Vitovska 2013

| 20. Juni 2017 ...alles

Unkonventionell, fernab der Mainstream-Weinwelt

Ein Naturschauspiel und Weinerlebnis das man nicht vergisst. Wer sich erst einmal darauf eingestellt hat, der wird mit einer Flasche nicht zufrieden sein.

Winzer/Weingut: Benjamin Zidarich, Prepotto, Friaul, Italien.

Lage/Herkunft: Von einem Plateau aus dem Karst, die Reben wachsen auf 280 Metern Seehöhe auf roter Erde.

Zidarich Vitovska 2013 Allgemeines: Sie kennen Vitovska nicht? Macht nichts, damit stehen Sie nicht alleine da und fragen sich, was das denn sein soll? Nun, Vitovska ist eine alte Rebsorte, eine Kreuzung aus Malvasia und Glera, die typisch für Istrien und das Friaul ist. Von dort kommt auch der Wein, der heute hier am Tisch der Wahrheit steht; der Vitovska 2013 von Benjamin Zidarich aus Prepotto. Das ist ein kleines Dorf, das hoch über dem Golf von Triest, mitten im Herzen des Karsts an der Grenze zu Slowenien, liegt. Der Vitovska kommt von einem Plateau aus dem Karst, dem kargen, wasserdurchlässigen Kalksteingebirge, die Reben wachsen dort auf 280 Metern Seehöhe auf roter Erde. Benjamin Zidarich hat seinen Wein lange auf der Maische stehen lassen und ihn im Anschluss unfiltriert abgefüllt. Und da es nicht mein erster Wein von ihm ist und ich weiss, was diese besonders gerne “wollen”, kommt der Vitovska für eine halbe Stunde in die Karaffe. Am allerwohlsten fühlt er sich danach, wenn er dann noch in den grossen Burgunderbecher darf.

Im Glas: Leicht trüb (unfiltriert) steht der Vitovska in sattem goldgelb im Glas.

In der Nase: Frisches Heu strömt einem in die Nase, dahinter feine Teigaromen die nach Brot und frischen Semmeln riechen. Kein Allerweltsduft, sondern einer der sich neu “anfühlt” und richtig gut tut. Es riecht fein, leicht und frisch. Am Ende taucht noch eine Handvoll Wiesenkräuter auf und bringt noch mehr Frische in den Duft.

Im Mund: Mannomannomann! Da steppt der Stoff, in diesem Fall ein Gerbstoffteppich, durch die Futterluke. Was fühlt sich das phänomenal auf der Zunge an. Knochentrocken legt sich der Vitovska am Gaumen an, während auf der Zunge frischer Saft über die Mitte rollt. Fast cremig fühlt sich dieser an, ist enorm kompakt und absolut ungewöhnlich. Das Mundgefühl einfach ein Hammer weil der Grip der vorherrscht einfach überirdisch ist. Wenn Haftung nach einem Vorbild suchen müsste, dann könnte man die Suche hier beenden. Mehr geht nicht. Ich sitze hier und staune, wie sich der Tropfen stetig weiter entwickelt und verändert, wie er immer süffiger und animiernder wird. Was kommt da noch, wo führt das hin?

Nach und nach wird der Vitovska immer dichter, immer saftiger und auch immer stoffiger. Nimmt er ein wenig Temperatur auf wird er auch leicht marillig. Was hervorsticht ist seine ausgeprägte Mineralität. Man kann den Boden förmlich schmecken, ihn spüren und erleben wie er sich am Gaumen abarbeitet. Frische Zitrusnoten blitzen frech ganz kurz am Zungenrand auf, auch ein wenig Salz fliesst ab und sorgt für Spass im Mund. Nach wie vor sind Heu und Teig die dominanten Elemente und was wirklich überrascht, ist, wie leicht der Wein sich anfühlt. Trotz aller Dichte ist er schlank, trotz aller Kompaktkeit ist er fein und frisch, vor allem aber unbändig trinkanimierend.

Was wirklich fasziniert, ist, wie man diesem Tropfen immer mehr verfällt. Wie sehr man ihm immer weniger widerstehen kann und unaufhörlich kosten muss. Weil er so ungewöhnlich im Geschmack und auch im Mundgefühl ist. Weil er Saft und Frische, enorme Stoffigkeit und Feinheit gekonnt verbindet. Weil er leicht und doch auch sehr komplex ist. Auch im Abgang spürt man diese wunderbare Phenolik, wie sich sich trocken und dennoch saftig gelb in einen ebensolchen Nachhall aufmacht.

Resümee: Der Vitovska ist ein Naturschauspiel, ein Weinerlebnis das man nicht vergisst und wer sich erstmal darauf eingestellt hat, der wird mit einer Flasche nicht zufrieden sein. Unkonventionell und ausserhalb der Mainstream-Weinwelt. Das ist der Vitovska. Trinkspass inklusive.

Tipp: 30-60 Minuten in die Karaffe und mit 12º aus dem Burgunderglas geniessen. Zu Fisch und Huhn ein interessanter Begleiter. Als Solist ein Tropfen der begeistert und für grosses Trinkvergnügen sorgt.

Einen Bericht über den Vitovska lesen Sie auch hier.

Wein & und Winzer-Info:

Vitovska 2013
Wein: Vitovska 2013
Winzer: Azienda Agricola Zidarich
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: -2017+
Anbau: Naturnah
Ausbau: Holzfass > 300 l
Besonderes: Maischegärung, unfiltriert
Dekantieren: Ja

Den Wein gibt es in der Weinfachhandlung K&U Weinhalle in Nürnberg zu beziehen.

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Kategorie: K&U Weinhalle, Verkostet

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