Morei 2014 Teroldego Vigneti delle Dolomiti IGT

| 18. März 2016 ...alles

Klar wie das berühmte Nordlicht am finnischen Polarkreis

Schlank wie Adonis, griffig wie Kaschmir, lebendig wie ein junges Fohlen. Und ein Mundgefühl zum Sterben. Grosses Kino, grosser Spass. Hut ab!

Winzer/Weingut: Elisabetta Foradori, Mezzolombardo, Trentino, Italien.

Lage/Herkunft: Von kieseligen Schotterlagen auf den Hügeln rund um Mezzolombardo.

Morei 2014 Allgemeines: Heute ist er dran, der erste Rotwein von Elisabetta Foradori. Wobei, einen hatte ich ja schon. Aber den habe ich schon vor einer Weile still und heimlich aufgemacht und ratzeputz vernichtet. Wer meine ganz persönliche Liebeserklärung an diesen Wein lesen möchte kann das hier tun. Heute jedenfalls steht der erste aus der “Oberklasse” von Elisabetta Foradori am Tisch der Wahrheit; der Morei. Übersetzt heisst Morei im Trentiner Dialekt nichts anderes als dunkel. Er wächst auf sehr steinigen, relativ warmen und dunklen, mineralischen Böden im Campo Rotaliano und lag 8 Monate auf den Schalen in der Amphore. Abgefüllt wurden vom Morei 2014 Teroldego Vigneti delle Dolomiti IGT, so sein vollständiger Name, 10.000 Flaschen. Zwei davon hab´ ich hier und eine wird jetzt bevor sie angetrunken wird, für gute eineinhalb Stunden in den grossen Dekanter verfrachtet. So jung und wild wie der Morei noch ist sollten die 90 Minuten angemessen sein um sich zu finden. Ebenso Pflicht ist ein grosses Glas, was mir von Elisabetta höchstpersönlich empfohlen worden ist. So sei es, auf geht´s.

Im Glas: Seinem Namen Ehre machend, steht der Morei entsprechend dunkelrot mit dezenten violetten Reflexen im grossen Kelch.

In der Nase: Es riecht ausgesprochen steinig, kirschfruchtig und rotbeerig. Dazwischen ein paar Kräuter und etwas Limette. Erfrischend, lebhaft und animierend würde es wohl am besten treffen. Es ist ein feiner Duft, der sich relativ säurebetont in der Nase anfühlt. Was aber auch der von der Limette bespritze Stein sein kann. Insgesamt ein dezent fruchtiger und ausgeprägt mineralischer Duft der Lust auf den ersten Schluck macht.

Im Mund: Ist das frisch! Und samtig, und klar, und leicht und so weiter und so fort. Vibrierend steht der Morei auf der Zunge, lädt Salz, Limette und rote Kirschen darauf ab und präsentiert sich in einem Gerbstoffkleid, das edel, fein und zärtlich ist. Man spürt wie der Wein sich auf der Zunge ausbreitet, wie lustig und belebend sein Säurespiel ist, wie neckisch er agiert und auch wie klar und rein er ist. Man kann den Stein förmlich spüren wie er sich am Gaumen abreibt, wie fein er ist und wie sehr sich die von der Limette umhüllte Kirsche zu behaupten versucht. Sie braucht Zeit und Luft um sich durchzusetzen und schafft es dann sich aus dem Mineralikmantel zu befreien. Das ist so erfrischend, dass es richtig knackt im Mund. Hinter den Lippen arbeitet sich der Steinstaub ab, am Gaumen auch und im Abgang schmeckt man wunderbar frische Kirsche. Der Nachhall einfach sexy und betörend. Ich weiss jetzt schon, dass der Morei mein erstes Foradorische Teroldego-Erlebnis noch einmal toppen wird.

Der Morei ist ein “Täuscher”. So wie man ihn spürt mag man meinen er ist mager, weil er sich gar so schlank im Mund anfühlt. Ist er aber nicht. Er hat genug Körper um damit anzugeben. Was ihn so rassig macht ist seine frische Säure, seine ausgeprägte Mineralik und das Zusammenspiel von Stein, Salz, Kirsche und Limette. Das geht glatt als isotonisches Erfrischungsgetränk durch. Man lasse den Morei am Gaumen wirken und spüre seine feinen Tannine, wie sie leise rieseln ohne zu kratzen. Sie streicheln ihn und fallen ganz sanft wieder ab. Man schmecke diese limettige Kirsche die nach vier Stunden förmlich jubelt auf der Zunge. Und immer ist diese feine Steinigkeit im Hintergrund präsent die den Morei so kühl und klar erscheinen lässt. Die ihn so attraktiv, so lebendig und belebend macht. Was für ´ne Frische, was für ein Puls. Volumentrinker Finger weg davon, Freunde schlanker Rassetropfen, hier geht´s lang!

Es ist faszinierend zu beobachten, wie der Morei Stunde um Stunde mehr aufgeht, wie er in seiner Mineralik zulegt, wie feiner und auch griffiger er wird. Da pulst frische Säure, da rieselt Steinstaub und da steht ein Limetten-Kirsch-Duett auf der Zunge das einen einfach umhaut. Schlank wie Adonis, griffig wie Kaschmir, lebendig wie ein junges Fohlen. Und ein Mundgefühl zum Sterben. Die Zunge in freudiger Erregung ob des nächsten rasanten Säureangriffs, der Gaumen betört vom Samt der sich um ihn legt, der Schlund, er giert nach mehr von diesem Trank. Ich auch, und es wird schwer den Rest der Flasche bis zum Abend zu verstecken.

Resümee: Ich liebe diesen Wein, ich will ganz viel mehr davon und ich werde mir holen was mir so grossen Spass macht. Morei mag dunkel heissen, doch ist der Tropfen klar und hell wie das berühmte Nordlicht am finnischen Polarkreis. Grosses Kino, grosser Spass, grosse Persönlichkeit. Hut ab!

Tipp: Zwei bis drei Stunden Luft sind ideal. Geht immer mehr auf. Grosses Glas ist Pflicht. Mit 10-12º trinken. Zur Brettljause, zum Speck, zum Grillhuhn, zum Steak, zum Käse, zur PASTA. Ein Universaltalent. Als Solist ein ganz Gefährlicher, der mindestens über einen Tag hinweg getrunken werden sollte. So man das schafft. Ganz grosser Trinkspass!

Einen Bericht über den Morei lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Morei 2014 Teroldego Vigneti delle Dolomiti IGT von Elisabetta Foradori aus Mezzolombardo, Trentino, Italien.

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Kategorie: Elisabetta Foradori, Verkostet

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