Charvin rosé 2014
Südfranzösischer Rosé wie man ihn kennt
Frische Pikanz, deftige Würze und ein mildes Mundgefühl sehnen einen heissen Sommerabend herbei.
Winzer/Weingut: Laurent Charvin, Domaine Charvin, Orange, Frankreich.
Lage/Herkunft: Die Domaine Charvin ist eine kleine bäuerliche Familiendomaine in Maucoil, nördlich von Châteauneuf-du-Pape.
Allgemeines: Zurück zu meinen Anfängen. Das trifft in diesem Fall den Nagel punktgenau auf den Kopf. Der Côtes du Rhône rosé von der Domaine Charvin war 2011 einer meiner ersten Weine überhaupt die ich “professionell” verkostet habe. Heute steht unter dem Motto Spass hat eine Farbe: Rosarot genau dieser Rosé wieder am Tisch der Wahrheit. Der Wein Jahrgang 2014, ich mit fünf Jahren mehr Erfahrung am Buckel. Das wird ein Spass und höchst interessant. Der fast reinsortige Grenache-Rosé hat mich vor fünf Jahren schon fasziniert und ich bin sicher, dass er mich auch 2016 nicht enttäuschen wird. Wie gewohnt mittels Saignée-Verfahren, also durch Saftabzug gewonnen, wie üblich im Beton ausgebaut und auch 2014 wieder mit genug Kraft (13,5%vol.) unter der Haube. Eine halbe Stunde gönne ich dem Charvin rosé in der Karaffe. Die hat ihm damals schon ganz gut gefallen und sollte auch heute wieder positiv aufgenommen werden. Ich freue mich auf diesen Wein, weil ihn der Zufall wieder zu mir zurück gebracht hat.
Im Glas: Klares, leuchtendes Erdbeerrot strahlt aus dem Glas.
In der Nase: Ein würziger Duft nach getrockneten Provence-Kräutern steigt die Nasenflügel hoch. Rote Beerenfrucht liegt wie ein Nebel darüber, der Charvin rosé fühlt sich weich und mild an in der Nase. Im Hintergrund ein Tick von kaltem Stein, spröde und kühl. Bei aller Würze aber ein doch eher verhaltener, leiser Duft. So habe ich ihn auch noch aus 2011 in Erinnerung. Klar und präzise, ohne zu lärmen. Es duftet fein, es fühlt sich fein an und nichts drängt sich in den Vordergrund. Ob er im Mund wohl auch so ist wie 2011? Ich bin gespannt.
Im Mund: Weicher ist der Charvin rosé 2014 als der aus 2010. Und zwar viel weicher. Auf der Zunge zuerst mild und dann setzt wie gewohnt die provencalische Würze ein. Wie auf Knopfdruck tanzen plötzlich jede Menge getrocknete Kräuter am Gaumen, über die Zunge fliesst ein ebenso würziger Saft ab, schmeckt ein wenig nach rosa Grapefruit und verliert sich dann in einer frischen mineralischen Wolke. In der Säure wirkt er 2014 etwas höher, was ihm im Vergleich zu 2010 fehlt ist seine Schärfe. Dafür schmeckt es jetzt pikanter, delikater und feiner. Vielleicht bin ich aber auch nur etwas sensibler geworden. Was weiss man schon. Jedenfalls tauchen frische Zitrustöne auf und wie schon der aus 2010, hat auch der aus 2014 wieder feinste Haftung am Gaumen. Rosé der sich fast wie Rotwein anfühlt und auch für einen solchen Abgang und auch Nachhall sorgt.
Wie ich schon 2011 geschrieben habe, ist der Charvin rosé alles andere als ein weichgespülter rosa Panther, der hat richtig Kraft und packt auch zu. Im Mund fühlt sich der 2014 allerdings an als wäre er länger auf der Hefe gewesen. Es ist weicher, tendiert fast schon zu einer feinen Cremigkeit hin, was in diesem Fall auch ein wenig mehr Frucht als 2010 erkennen lässt. Trotz allem spielt aber auch 2014 wieder die ausgeprägte Würze die Erste Geige, lässt Diskussionen erst gar nicht aufkommen. Saftig steht der Rosé auf der Zunge, während er am Gaumen mit seiner bekannten Herbheit und feinsten Gerbstoffen aufwartet. Man schmeckt und spürt den Einfluss des Betons in dem er ausgebaut wurde, was zusätzlich noch für eine zarte Sprödigkeit in seinem weichen Körper sorgt. Rosé und Südfrankreich; der Sommer kann kommen.
Lässt man den Charvin rosé ein wenig atmen, dann entwickelt er sich hin zu einer feinen Hafttablette. Es wird leicht phenolig, der Grip wird spürbar, sehr angenehm und vom Mundgefühl her wird er auch erheblich trockener. Mir persönlich gefällt das ausgesprochen gut. Immer mehr drängen die Kräuter und Gewürze alles was an Frucht vorhanden war in den Hintergrund. Frische Pikanz, deftige Würze und ein mildes Mundgefühl sehnen einen heissen Sommerabend herbei. Dann spürt man die Kraft in diesem Körper erst so richtig, dann weiss man intensive Würze zu schätzen und vermisst keine Sekunde irgendwelche Frucht die da nur stören würde.
Resümee: Das ist südfranzösischer Rosé wie man ihn kennt, der schert sich um nichts und niemanden. Und das macht Spass. Und zwar grossen Spass. Einer meiner ersten “ernsthaften” Rosés überhaupt, heute einer den ich in meinem Leben nicht mehr missen möchte.
Tipp: 1 Stunde in der Karaffe würde ich empfehlen. Mit kühlen 10º am besten zu geniessen. Passt zu herbstlicher Küche, zu Pilzgerichten, zu Wild und defitgen Schmorgerichten. Und vor allem zu Terrassensitzungen an heissen Sommerabenden. Alleine oder in Begleitung. Der macht alles mit.
Einen Bericht über den Charvin Rosé lesen Sie auch hier.
Verkostet wurde ein Charvin Côtes du Rhône 2014 von der Domaine Charvin in Maucoil/Orange, Frankreich. Bezugsquelle: K&U Weinhalle,Nürnberg.
Kategorie: K&U Weinhalle, Verkostet