auf einem 800 und 1000 m hohen Plateau in Aragon stehen.

Flasche/Etikett: Rank und schlank steht die Bordeauxflasche auf dem Tisch und auf ihr klebt ein in äusserst unüblichem blau gehaltenes, turmhohes Etikett. Eine farbliche Wohltat unter dem gewohnten Einerlei. Auch der geschichtliche Hintergrund des Namens ist insoferne interessant als sich der Name Muret auf die Schlacht um Muret bezieht, als das Languedoc noch unter der Lehnsherrschaft des Königreiches von Aragonien stand. Was den Beinamen Azul angeht heisst zwar auch eine brasilianische Billigfluggesellschaft so, in diesem Fall aber steht er wohl eher für die blaue Farbe der Beklebung auf der Flasche. Graphisch anspruchsvoll gestaltet ‘fliegt’ die Schrift fast auf dem blau schimmernden Etikett. Am Rückenetikett Wissenswertes in spanisch, interessant dabei die Angaben über die Reifung von 14 Monaten, die optimale Reife, die Trinkempfehlung von 2010 bis 2015 und die Trinktemperatur von 14º. Wir halten uns daran und giessen den Wein, nachdem er eine Weile im Dekanter Luft geschnappt hat, entsprechend kühl in unsere Gläser.

Im Glas: In leuchtendem dunkelkirschrot dreht der Muret Azul seine Kreise im Glas und lässt trotz seiner Dichte noch einen tiefen Einblick in den Kern zu. Die Glaswand wird vollflächig von einem kräftigen Film benetzt und deutet entsprechend Gehalt im Kelch an.

30. Oktober 2012 | 0 Kommentare ...alles

‘A Coroa’ 2011 Godello

Von der New York Times zum besten seiner Art gewählt.

Gleich einer Fatamorgana kommt und geht der Tropfen. Ein Weinerlebnis das sogar die New York Times zu Lobeshymnen hinreisst.

Winzer/Weingut: Adega A Coroa, Valdeorras, Spanien.

Lage/Herkunft: Von den hügeligen Weingärten im Valdeorras-Tal im Zentralterritorium Gigurri.

Flasche/Etikett: In der langen, schlanken Bordeauxflasche steht der Godello nun vor uns und ein einfaches und übersichtliches Etikett klebt auf ihr. In weiss gehalten ist das Stück Papier, mit dem Namen der Adega, was auf portugiesisch soviel wie Weinkeller heisst, und einer aufgestanzten Krone drauf. Deshalb auch der Name Coroa, der ebenfalls aus dem portugiesischen stammt, weil Valdeorras nämlich ganz nahe an der Grenze zu Portugal liegt.

Am Ende des Etiketts das illustrierte Weingut wie es wirklich aussieht. Ein simples aber umso wirkungsvolleres Design. Am Rückenetikett erfährt man alles was man wissen muss. Spanischkenntnisse vorausgesetzt. Und weil der A Coroa etwas ganz besonderes ist, darf er bevor er zuerst einmal österreichische Luft schnuppern und kommt dazu für eine halbe Stunde in die Karaffe.

Im Glas: Grünlich gelb leuchtet der Godello aus dem Glas. Sehr hell und klar ist seine Farbe und die Innenwand des Glases benetzt er vollflächig mit einem feinen Film.

29. Oktober 2012 | 0 Kommentare ...alles