Les Fous 2014 Gewürztraminer

| 30. Januar 2018 ...alles

“Spiel mir das Lied der herben Sehnsucht”

Ein Gewürztraminer der seinem Namen alle Ehre macht und sich unvergesslich ins Gedächtnis einbrennt. Davon will man gerne mehr.

Winzer/Weingut: Domaine Leon Boesch, Westhalten/Elsass, Frankreich.

Lage/Herkunft: Von durchschnittlich 60 Jahre alten Reben die auf Sandsteinböden stehen.

Les Fous Allgemeines: Bereits in der elften Generation betreibt die Domaine Boesch Weinbau im Elsass. 14 Hektar Weinberge der Familie verteilen sich auf 40 Parzellen im südelsässischen “Vallée noble”, das Teil des Naturparks “Ballons des Vosges” ist. Heute machen Matthieu und seine Frau Marie Weine, die nicht unbedingt dem Elsässer Mainstream folgen, sie machen Weine die nach Boden, nach Stein und Mineralien schmecken. Einen dieser Weine habe ich hier am Tisch der Wahrheit stehen; den Les Fous 2014. Ein Gewürztraminer, knochentrocken und alles andere als Massenware. Die Trauben für diesen Gewürztraminer stammen von ca. 60 Jahre alten Reben die auf Sandsteinböden stehen, ausgebaut wurde der Wein im grossen Holzfass. “Les Fous” heisst soviel wie “die Verrückten”, und verrückt auf ihre Art und Weise sind eben Matthieu und Marie, weil sie mit ihren trockenen Weinen kompromisslos gegen den typischen “Elsässer Strom” schwimmen. Wie verrückt Les Fous nun wirklich ist, dem gehe ich jetzt ganz entspannt auf den Grund.

Im Glas: Rapunzel, lass dein Haar herunter! Genauso golden steht der Les Fous im Glas und leuchtet mit sich selbst um die Wette.

In der Nase: Der Duft eindeutig Gewürztraminer, und doch anders. Ruhiger, leiser, dichter, nicht brüllend. Dafür umso fruchtiger, exotischer. Passionsfrucht hier, Mango da, Quitten und Marillen, und oben drüber eine Prise Muskatnuss. Betörend, sinnlich, extravagant. Gewürztraminer kann auch richtig duften. Der hier tut es. Wunderbar.

Im Mund: SO macht das richtig Spass im Mund. Kaum hat es sich der Tropfen gemütlich auf der Zunge gemacht, weiss man wie das mit “trocken und aromatisch” gemeint ist. Geschmacklich ist der Les Fous so dicht wie eine gelbe Nebelwand. Reife Quitten, herb und griffig, Mangoschalen und getrocknete Marille spielen hier das “Lied der herben Sehnsucht”. Das Mundgefühl hoch aromatisch, würzig und, trotz seiner Dichte, ungewöhnlich schlank. Man spürt das Holz, ganz fein und weit im Hintergrund, man ahnt Vanille und nimmt das nächste Maul voll Wein, um es ganz langsam zu geniessen. Die Rosenblüten die den Gaumen streifen setzen allem noch die Krone auf. Was für ein geiler Wein, was für ein ausgesprochen aromatischer Geselle.

Macht seinem Namen alle Ehre

So leise der Kerl in der Nase ist, so explosiv ist er im Mund. Ohne dabei zu nerven und nur banal zu lärmen. Ganz im Gegenteil. Es ist Trockenheit, die dieser enormen Aromatik Zündstoff liefert, die sie extremer, intensiver erscheinen lässt. Gepaart mit herber Quitte eine Kombination wie massgeschneidert. Kein dickes, süss-würziges Säftchen, sondern knochentrockene Exotik, die sich auf der Zunge wie ein Klettband festlegt. Erst dann beginnt das Fruchtspektakel, das bittersüss und saftig-würzig alle Sinne streift. Am Gaumen Mango, Vanille und die wunderbaren Rosenblüten. Saftig und dennoch furztrocken. Ungemein würzig, nicht enden wollend dann der Abgang. Am Schluss noch ein Schuss Muskatnuss sowie der Traum vom nächsten Schluck.

Was beim Les Fous am meisten fasziniert, ist, dass ihm dieser banale süsse Stich im Mund fehlt und er mit herber Würze Eindruck schindet. So ist diese saftig, rund und sehr kompakt. Man spürt Volumen und doch ist der Tropfen fein und leicht. Der Wein ist gelb, und zwar durch und durch. Im Geschmack, im Gefühl, in allem. Auf der Zunge saftig, am Gaumen trocken, im Finale würzig. Einfach traumhaft.

Resümee: Ein Tropfen der sich einbrennt in der Geschmacksbibliothek, der haften bleibt und den man, so glaube ich, nicht vergisst. Zu intensiv ist dieses Weinerlebnis, zu aussergewöhnlich der Gesamtauftritt. Ein Gewürztraminer der seinem Namen alle Ehre macht. Davon will ich mehr.

Tipp: Direkt aus der Flasche rein ins Glas. Am besten mit 10-12º geniessen. Zu Chips und Asia-Food, aber auch zu weichen Rohmilchkäsen. Als Solist ein Wein der Herzen wärmt und grossen Spass macht.

Einen Bericht über den Les Fous lesen Sie auch hier.

Wein & und Winzer-Info:

Les Fous 2014
Wein: Les Fous 2014
Winzer: Domaine Leon Boesch
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: – 2022+
Boden: Sandstein/Keuper
Ausbau: Grosses Holzfass
Besonderes: Biodynamisch
Dekantieren: Nein

Den Wein gibt es in der Weinfachhandlung K&U Weinhalle in Nürnberg zu beziehen.

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Kategorie: K&U Weinhalle, Verkostet

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