Kiedricher Riesling 2015 Ortswein

| 27. Juli 2016 ...alles

Sich einfach treiben lassen

Körper, Säure, Frucht, Gefühl, alles passt und ergibt ein wunderschönes Ganzes. Und das ist erst der Einstieg in die Welt der Weil’schen Weine.

Winzer/Weingut: Robert Weil, Kiedrich, Rheingau, Deutschland.

Lage/Herkunft: Von Schiefer- und Lössböden, eine Vorselektion der Ersten- und Grossen Lagen des Weinguts.

Kiedricher 2015 Ortswein Allgemeines: Weinfreunden den Namen Robert Weil zu erklären ist ungefähr so unnötig wie Wasser in den Rhein zu tragen. Die Rieslinge dieses Weinguts wurden schon im 19. Jahrhundert an zahlreiche Kaiser- und Königshäuser Europas geliefert. Heute ist das historische Weingut Robert Weil in Kiedrich das wohl bekannteste Deutschland. Nicht nur aufgrund der einzigartigen himmelblauen Etiketten das dessen Flaschen ziert, sondern weil die Rieslinge aus dem Hause Weil ganz einfach zu den besten weltweit gehören. Im Zuge der Vie Vinum im Juni dieses Jahres, habe ich bei einem abendlichen Treffen Wilhelm Weil, den Urenkel des Gründers, kennengelernt. Er leitet heute das Weingut und hat es international an die absolute Spitze geführt. Heute habe ich das grosse Vergnügen, den ersten der sechs Weine die er mir im Anschluss überlassen hat zu verkosten; den Kiedricher Riesling 2015 Ortswein, eine Vorselektion der Ersten- und Grossen Lagen des Weinguts. Gesteigert wird bis hinauf zu den Grossen Gewächsen. Aber davon mehr wenn diese an der Reihe sind. Jetzt wird der Kiedricher Riesling einfach ins Glas verfrachtet und ich bin bereits sehr gespannt auf das was mich erwartet.

Im Glas: In hellem gelb mit feinen grünen Reflexen schimmert mir der Kiedricher aus dem Glas entgegen.

In der Nase: Der Duft zwar ausgeprägt, aber doch verhalten und überhaupt nicht laut. Reife Aromen von Steinobst duften mir entgegen, frischer grüner Apfel, ein knackiger Pfirsich macht sich breit in der Nase und oben drüber schwebt eine feine wie auch klare mineralische Note die von frechen Zitrustönen befeuert wird. Ein sehr frischer wie auch animierender Duft der augenblicklich für dezenten Speichelfluss sorgt.

Zuerst ist er weich, der Kiedricher, und dann packt er zu. Zitrusaromen überall, knackige grüne Äpfel und eine kristallklare Mineralik machen sich über die Zunge her und was schon beim Riechen für dezenten Speichelfluss gesorgt hat, das geht jetzt im Mund erst richtig los. Die Zungenränder rollen sich vor Freude und erklären den Granny Smith zu ihrem neuen Liebling. Sie wollen mehr von dieser grünen Frische und gieren nach der nächsten Ladung Riesling. Am Gaumen fühlt es sich fein an, man spürt wie harmonisch die attraktive und lebendige Säure in den Körper eingearbeitet ist und wie gekonnt beide für ein äusserst belebendes Mundgefühl sorgen. Mir macht Riesling immer mehr Spass.

Ganz interessant aber wird es, wenn der Kiedricher mit Luft in Berührung kommt. Ich habe die Flasche jetzt zwanzig Minuten offen stehen und schon zeigt sich der Tropfen im Mund mit einer Griffigkeit die ich nicht erwartet hätte. Jetzt kommt die ganze feine steinig-lössige Mineralik durch, sorgt am Gaumen für Haftung, knuspert richtig. Der Apfel ist gereift, die Zitrusnoten ganz weit nach hinten abgetaucht und ein völlig anderer Wein macht sich auf einmal breit. Im Körper hat er zugelegt, die ganze Textur fühlt sich anders an, ist komplexer, dichter, körniger, saftiger, und sogar im Abgang zieht der Kiedricher eine subtile weissherbe Note hinter sich her. Jetzt beginnt das Riesling-Kino, jetzt trinkt man ihn als gäbe es kein morgen. Jetzt ist er in Fahrt und ich springe einfach auf den Zug auf. Egal wohin er fährt. Ich lass mich einfach treiben.

Resümee: Wunderbar. Einfach wunderbar ist das Gefühl am Gaumen. Wie der Wein da haftet, wie er sich so herrlich herb anfühlt ohne wirklich herb zu sein. Dieser weisse Grip verzaubert und der Pfirsich der jetzt wieder aufgetaucht ist, trägt das Seine dazu bei. Auf der Zunge einfach nur mehr köstlich, gereifter Granny Smith, erwähnter weisser Pfirsich, dezente Mineralik und sonst nichts als pure Harmonie. Körper, Säure, Frucht, Gefühl, alles passt und ergibt ein wunderschönes Ganzes. Und das ist erst der Einstieg in die Welt der Weil’schen Weine. Ich freue mich schon darin einzutauchen und bin bereits gespannt, wie sich der Kiedricher am Abend präsentieren wird. Ich wette der legt noch mehr als eine Schaufel drauf und kann es nicht erwarten das zu überprüfen. Tolles Rieslingvergnügen!

Tipp: Geht auch ohne, aber mit Luft fängt er erst an zu singen. Mit 8-10º zu frischen Salaten, zum Backhendl, zu gegrilltem Fisch und vielem mehr. Als Solist ein Wein der einen so richtig zum Trinken verführt.

Einen Bericht über den Riesling Kiedrich lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Kiedricher Riesling 2015 Ortswein vom Weingut Robert Weil aus Kiedrich im Rheingau, Deutschland.

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Kategorie: Robert Weil, Verkostet

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