Hattenheim Engelmannsberg 2013

| 10. Januar 2018 ...alles

Wie aus einem Märchen

Ein Wein der Emotionen auslöst, der einen packt, und, sobald man ihn im Mund hat, nicht mehr “aufhört”. Riesling kann so schön sein.

Winzer/Weingut: Balthasar Ress, Hattenheim, Rheingau, Deutschland.

Lage/Herkunft: Von der Lage Engelmannsberg in Hattenheim.

Hattenheimer Engelmannsberg Allgemeines: Hattenheim. In der Zwischenzeit ein Wort, das auf der Stelle Speichelfluss bei mir auslöst. Werkt dort nämlich einer meiner deutschen Lieblingswinzer, Dirk Würtz. Seines Zeichens Betriebsleiter und Weinmacher am Weingut Balthasar Ress, verantwortlich für das was in die Flaschen kommt. Und das ist seit Jahren absolute Spitzenklasse. Vor allem aber ist es anders. Hier gibt es keinen Mainstream, kein Schischi oder sonstiges “Angepasstes”. Was Dirk Würtz unter dem Motto “zurück zu den Wurzeln, zur Nachhaltigkeit, biologisch und biodynamisch” zu Wein macht ist Extraklasse; von der Basis bis zur Spitze. Ich habe heute den Riesling Hattenheim Engelmannsberg 2013 am Tisch der Wahrheit stehen und ich verwette jetzt schon mein letztes Hemd, dass auch dieser Tropfen wieder ein Klasse für sich ist. Damit er sich aber auf seinen Auftritt auch entsprechend vorbereiten kann, kommt der Engelmannsberg für eine Stunde in die Karaffe, um dort reichlich Umgebungsluft zu schnuppern.

Im Glas: Strahlend gelb zeigt sich der Engelmannsberg im Glas.

In der Nase: Was die Nasenflügel hochströmt ist, vorsichtig ausgedrückt, ein Hit. Das ist saftig, das ist eine Wagenladung frischer Pfirsich, ganz viel grünes Gras und jede Menge salziger Mineralität. Das ist so dicht in der Nase, dass man richtig Druck spürt und immer tiefer rein riecht, weil man davon nicht mehr loskommt. Was ist das für ein Auftritt, was für eine “Dufterotik”. Einfach umwerfend. Ich will mehr davon. Und zwar ganz viel mehr. Jetzt gleich.

Im Mund: STOP. So geht Riesling nicht. Der ist zu ANDERS. Zu OFF Mainstream. Der ist einfach GRENZGEIL. Der ist kräutrig und floral, der Pfirsich nur fast reif, die Mango gelb und saftig und darüber eine kleine Quitte. Der Gaumen im Delirium, weil alles gar so WOW ist. Das Salz, es fördert Speichelfluss, die Zunge rollt sich vor Entzücken und irgendwie ertappt man sich dabei, dass man gerade einen Riesenschluck von diesem Zeug genommen hat, in seiner grenzenlosen Gier nach dem Geschmack und vor allem nach diesem leicht barocken Mundgefühl. Welches sich nach drei Sekunden aber in ein äusserst feines ändert und einen nochmals staunen lässt. Denn plötzlich wird es richtig trocken und auch herrlich herb am Zungengrund. Was bitte geht hier ab? Der Engelmannsberg ist definitiv anders. Riesling für Helden und Abenteurer.

Der Engelmannsberg ist schlicht der Hammer. Nach dem Öffnen voll barock, rund und weich im Mund, reifes Steinobst und florale Noten. Mit Luft dann knochentrocken, ohne seine reifen Fruchtaromen zu verlieren, nur wird alles feiner, fast schon elegant. Die herbe Note einfach grandios, als würde er sich von einer Raupe in einen wunderschönen Schmetterling verwandeln. Am zweiten Tag die Offenbarung. Fein im Mund, Zitrusfrüchte, Mirabellen und Maracuja, Kräuter und sogar ein wenig grüner Tee. Das Zeug ist einfach unbeschreiblich gut. Von wegen mieser Jahrgang, so ein Blödsinn. Ich könnte mich ertränken in dem Stoff, das ist meine Rieslingwelt, das ist das wonach ich suche und so selten finde. Was für ein Wein!

Das letzte Glas am zweiten Tag. Kandierte Früchte, viel herbe Noten auf der Zunge und am Gaumen, die aber aufgrund des reifen Saftes richtig sexy wirken. Die sich einfräsen in der Geschmacksbibliothek, sich unvergesslich machen und ein unsägliches Verlangen nach ganz viel mehr auslösen.

Resümee: Ein Wein der Emotionen auslöst, der einen packt, und, sobald man ihn im Mund hat, nicht mehr “aufhört”. Kann man sowas bitte als Lutscher herstellen? Damit man ständig daran nuckeln kann? Ich lecke jetzt die letzten Reste aus dem Glas raus und gestehe, dass ich schwer verliebt bin in den Tropfen. Riesling kann so schön sein. Der hier ist für mich mein Einhorn. Meine gute Fee. Mein Untergang.

Tipp: Mag die Luft und auch ein etwas grösseres Glas. Zur klassischen Wiener Küche eine Bank, als Solist ein Tropfen, der einen nicht mehr aus seinen Fängen entkommen lässt. Meditationswein schlechthin.

Einen Bericht über den Engelmannsberg lesen Sie auch hier.

Wein & und Winzer-Info:

Hattenheim Enegelmannsaberg
Wein: Hattenheim Engelmannsberg 2013
Winzer: Balthasar Ress
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: – 2020+
Boden: Kalkmergel
Ausbau: Edelstahl
Besonderes: ManuVin®
Dekantieren: Ja

Den Wein gibt es in der Weinfachhandlung K&U Weinhalle in Nürnberg zu beziehen.

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Kategorie: K&U Weinhalle, Verkostet

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