Ruffino Chianti 2011 Superiore

| 29. April 2013 ...alles

Saftiger, unkomplizierter Trinkspass.

Kein Wein der philosophischer Betrachtungen bedarf. Flasche aufmachen und einfach einen auf Dolce Vita machen. Purer Saft und toller Trinkspass.

Winzer/Weingut: Ruffino, Pontassieve, Italien.

Lage/Herkunft: Die Trauben stammen von Valdarno bei Arezzo und aus der Gegend um die Ortschaft Monteriggioni.

chianti + pasta Flasche/Etikett: Abgefüllt in der legendären Fiasco-Flasche steht der Chianti Superiore vor uns. Unten ist die Flasche in das typische Strohkleid eingewickelt, welches der Neuzeit entsprechend politisch korrekt aus umweltfreundlichem Papier ist. Das Etikett ist eine Banderole, welche sich in der Mitte um die ‘Taille’ wickelt. Darauf in weiss Chianti und in goldener Schrift RUFFINO inklusive Wappen. Informationen über den Wein erhält der interessierte Weinfreund am Rückenetikett. Im kleinen Anhänger der am Flaschenhals befestigt ist erfährt man einiges über die Geschichte der Fiasco-Flasche und der Hommage durch Ruffino an sie. Ebenso in königlichem mitternachtsblau verschliesst eine Halsmanschette die das goldene Ruffino-Logo trägt die bauchige Flasche. Chianti in moderner Form, mit einem leisen Sentiment an das Original.

Weil soviel Nostalgie auch entsprechende Begleitung verlangt, wurde für die Runde mächtig aufgekocht um dem Klischee gerecht zu werden. Und dazu passt nichts besser als ein Riesentopf Spaghetti mit einer frisch gebastelten Tomaten-Knoblauch-Basilikum-Oregano-Sauce mit ganz viel Faschiertem drin (so heisst das hier in Österreich). Bevor der Chianti angetrunken wird, kommt er kurz in die Karaffe um sich auf seine ‘Vermählung’ mit den feststofflichen Aromen vorbereiten zu können.

Im Glas: Aus dem Glas leuchtet es in strahlendem Rubinrot heraus. Fast schon kitschig wie das funkelt. Glasklar ist der Wein und man sieht sehr schön bis auf den Grund des Glases durch.

In der Nase: Saftige, frisch duftende Kirschen und ebensolche Zwetschken springen einem förmlich in die Nase. Ein mehr als fruchtiger Duft der auch ein wenig Pfeffer in sich mitführt betört das Riechorgan und eine zarte Würze hat sich auch noch im Aromenkorb versteckt. Insgesamt riecht es ungemein frisch, richtig saftig sowie fruchtig, aber ebenso elegant würzig im Glas. Ein Duft der Lust auf den ersten Schluck macht.

Im Mund: So wie sich der Chianti in der Nase präsentiert hat, so fruchtig macht er sich auch auf der Zunge breit. Nicht schwer im Körper und auch nicht im allgemeinen Auftritt ist er, aber doch kraftvoll und mit einem leicht pfeffrigen Tick im Gepäck steht er auf der Zunge. Nur kurz blitzt diese Pfeffernote auf um sich schlagartig in einem schönen saftigen Körper aufzulösen. Man schmeckt die reifen dunklen Kirschen und ebenso die typischen Zwetschkenaromen wunderbar heraus und ist überrascht von der überaus eleganten und feinen Tanninstruktur. Die sich übrigens völlig auflöst sobald man einen Schluck zur Pasta nimmt. Das ist Italien-Spass pur! Die Nudeln sind al dente, die Sauce einfach ein Gedicht und dazu der Geschmack dieses fruchtigen, fleischigen Sangioveses. Hat wer gesagt Chianti braucht kein Mensch? So ein Blödsinn! Das hier ist die perfekte Mischung.

Ich gebe zu, dass ich ein Fan von Sangiovese bin, was irgendwie auch logisch ist weil ich auch Fan von guter Pasta bin. Diese Kombination ist einfach füreinander geschaffen. Ruffinos Wein im ‘Bastrock’ ist für diese Lebensart die perfekte Ergänzung. So leicht wie sich der Tropfen im Mund anfühlt, so leicht trinkt er sich. Da nerven keine überdosierten Holztöne, die Säure harmoniert wunderbar mit der intensiven Frucht und die Pfefferwürze ergänzt das ganze Gaumenspiel gekonnt. Der Superiore ist ein Wein der einfach Spass macht, der die Zunge fühlen lässt wie kirschig Kirschen sein können und wie verhalten und dezent Zwetschke schmecken kann. Ein Wein, der den Gaumen nicht mit Holz voll hämmert, sondern mit hauchzarten Tanninen streichelt.

Ruffino Chianti Resümee: Der Tropfen ist gewiss kein ‘Überflieger’, vielmehr ist er so etwas wie Inkarnation von fast schon vergessenem Italien-Spass. Ohne Schnörkel, vollkommen unkompliziert kommt er in den Mund und ebenso verabschiedet er sich wieder. Der Trinkfluss ist gefährlich, was vielleicht auch erklärt warum dieser so typisch italienische Trank in der praktischen Literflasche abgefüllt ist. So wie er schmeckt und so wie er sich im Mund anfühlt, inklusive seinem anhaltenden Nachhall, ist dieser Wein einfach ein Genuss der keiner tieferen philosophischen Betrachtungen bedarf. Flasche aufmachen und einfach einen auf Dolce Vita machen. So einfach geht das. Zugegeben, 14-18 Euro Bezugspreis machen den Tropfen nicht unbedingt zum täglichen Pastabegleiter. Nicht einmal wenn man den Literpreis runter- und ihn wieder auf das klassische ‘Format’ hochrechnet. Ohne Zweifel bezahlt man hier auch den Namen und die pfiffige Idee der ‘Wiederauferstehung’ des Bastrocks mit. Dafür kann man diesen Chianti tatsächlich nicht nur trinken, sondern auch in vollen Zügen geniessen.

Tipp: Fühlt sich wohl wenn er ein wenig Luft bekommt. Deshalb ab in die Karaffe und eher leicht gekühlt mit ca. 16º trinken. Zu klassischen Pastagerichten, zu Pizza und zu anderen Italiengerichten der perfekte Begleiter. Aber kochen sie frisch, dann fühlt sich auch der ‘Typ im Bastrock’ wohler. Wollen sie ihn solo geniessen? Buon divertimento!

Einen Bericht über den Ruffino Chianti Superiore lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Chianti 2011 DOCG Superiore von Ruffino aus Pontassieve, Italien. Eine Cuvée aus 70% Sangiovese, Merlot und Cabernet Sauvignon. Zur Verfügung gestellt wurde uns der Wein via Cornelia Spiola, FIVE.COMM, Wien.

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Kategorie: Verkostet

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