Ruberpan 2012 Valpolicella Superiore

| 21. August 2015 ...alles

Wenn die Säure aus dem Konzentrat hüpft

Man wird zum totalen Leckermaul weil man erkennt, was und wie Valpolicella auch sein kann.

Winzer/Weingut: Pieropan, Soave/Venetien, Italien.

Lage/Herkunft: Von den besten Kalk- und Lehmböden im Val d’Illasi auf einer Höhe von 350 bis 500 Meter.

Ruberpan Flasche/Etikett: Wie schon das Etikett des Calvarino ist auch dieses Stück Papier sehr edel und elegant gestaltet. Blasses gelb als Hauptfarbe und der Grossteil sonst in gold aufgedruckt. Oben PIEROPAN in goldener Schrift, darunter Vignaiolo dal 1880, dem Gründungsjahr von Pieropan. Darunter ebenfalls in gold das Familienwappen von Pieropan, links und rechts von Trauben und Blättern umringt. Villa Cipolla unterhalb. Unter dem Wappen 2012 und dann in dunkelrot Ruberpan und Valpolicella Superiore in geschwungener, eleganter Typo. Das Rückenetikett informiert in italienisch und englisch über den Wein und die Rebsorten, sowie mit ein paar sensorischen Bemerkungen. Ebenso wieder das Abfülldatum angebracht: 10.6.2014. Über der gelben Halsmanschette wieder die DOC-Banderole.Aufgedruckt auch das Logo der FIVI, der Federazione Italiana Vignaioli Indipendenti, dessen Mitglied Pieropan ist. Damit sich der Ruberpan ein wenig sammeln kann, kommt er für eine Stunde in die Karaffe um Luft zu schnappen.

Im Glas: Wie ein dunkler Rubin steht der Ruberpan im Glas. Dabei ist er glasklar und leuchtet.

In der Nase: Traumhafte Beerenaromen strömen die Nasenflügel hoch. Blaubeeren, rote Johannisbeeren und auch ein wenig Cassis wird von einer rasanten würzigen Note begleitet. Amarenakirsche sticht durch den Beerenkorb durch und hat dunkle Schokolade und reife Pflaumen mit dabei. Ein kräftiger, intensiver, betörender Duft der aus dem Glas strömt. Extrem würzig, mit viel Erde und Geäst als Unterbau. Darüber dunkelrote Aromatik, kraftvoll, dicht und feurig. Ist da der Tiger im Tank?

Im Mund: Heiliger Rebstock! Wo soll ich anfangen? Beim feinsandigen Tannin, das plötzlich aus dem vollem Saft die Zunge anbläst? Er rieselt förmlich aus jedem dicken Tropfen heraus. Pures Konzentrat das auf der Zunge steht. Amarenakirsche, saftig, zerquetscht, gestampft und dick und süss wie Sünde. Doch kaum bemerkt, gesellt sich Bitterschokolade neben sie und sorgt für dieses unvergleichliche Mundgefühl wenn sich Fruchtfleisch und Schokomasse zu dieser betörend weichen, sämigen Konsistenz verbinden. Schmelz in diesem Fall. Schmelz der haften bleibt ohne zu kleben, der dicht und konzentriert ist ohne fett und heiss zu sein. Vielmehr ist es ungewöhnlich frisch, da ist jede Menge lebendige Säure drin welche für Rasse sorgt, obwohl man permanent glaubt zerquetschtes Fruchtfleich zu kauen. Enorm würzig, erdig und dunkelbraun vom Boden zieht der Ruberpan über den Gaumen, um sich in einem zart kräutrigen und rotfruchtigen Abgang aufzulösen.

Immer mehr macht der Ruberpan an der Luft auf. Jetzt, nach vier Stunden, ist er kühl im Mund, auf der Zunge erheblich leichter und am Gaumen noch würziger und mineralischer. Es scheint, als hätte sich alles was an konzentrierter Frucht vorhanden ist in die Bitterschokolade eingearbeitet. Man schmeckt und spürt jetzt diese dunkelrotbraune Kraft, wie sie einerseits tröpfchenweise Süsse abgibt und auf der anderen Seite für edle Herbheit sorgt. Die Überraschung dieses “Superiore” aber ist und bleibt seine frische Säure. Wie sie aus jedem einzelnen Tropfen austritt und für Rasse auf der Zunge sorgt. So dicht und konzentriert die roten Kirscharomen sind, so frech steht sie daneben und hält locker mit. Man wird zum Leckermaul und merkt, was und wie Valpolicella auch sein kann. Mundfüllend ist der Wein, ja. Aber niemals marmeladig. Konzentriert ist der Saft, ja. Aber niemals fett. Vielmehr dank frischer Säure lebendig, pusierend und in der Zwischenzeit vom Sand der jungen Tannine befreit.

Resümee: Der Ruberpan wird immer feiner. Immer stärker arbeitet sich der Boden durch, verleiht ihm erdige Würze, macht ihn fast schon herb. Nach wie vor ist die dunkle Amarenafrucht vorhanden, doch spielt sie neben Bitterschokolade und sehr viel Wald nur mehr die Zweite Geige. Es ist unverändert saftig aus der Zunge, am Gaumen jedoch richtig erdig. Das Mundgefühl ist feiner, spröder geworden. Es ist eleganter, trotz der immer stärker definierten Mineralik. Da ist soviel Dichte dahinter, dass diese mühelos allem standhält und es perfekt versteht sich trotzdem selbstbewusst zu präsentieren. Am Gaumen selbst schmeckt man in der Zwischenzeit eine dichte dunkelrote Aromatik, blaue Beeren und einen Hauch von Schlehe. Der Abgang einfach sensationell. Fruchtig, mineralisch, würzig, alles auf einmal. Der Nachhall rot, fruchtig, herb, Der letzte Rest von Gerbstoff sorgt für zarte Haftung hinter den Lippen. Der Star dieses Tropfens aber ist und bleibt seine frische kühle Säureader, die dem Ruberpan so richtig Leben einhaucht. Nachdem der Rest der Flasche dann erst morgen dran kommt bleibt mir nur mehr eines übrig: Salsiccia, Käse und Antipasti zu besorgen, damit das morgen ein genialer, ganz privater Spass wird.

Tipp: Eine, besser zwei Stunden in die Karaffe mit dem Teil. Mit 14-16º geniessen. Ja, wirklich! Besser gut gekühlt als warm. Zu Salami, Käse, Salsiccia, Antipasti und allen Würsten aus Venetien oder der näheren Umgebung. Oder einfach solo zwitschern, weil auch das Leben ohne Futter “geniessenswert” ist.

Einen Bericht über den Ruberpan lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Ruberpan 2012 Valpolicella Superiore von Pieropan aus Soave, Venetien, Italien. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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Kategorie: Pinard de Picard, Verkostet

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