Verdicchio dei Castelli di Jesi 2014 Classico Superiore
Unbeschwert, beschwingt und lebensfroh
Ein Wein der tanzt im Mund. Zu einem Preis der für soviel Trinkvergnügen der reine Witz ist. Spass pur!
Winzer/Weingut: Pievalta, Maiolati Spontini, Marken, Italien.
Lage/Herkunft: Von durchschnittlich 40 Jahre alten Reben die auf Sand-, Lehm- und Geröllböden stehen.
Allgemeines: Der zweite Wein der heute unter dem Motto Naturwein – Die Lust am Experiment verkostet wird, kommt von der östlichen Seite in der Mitte des “Stiefels”, den Marken. Auf italienisch Marche. Die Rebsorte, eine zu 100% autochthone, welche bereits seit dem 14. Jahrhundert in den Marken angebaut wird; Verdicchio. Kennt so gut wie keiner hierzulande, trinkt so gut wie keiner hier, scheint irgendwie den Italienern vorbehalten zu sein. In diesem Fall kommt der Wein, ein Verdicchio dei Castelli di Jesi 2014 Classico Superiore vom Weingut Pievalta aus Maiolati Spontini. Biodynamisch angebaut, im Edelstahl ausgebaut und Demeter® zertifiziert ist der gute Tropfen, der, soviel sei vorab verraten, sicher nichts für Fruchtfanatiker ist. Dafür wird er jene überraschen die nach Charakter suchen und gerne auch mal eine Abenteuerreise machen. Ich starte meine Reise jetzt und lasse den Verdicchio fürs Erste einmal eine Stunde in der Karaffe dümpeln um sich akklimatisieren zu können.
Im Glas: In leuchtendem Gelb dreht der Verdicchio seine Runden im Glas.
In der Nase: Weisser Blütenduft steigt daraus hoch. Eine reife Birne riecht man und dahinter scheint es als würde ein ein Akazienhonig getunkter Apfel vorbei ziehen. Es fühlt sich förmlich cremig in der Nase an, es haftet richtig an den Nasenwänden. Hefe ummantelt alles mit einem weichen Nebel und sorgt so für eine ausgesprochen dichte Empfindung. Ein Duft der sich in die Aromendatenbank einbrennt, einer den man nicht vergisst.
Im Mund: Völlig konträr zu dem was in der Nase los war, springt einem der Verdicchio in den Mund. Da knackt es richtig, da ist Zitrusfrische drin und eine Säureader die für mächtig Leben in der Luke sorgt. Nichts mit weich und flaumig wie in der Nase, da geht so richtig die Post ab. Das macht den totalen Spass. Auf der Zunge cremige Zitrone, Salz und jede Menge nasser Stein, am Gaumen herrlich blütenherb, weiss und rassig. Wie überhaupt das ganze Mundgefühl von Rasse dominiert ist. Unendlich dicht und saftig in seiner Textur, dabei aber fein und frisch und auch noch klar. Der Abgang steinig-mineralisch, mit einer Zitrone die sich in den Ritzen festgekrallt hat. Wo warst Du frecher Kerl nur bis jetzt?
Um nicht falsch verstanden zu werden, dieser Verdicchio ist kein “grosser” Wein, aber er ist ein riesengrosser Spasstropfen. Einer der echte Freude macht, der einem dank seines reichen, saftig-zitronigen und steinig-salzigen Geschmacks ein Mundgefühl beschert, das sich unvergesslich in der Geschmacksbibliothek einnistet. Diesen Wein vergisst man nicht mehr, der steht noch ewig im Mund, auch wenn er schon lange weg ist. Zitrone, Birne, Apfel und ein Löffel weisser Honig sorgen für das “Fruchtspiel”, der nasse Schotter und das Salz für das Gefühl. Ganz weit hinten am Gaumen spürt man wieder diese zarte Hefenote, die permanent vorhanden ist, jedoch nur sehr dezent im Hintergrund ihr Lied singt. All das in einer unglaublichen Frische und Lebendigkeit.
Interessanterweise arbeitet sich mit der Zeit im Duft immer mehr die Hefenote durch, während sie im Mund immer weiter nach hinten rückt und der Zitrusfrucht die Führungsarbeit überlässt. Es wird würziger im Geschmack, etwas gelber, etwas reifer und vor allem saftiger und dichter. Der Verdicchio nimmt richtig Fahrt auf und entwickelt sich zu einem dichten und kompakten Wein, ohne auch nur einen Funken seiner knackigen Charakteristik zu verlieren. Dabei bleibt er weich, fast füllig, jedoch ohne Gewicht. Seine 12,5 PS unterstützen diese Leichtigkeit des Seins noch und machen den Tropfen zu einem lebenslustigen Gesellen.
Resümee: Ein Wein der tanzt im Mund. Unbeschwert, beschwingt und lebensfroh. Der Preis für soviel Trinkvergnügen, ein Witz. Nicht einmal 10 Euronen kostet dieser Spasswein. Italien kann auch weiss, und der hier ist ein Beweis dafür.
Tipp: In die Karaffe damit und dann einfach wie es einem gefällt. Am besten mit 10-12º zu trinken. Schreit laut nach Meeresfrüchten aller Art, nach knackigem Gemüse oder Spaghetti alle Vongole. Als Alleinbespassung einer der es faustdick drauf hat.
Einen Bericht über den Verdicchio lesen Sie auch hier.
Verkostet wurde ein Verdicchio dei Castelli di Jesi 2014 Classico Superiore von Pievalta aus Maiolati Spontini in den Marken, Italien. Bezugsquelle: K&U Weinhalle, Nürnberg.
Kategorie: K&U Weinhalle, Verkostet