Les Perrières 2011 Mâcon Cruzille

| 22. Mai 2015 ...alles

Aromenorgie im Mund.

Ein Feuerwerk für die Synapsen, eine Aromenorgie die einen fesselt und ein Geschmack der sich unvergesslich ins Weinhirn einbrennt.

Winzer/Weingut: Domaine Guillot-Broux, Mâcon-Cruzille, Mâconnais, Frankreich.

Lage/Herkunft: Von der Lage Les Perrières, einer alten und berühmten Lage mit Kalkmergelböden im Mâconnais.

Les Perrieres Flasche/Etikett: In blassem gelb klebt das so typisch französisch wirkende Etikett auf der braunen Burgunderflasche. Als zentrales Motiv ist oben in braun ein Pferd abgebildet, das von einem Gestrüpp aus Pflanzen umgeben ist. Darunter steht in einer Art Frakturschrift Domaine Guillot-Broux und in grün der Name Les Perrières. Mehr gibt es nicht zu sehen, ausser das ganz unten noch klein aufgedruckte AB®-Zertifikat. Eingefasst ist alles von einem beigen Rahmen. Wenn man die Flasche dreht, findet man am rechten seitlichen Rand alle Informationen die den Wein betreffen. Mâcon-Cruzille ganz oben, Herkunft ist das Wichtigste bei französischen Weinen. Ohne dieser Angabe geht nichts in Frankreich. Dann noch ein paar technische Infos und die beiden Siegel von AB und ECOCERT, damit man weiss, dass man hier ‘echten’ Biowein in der Flasche hat. Am Flaschenhals ein kleines Etikett das in grün den Jahrgang trägt und mit einer grauen Manschette mit dem Schriftzug Domaine Guilllot-Broux und dem Pferd in gold oben eingefasst. Für eine Stunde kommt der Les Perrières in die Karaffe, weil das auch explizit empfohlen wird. Danach darf er ins frisch polierte Glas.

Im Glas: Ausgesprochen dunkles Goldgelb leuchtet aus dem Glas heraus.

In der Nase: In den Nasenflügeln zieht der Les Perrières mit warmen Röstaromen hoch, begleitet von dunkler Butter und von brauner Nuss. Auch Hefe mischt mit im Duft und verleiht dem Ganzen einen relativ kraftvollen Ausdruck. Da ist Musik im Becher, es fordert, es vereinnahmt und es ist richtig anders. Muskulös, wuchtig und gleichzeitig fein. Es scheint als würde sich nasses Gras unter den braunen Aromen verstecken und ganz vorsichtig durchscheinen. Dabei fühlt es sich an als würde man feuchten Kalk einatmen. Ein aufregendes Bukett das alles andere als alltäglich ist. Dominiert letztendlich von Butter, Nuss und Hefe.

Im Mund: Kaum im Mund, geht der Zirkus richtig los. Der Les Perrières brennt ein Feuerwerk an Sinneseindrücken ab. Er ist füllig und dabei sehr leicht und klar, es ist trocken wie in der Sahara und doch hat man das Gefühl, dass alles cremig auf der Zunge ist. Man kann den Kalk in jeder Ritze spüren und doch steht über allem dieses Butter-Hefe-Nuss-Gemisch, das unendlich lange nachwirkt und den Mundraum nicht verlassen will. Auf der Zunge breit und doch schlank. Klingt blöd? Mag sein, ist aber so. Da steht Volumen drauf das letztlich fein und klar ist, das kein Gewicht hat und doch mit Körper zu begeistern vermag. Der Les Perrières ist eine Wucht die sich elegant und fein im Mund ausbreitet. Am Gaumen ein Erlebnis wie aus 1000 und einer Nacht. Dicht, würzig, mineralisch, warm und kräftig. Endloser Sinnesrausch, betörend, hypnotisierend, süchtig machend. Im Abgang Kalk, Würze, Nuss, Butter, Hefe. Ummantelt von einer balsamartigen Hülle die klar und rein wirkt. Einfach umwerfend, einfach grandios.

So wie sich der Les Perrières an der Luft entwickelt, artet das in den totalen Weinwahnsinn aus. Auf der Zunge wird er immer feiner, ohne dabei auch nur ansatzweise in Verlegenheit zu geraten auch nur einen Tropfen seines dichten Saftes zu verlieren. Er wird immer kalkiger, dabei auch immer griffiger. Trotz dieser enormen Komplexität schafft er es rein und klar zu bleiben, er schafft es leicht UND kräftig zu sein, sich druckvoll anzufühlen und keinen Druck auszuüben. Immer mehr gräbt sich eine frische Säure durch, die alles noch zusätzlich befeuert und für Rasse in der Futterluke sorgt. Die Zunge will sich in dieser Kalksaftwürzemineralität ertränken, der Gaumen will sich damit in Dauernarkose versetzen. Und ich möchte nicht aufhören diesen Wein zu trinken. Irgendwie fühlt sich der Les Perrières angeraut an. Als hätte man versucht seine Glätte, seine Klarheit, wenigstens ein wenig abzuschleifen. Das Gefühl das dabei im Mund entsteht ist schlichtweg faszinierend. Hinten raus schmeckt und spürt man dunkle Nuss, braune Butter und ganz dezente Hefe. Von Holz bestenfalls eine Ahnung, sonst nichts als kalkige Mineralik und eine Dichte die zu Jubelchören animiert.

Resümee: Der Les Perrières ist für mich schon jetzt einer jener Weine, die ich in meinen ganz persönlichen “Adelsstand” erhebe. Es ist dieses Temperament einerseits das er zeigt, und andererseits diese Vielfalt und Komplexität mit der er es versteht für orgiastisches Weinvergnügen zu sorgen. Wenn Kalk gelb schmeckt, sich wie Diät-Akazienhonig anfühlt und aus einem Butter-Hefe-Nuss-Gemisch staubt, dann ist man nah an dem dran was da im Mund abgeht. Ein Feuerwerk für die Synapsen, eine Aromenorgie die einen fesselt und ein Geschmack der sich ins Weinhirn einbrennt. Gute Chardonnays aus dem Burgund gibt es nicht jeden Tag um 35 Euro. Das was der hier ablässt ist jeden einzelnen davon zumindest doppelt wert. Ich gehe jetzt zu meinem “Bankberater” und versuche diesem zu verklickern, dass ich in Wein investieren will und einen Blue Chip an der Hand habe. Mal schauen was dabei heraus kommt.

Tipp: Zwei bis drei Stunden in der Karaffe sind ideal. Mit 12-14º aus dem grossen Glas geniessen. Fisch an weisser Sauce, sowie kräftige Gemüseküche begleitet er gekonnt. Für sich allein genossen einfach eine Wucht und unvergesslich.

Einen Bericht über den Les Perrières lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Mâcon-Cruzille ‘Les Perrières’ 2011 von der Domaine Guillot-Broux, Cruzille-en-Mâconnais, Frankreich. Bezugsquelle: K&U Weinhalle, Nürnberg.

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Kategorie: K&U Weinhalle, Verkostet

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