‘Salamander’ 2010 Chardonnay

| 28. April 2013 ...alles

Meister der leisen Töne.

Ein Wein der so erdverbunden wie sein Namensgeber ist. Ein Meister der leisen Töne, ohne aber lautlos zu sein. Meditationsweins pur.

Winzer/Weingut: Weingut Andreas Tscheppe, Leutschach/Steiermark, Österreich.

Lage/Herkunft: Von Rebstöcken welche sich im steirischen Glanz am Czamillonberg befinden.

salamander Flasche/Etikett: Das wirklich schöne und ansprechend gestaltete Etikett der ‘Tier’- bzw. Nützlingsserie ziert in diesem Fall ein nach oben kriechender Feuersalamander. Ein toller Blickfang der mehr als nur Eyecatcher ist und auf den Nutzen dieses Molches im Weinberg hinweisen soll. Neben dem Feuersalamander ist sein wissenschaftlicher Name [salamandra salamandra] angeführt und im oberen rechten Eck die Initialen von Andreas Tscheppe in Kleinbuchstaben. Links unten wieder [andreas tscheppe] …als Weinbauer, sowie die Rebsorte. Ein recht unterhaltsamer wie auch origineller Hinweis auf Andreas Tscheppes berufliche Tätigkeit.

Am Rückenetikett wird ausführlich über den Wein und über seine Qualitätsmerkmale informiert. Um einen Landwein handelt es sich, unfiltriert ist er und aus Trauben aus biologischem Anbau stammt er. Wir haben unsere Burgunderkelche glanzpoliert und füllen den Salamander fürs Erste einmal für zwei Stunden in den grossen Dekanter um. Dort darf er sich in seine schönste Schale werfen und sich für seinen grossen Auftritt vorbereiten.

Im Glas: Richtig satt und dunkel sieht das Goldgelb aus das sich im grossen Kelch ausbreitet. Der Kern in Gelb-, der breite Rand in Rotgold. Satt und saftig steht der Salamander im Glas und zieht einen schönen Film über die Wand.

In der Nase: Im Duft wirkt er verhalten, minimal nussig, etwas buttrig und ein Strauss von Kräutern á la ‘Wilde Wiese’ zieht sehr weich die Nase hoch. Ein angenehmer, leiser Duft der hier im Glas steht und der eher ins Reich der Homöopathie passt. Eine richtig eigenwillige Chardonnay-Nase ist das, weit entfernt von dem was man erwarten würde und erwartet hätte, weil alles eher nach wilden Kräutern denn nach Nuss und Brioche riecht. Obwohl beide Aromen ganz weit im Hintergrund sehr wohl verhalten ihre Runden drehen. Erst mit zunehmender Luft im Glas werden sie ausgeprägter, ohne aber grossartig auffällig zu werden.

Im Mund: So ziemlich alles hätte man erwartet, nur nicht das. Der Salamander zeigt einem eindrücklich auf wie sehr man auf den Geschmack von Chardonnay ‘konditioniert’ ist. Hier kommen weder Nussbaum noch nach Teig duftende Backwaren in den Mund, hier lebt ganz weit im Vordergrund eine äusserst lebhafte Säure ihre Persönlichkeit aus. Da strömt nervige Rasse auf die Zunge, hüllt diese ein, zischt frech mit einem leicht salzigen Touch über die Zungenränder und sorgt für glückseliges Entzücken. Erst ganz spät spürt und schmeckt man feinstes Nusskipferl und die typische Briochenote, mehr als fein, mehr als leise, fast nicht wahrnehmbar. Diese leisen Töne machen den Salamander aber gerade dann wieder weich wenn man glaubt, dass man von seiner Lebhaftigkeit zu sehr in Anspruch genommen wird. Über den Gaumen zieht der Tropfen butterweich hinweg, dort spürt man auch am ehesten das teigige, hefige, am Ende aber ausgeprägte mineralische Wesen des Salamanders.

So wie sich der Wein fast im Viertelstundentakt im Glas verändert, so optimistisch kann man vorhersehen wie er sich am zweiten Tag zeigen wird. Nach einer weiteren halben Stunde im Glas und einem Grad mehr an Trinktemperatur fühlt er sich schon weicher, runder und gesitteter an. Die Säure hat sich in einem warmen Körper eingenistet, hat ihre freche Art zurückgenommen und alles wirkt auf einmal in sich geschlossener. Es sind noch immer frische Kräuternoten die sich auf der Zunge tummeln, aber jetzt auf einmal dreht der Wein in jene Richtung die man von Beginn an schon erwartet hätte. Und ist doch ganz anders. Immer mehr spürt man den Boden im Mund, spürt wie trocken der Wein ist und wie mineralisch seine komplette Erscheinung ist. Chardonnay mit Rasse wäre (im Moment) eine wohl treffende Beschreibung dessen was man im Mund spürt. Am Abend wird das zweite Glas verkostet.

Einige Stunden später ist es im Glas vom Duft her ziemlich ruhig geworden. Was übrig ist verhält sich leise, erdig, mineralisch. Auf der Zunge fühlt sich der Salamander wieder etwas ‘feuriger’ an, als hätte sich die Säure wieder ein wenig in den Vordergrund gedrängt. Nur dass sie jetzt nicht von Beginn an da ist, sondern erst am Ende, nachdem der Tropfen den Gaumen verlassen hat. Dann steht sie richtig auf der Zungenspitze und neckt sie frech und sehr aktiv. Dazwischen fühlt sich alles kräftig erdbetont an, zieht etwas Nuss mit sich und wirkt fast cremig. Der Wein ist weich geworden, sehr rund und wirkt trotzdem fein und lebhaft. Von Frucht ist weit und breit nichts zu schmecken, der Salamander ist Boden pur. Feine Nussaromen schmeckt man im runden Körper, eine feine Note von Wiesenkräutern blitzt durch und obwohl der Wein relativ weich und rund ist, wirkt er dank seiner Säure irgendwie auch sehr pulsierend. Auf der Zunge fühlt sich der Salamander rassig, frech und hoch aktiv an, am Gaumen ist er das genaue Gegenteil und glänzt mit seiner warmen Erdigkeit. Im Abgang ist er mittellang und im Nachhall bleibt reine Mineralität am Gaumen haften. Erst jetzt fühlt sich alles auch nach Chardonnay an, unterscheidet sich aber von vielen anderen durch seine extrem weiche, aber trotzdem feingliedrige und lebhafte Art. Über Nacht bleibt der Salamander an der Luft und morgen wird der Rest verkostet.

2. Verkostungstag

Von der Neugier getrieben wird der Salamander nicht wie üblich bereits zu Mittag des zweiten Tages neu verkostet, sondern erst am späten Nachmittag. In der Nase dümpelt nach wie vor eine frische Mineralik vor sich hin, es riecht saftig, ist leise und weich. Im Mund ist er im Grossen und Ganzen unverändert frisch, säurebetont und erdig. Kein Abfall, kein Verlust von Spannung, kein Nachlassen der feinnervigen Säureader. Nur noch ausgeprägter was die Mineralität betrifft. Der Salamander wirkt wie fein geschliffen, ist sehr präzise auf der Zunge und noch eindringlicher am Gaumen. Irgendwie ist er noch klarer geworden und dabei doch sehr weich und anschmiegsam im Mund geblieben. Übrig ist nur mehr pure Mineralität. Keine Nuss ist mehr vorhanden, kein Brioche, kein Nichts was irgendwie geschmacklich definierbar wäre, nur mehr der nackte Boden dem der Wein entstammt. Der Salamander präsentiert auf eindrucksvolle Weise wie man Wein im Mund nicht schmeckt, sondern lang und intensiv spürt.

Resümee: Nach zwei Tagen in der Karaffe hat sich der Wein zuerst intensiv, frisch und fast frech gezeigt. Nach mehreren Stunden an der Luft ist er etwas ruhiger geworden, um dann wieder ‘aufzuwachen’ und sich am zweiten Tag so frisch und klar wie am ersten Tag zu präsentieren. Als hätte man ihn grade aufgemacht und ein wenig atmen lassen. Er hat nach wie vor ein gewisses ‘Feuer’ das der Zunge einheizt. Trotzdem ist er weich und rund und fühlt sich warm und voll an. Mit seinen 12,5% ist er auch äusserst moderat gestaltet, was dem Trinkspass sehr zu Gute kommt. Der Salamander ist ein Wein der mindestens so erdverbunden wie sein Namensgeber ist. Er ist ein Freund der leisen Töne, ohne aber lautlos zu sein. Weit abseits vom Mainstream-Chardonnay und gerade deshalb eine Entdeckung wert. Wird wahrscheinlich erst in ein paar Jahren seine wahre Grösse zeigen und einen dann gewaltig staunen lassen.

Tipp: 2-3 Stunden zum ‘Aufwärmen’ sind fein, dann kann der Spass beginnen. Am besten um die 12-14º geniessen. Geht locker über zwei, drei und mehr Tage. Zu Gemüseküche, Fisch und weissem Fleisch eine anspruchsvolle Begleitung. Als Solist ein kongenialer Partner für die Meditation.

Einen Bericht über den Salamander lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Chardonnay ‘Salamander’ 2010 vom Weingut Andreas Tscheppe aus Glanz an der Weinstrasse/Leutschach in der Steiermark, Österreich. Das Weingut Andreas Tscheppe ist Mitglied der Wertegemeinschaft Schmecke das Leben.

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Kategorie: Schmecke das Leben, Verkostet

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