Fontanasanta Manzoni Bianco 2014

| 22. Januar 2016 ...alles

Wein mit dem man fliegen kann

Mischung aus feinst salzigem Burgunder und typisch herb-floralem Weisswein aus Südfrankreich. Und dazwischen liegt der Geschmack der Dolomiten.

Winzer/Weingut: Elisabetta Foradori, Mezzolombardo, Trentino, Italien.

Lage/Herkunft: Von tiefgründigen, lehm- und tonhaltigen Schotterlagen im Tal rund um Mezzolombardo.

Fontanasanta Manzoni Bianco 2014 Allgemeines: Wer Wein und Dolomiten sagt, der meint in aller Regel Elisabetta Foradori. Weltberühmt für ihre Teroldegos, allen voran der legendäre Granato, macht Elisabetta Foradori am Fuss der Dolomiten aber auch ein paar Weine der “weissen Fraktion”. Einen davon habe ich heute hier am Tisch der Wahrheit stehen; den Fontanasanta Manzoni Bianco 2014. Fontanasanta ist der Name der Villa, die 1815 auf Geheiss des Grafen Simone Consolati, damals Konsul in Trento, erbaut wurde und heisst soviel wie Heiliges Wasser. Manzoni, eine Kreuzung von Riesling x Weissburgunder, ist die Rebsorte, die auf tiefgründigen, lehm- und tonhaltigen Schotterlagen im Tal rund um Mezzolombardo angebaut wird. Der Fontanasanta Manzoni Bianco 2014 wurde auf der Maische im Betontank vergoren und reifte im Anschluss 12 Monate in Akazienfässern. Ich werde mich dem Tropfen, der gerade einmal läppische 11,5% auf die Waage bringt, jetzt widmen und lasse ihn vorab für eine Stunde in der Karaffe seine Kreise ziehen. In Anbetracht der Maischevergärung entscheide ich mich für das Burgunderglas.

Im Glas: Kraftvolles, dunkles strohgelb steht im grossen Becher.

In der Nase: Ein Traum von einem Duft schwebt im Glas, floral herb, feine trockene Kräuter, etwas getrocknete Marille und ein ebensolcher Apfel. Darüber eine relativ tonige Mineralität die jedoch nicht warm, sondern frisch und kühl ist, begleitet von dunklen Nussaromen. Alles was an Frucht vorhanden ist riecht äusserst reif, die Nussaromen verdichten alles und verleihen dem Fontanasanta eine bräunlich gelbe Dunkelduftigkeit. Dicht und frisch fühlt sich alles in der Nase an.

Im Mund: Weich, frisch, höchst aromatisch und leicht salzig breitet sich der Fontanasanta auf der Zunge aus. Eher floral denn fruchtig, zärtlich herb, wunderbar nussig und traumhaft trocken steht der Wein im Mund. Man glaubt aufgrund der immensen Aromenvielfalt Gewicht zu spüren, doch plötzlich löst sich der Wein am Gaumen in eine federleichte Erscheinung auf, verdunstet förmlich und zieht leicht und frisch die Kehle runter. Kaum kommt der Tropfen in den Mund zeigt er eine komplexe Fülle und fühlt sich mit seiner herb-floralen Charakteristik auch etwas stoffig an. Dabei fühlt man aber schon wie leicht der Wein ist, wie trocken er sich über die Lippen legt und wie fein verwoben die Textur ist. Dann kommt die Nuss und dann schmeckt man das Salz. Getrocknete Marille zart gesalzen, das trifft es wohl am besten. Der Abgang floral, zart würzig, mineralisch und mit einem Tick von Matschapfel auf Beton im Nachhall. Was für ein Erlebnis.

Das grosse Glas war die perfekte Entscheidung. Der Fontanasanta fühlt sich pudelwohl darin, gibt alles frei was er zu bieten hat. Immer ausgeprägter wird mit der Zeit die herbe weissblütige Note. Auf der Zunge wirkt der Wein puristisch, fein und äusserst aromatisch. Die zarte Nussigkeit erinnert mich an Weissburgunder, was ob der Verwandtschaft von Manzoni nicht weiter verwunderlich erscheint. Am Gaumen trocken, weiss und kalkig, am Zungenrand herrlich salzig. Wie überhaupt der Fontanasanta ein ungemein von Mineralik dominierter Wein ist. Die beiden Hauptdarsteller Marille und Apfel beherrschen perfekt die Kunst der Zurückhaltung, begleiten nur ganz leise und versuchen niemals sich in den Vordergrund zu spielen. Und während man sich immer mehr mit diesem herbfloralen Tropfen anfreundet merkt man, wie herrlich stoffig er dabei geworden ist. Der Wein hat fast was Esoterisches und man spürt im Innersten, dass man mit ihm fliegen kann.

Resümee: Manzoni. Wer kennt hier schon diese Rebsorte? Wie beschreibt man einen Wein der hierzulande so gut wie unbekannt ist? Der Fontanasanta ist eine Mischung aus feinst salzigem Burgunder und einem typisch herb-floralem Weisswein aus Südfrankreich. Eine Mischung aus Boisson und Mas Jullien. Und dazwischen liegt der Geschmack der Dolomiten. Weisswein nach meinem Geschmack und vor allem nach meinem Mundgefühl. Aromatisch, salzig, nussig, fein, leicht, herb, floral, niedrigalkoholig und komplex bis zum Anschlag. Wem das nicht genug ist, der stelle sich ein wenig überreife Frucht dazu vor und schon ist er im Traubenhimmel. Von dem will ich eine Kiste. Mindestens. Und für den gebe ich auch gerne wieder einmal eine aus vollster Überzeugung und von Herzen kommende Kaufempfehlung ab. Was für ein Wein. Was für ein Spass!

Tipp: Eine Stunde Luft sollte er bekommen. Grosses Glas nehmen und mit 10-12º geniessen. Passt hervorragend zu Fisch vom Grill und weissem Fleisch. Oder zu frischen Salaten und gutem Hartkäse. Als Solist ein Meditationswein mit welchem man sich stundenlang vergnügen kann.

Einen Bericht über den Fontanasanta Manzoni lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Fontanasanta Manzoni Bianco 2014 von Elisabetta Foradori aus Mezzolombardo, Trentino, Italien.

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Kategorie: Elisabetta Foradori, Verkostet

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