Chateau Fontenil 2011 Fronsac
Wie das Rauschen eines Wildbachs
Besticht mit einem Säurespiel das ungewöhnlich ist, mit einer Finesse die man nicht erwartet hätte und einem höchst erfrischenden Gesamtauftritt.
Winzer/Weingut: Chateau Fontenil, Fronsac, Frankreich.
Lage/Herkunft: Von Lagen aus den Appellationen von Pomerol und Saint Emilion.
Allgemeines: Auf eine lange und bemerkenswerte “Karriere” kann jener Mann zurückblicken, der am 24. Dezember 1947 in Libourne, nur 400 Meter von der Appellation Pomerol entfernt, geboren wurde; Michel Rolland. Heute berät er über 100 Weingüter in über 13 Ländern dieser Welt, vornehmlich aber jene in Bordeaux. 1973 war es dann, als Michel Rolland zusammen mit seiner Frau Dany in ein Analyselabor in Libourne einstiegen, welches sie 1976 zur Gänze erwarben. In der “Rolland Collection” sind alle Weine die Dany und Michel Rolland produzieren unter einem Namen zusammengefasst. Einer dieser Weine, steht heute hier am Tisch der Wahrheit um genauer untersucht zu werden; der Chateau Fontenil 2011 Fronsac vom gleichnamigen Weingut im Fronsac, das 1986 erworben wurde. Dabei handelt es sich um eine Cuvée aus 90% Merlot und 10% Cabernet Sauvignon. Mit etwas Luft, ohne karaffiert worden zu sein, kommt der edle Tropfen jetzt ins Glas.
Im Glas: In tiefstem schwarzrot strahlt einem der Fronsac aus dem Glas entgegen.
In der Nase: Im Riechorgan zeigt er ohne Umweg, dass er Kraft und Dichte im Gepäck hat. Hochreife schwarze Beeren nehmen augenblicklich das Zepter in die Hand und nehmen edle Tabaknoten und dicke Pflaumen in ihrem Sog mit. Es fühlt sich fleischig in der Nase an, konzentriert, saftig, dunkel, etwas rauchig. Im Hintergrund tanzt eine dunkle Schokoladenote durch die Gegend, der Gedanke an den ersten Schluck ist süss und sinnlich.
Im Mund: So und nicht anders, hat man sich den Wein nach seinem Auftritt in der Nase, auch im Mund vorgestellt. Kraftvoll, wuchtig, enorm dicht und selbstbewusst. Graphit und dunkle Beeren treten im Duett auf, Süssholz lädt er auf der Zunge ab, Blaubeeren treffen auf edles Zedernholz. Tabak mischt sich unters Volk, und weil das alles nicht genug ist, bläst der Fronsac mit einer Frische durch die Luke, die einen sprachlos macht. Keine Spur von Dicke, Hitze oder sonstiger Art von Opulenz. Im Gegenteil, der Tropfen zeigt sich als Modellathlet, mit keinem Gramm zu viel, mit Idealfigur und einer Agilität, die man durchaus als flott bezeichnen darf. Höchst erfrischend zischt dieser Tropfen die Kehle runter. Unerwartet, und deshalb umso faszinierender.
Zu meiner eigenen Überraschung stelle ich fest, dass der Fronsac immer mehr Spass zu machen beginnt, je länger er Luft schnappt und je öfter ich koste. Man möchte meinen, dass hier ein Wildbach durch den Mund rauscht, so frisch und kühl ist dieser Tropfen. So dicht er in der Nase war am Anfang, so schlank und rassig zeigt er sich sowie er auf der Zunge aufschlägt. Auch am Gaumen spürt man nur feinstes Tannin, das an Eleganz nur schwer zu überbieten ist. Lakritze trifft auf Tabak, Blaubeerkuchen trifft auf Himbeeren, Tiefe und Textur in reinster Harmonie. Würde man bei einem 90%igen Merlot-Anteil doch einen Wumms von dicken Pflaumen erwarten, so merkt man hier im besten Falle die Idee von Zwetschke. Dafür gibt´s flotten Säurepuls und ein Finale, das an Genuss und Freude nichts zu wünschen übrig lässt.
Was fleischig, dicht und druckvoll in den Nasenflügeln anfing, ist rassig, schlank und elegant im Mund geworden. Ein Wein der höchst konzentriert das Riechorgan benebelt hat, ist zu einer edlen Perle mutiert. Frucht und Würze in selten schöner Harmonie, nichts ist zu viel, nichts zu wenig. Alles ist an seinem Platz, aufgeräumt, nobel, bezaubernd. Der Fronsac besticht mit einem Säurespiel das ungewöhnlich ist, mit einer Finesse die man nicht erwartet hätte und einem höchst erfrischenden Gesamtauftritt.
Resümee: Ein edler Tropfen, der sich völlig unbeschwert trinkt, der seine Kraft im besten Falle ansatzweise zeigt und der, so er dann auch noch Luft bekommt, zum absoluten Frischefreak wird. So macht das Spass mit Bordeaux, so kann es bleiben.
Tipp: Verträgt durchaus Luft um richtig aufzugehen. Mit frischen 16º genossen grosses Kino. Zu rotem Fleisch, zum Braten, auch zu Federvieh geeignet. Am Abend als Entspannungstrunk ein idealer Partner.
Einen Bericht über den Fronsac lesen Sie auch hier.
Verkostet wurde ein Chateau Fontenil 2011 Fronsac von Chateau Fontenil aus Saillans, Frankreich. Bezugsquelle: Fine Wine Shop, Illmitz.