Chardonnay Leithaberg DAC 2013

| 12. Oktober 2015 ...alles

Kalk regiert, alles andere ist Beiwerk

Die Zunge happy, der Gaumen trocken. Übrig bleibt man mit einem Lächeln im Gesicht und dem Wunsch nach einem zweiten Glas.

Winzer/Weingut: Winzerhof Kirchknopf, Kleinhöflein/Burgenland, Österreich.

Lage/Herkunft: Von den Lagen Satz und Fehlmühl von über 30 Jahre alten Rebstöcken.

Chardonnay Flasche/Etikett: Der gewöhnungsbedürftige Stil der Etiketengestaltung wird auch auf dieser Flasche fortgesetzt. Pechschwarzer Untergrund auf welchem quietschgrün als Kontrastfarbe eingesetzt wird. Im oberen Teil Michael Kirchknopf, darunter EDITION, was auf seine persönliche exklusive Linie hinweist. Dann ein dicker vor grün quietschender Trennstrich und darunter wieder in silber Leithaberg DAC sowie was drin ist in der Flasche; Chardonnay Leithaberg DAC. Das ebenso schwarze Rückenetikett ist vollgepackt mit allem was man wissen mus, sowie einer kurzen Notiz über den Wein selbst. Interessantes Detail dazu: Der Mittelteil des Rückenlabels ist perforiert und abtrennbar, um so a) den aufgedruckten QR-Code und b) Adresse, Telefon und Email immer griffbereit zu haben. So geht Jugend Usability und Nutzen an. Und weil Burgunderweine bei mir immer etwas atmen dürfen, kommt auch dieser Chardonnay für eine Weile in die Kraffe.

Im Glas: Zartes Gelbgrün schimmert aus dem grossen Becher.

In der Nase: Die Nasenflügel strömen Aromen von frisch geschnittenen Äpfeln und Birnen hoch. Untermalt mit einer feinen buttrigen Note sowie weissem Blütenduft und frischem Heu. Frische grüne Kräuter drängen in den Vordergrund und dahinter steht eine speckig-salzig-tabakige Note. Eigenwillig, aber fein. Als hätte man helle Tabakblätter in eine Lake eingelegt und Kräuter reingestreut. Wirkt frisch und lebendig in der Nase und macht Lust auf einen ersten Schluck.

Im Mund: Weich strömt der Chardonnay Leithaberg DAC in den Mund. Auf der Zunge extrem kalkig, ausgesprochen mineralisch und straff. Ebenso würzig, was für gewisse Überraschung sorgt. Animiernd in der Säure, frisch, klar und doch recht kraftvoll ist der Auftritt. Man schmeckt sehr schön knackige Äpfel und Birnen, ebenso einen Tick von feuchtem Heu und vor allem ganz viel vom Kalk, der eindeutig das Kommando hat. Im Hintergrund zieht still und leise das helle Tabakblatt vorbei und unterfüttert alles mit einer edlen rauchigen Note. Am Gaumen trocken wie ein Tischtuch, weiss, no na, der Kalk, Sie wissen schon. Im Abgang würzig, mineralisch, dezent kräutrig und mit feinem Blütenstaub durchzogen. Was bleibt ist ein letzter Rest der quietschvergnügten Säureader die für Leben auf der Zunge sorgt.

Interessant ist das Mundgefühl das der Chardonnay Leithaberg DAC hinterlässt. Er ist einerseits knochentrocken sowie er am Gaumen ankommt, fühlt sich aber gleichzeitig ausgesprochen cremig an. Dabei schafft er es leicht zu bleiben, kein Gewicht aufzuladen und schwer zu wirken. Dafür sorgt einerseits die lebendige Säure und andereseits die extreme mineralische Würze die in dem Tropfen haust. Auch wenn man ganz klar den frischen Apfel schmeckt, über allem schwebt eine kräftige Würze und vor allem jede Menge weisser Kalkstaub. Während auf der Zunge ein Wein mit mittlerem Körperbau steht, dreht er am Gaumen voll am Rad und zeigt sich dort ausgesprochen fein und doch auch straff. Weisse Blütenaromatik, ein paar Kräuter und das hartnäckige Tabakblatt sorgen für ein ausgewogenes Finale.

Ohne jeden Zweifel wächst der Chardonnay Leithaberg DAC an der Luft. Er wird noch würziger, noch mineralischer und im Mund noch straffer. Er bleibt zwar weich, doch sorgt seine ausgeprägte Mineralik für die nötige Klarheit. Kalk regiert, alles andere ist Beiwerk. Typisch Chardonnay und nicht zwingend im Burgenland zu verorten. Geschmacklich eindeutig, gefühlsmässig wunderbar. Die Zunge happy, der Gaumen trocken. Übrig bleibt man mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht.

Resümee: Ein frischer Chardonnay der nicht vom Holz erdrückt wurde, ein lebendiger Wein der dank agiler Säure für eleganten Zirkus auf der Zunge sorgt und ein Gaumen der sich nach der nächsten Ladung Kalk sehnt. Klasse Chardonnay für unter 12 Euro. Wer sich noch fragt, was ich eingangs mit “Siegerwein” meinte, der sei für die Antwort darauf hierher verwiesen.

Tipp: Geht auch sofort, eine halbe Stunde Luft tut ihm aber gut. Mit 10-12º aus dem grossen Glas trinken. Zu Wiener Tafelspitz, Forelle “Müllerin” oder mildem Käse ein Genuss. Als Solist ein toller Chardonnay für richtig feinen Trinkspass.

Einen Bericht über den Chardonnay Leithaberg DAC lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Chardonnay Leithaberg DAC 2013 vom Winzerhof Kirchknopf aus Eisenstadt, Burgenland, Österreich.

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Kategorie: Kirchknopf, Verkostet

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