Roter Veltliner 2013 Von den Terrassen 1979

| 10. Oktober 2015 ...alles

Das ist die Dark Side of the Moon

Für mich persönlich der beste Rote Veltliner den ich je getrunken habe; und diesen Satz habe ich mir dreimal überlegt bevor ich ihn getippt habe.

Winzer/Weingut: Martin & Anna Arndorfer, Strass/Strassertale, Österreich.

Lage/Herkunft: Von einer alten, sehr kleinen Terrassenlage am Gaisberg, deren Reben 1979 gepflanzt wurden.

RV von den Terrassen 1979 Flasche/Etikett: Das Etikett das die dicke Burgunderflasche ziert ist so gut wie deckungsgleich mit dem des bereits verkosteten Grünen Veltliners. In gedecktem weiss wirkt es durch die verwendeten Schriften verspielt, ist dabei aber doch klar und aufgeräumt. Auf der linken Seite eine Zeichnung die so etwas wie eine Sonne oder Blume darstellen soll. Darunter erst auf den zweiten Blick erkennbar die Initialen m und A. Rechts oben martin & anna ARNDORFER und rechts unten, und das ist auch schon der einizige Unterschied, in dunkelrot RV von den Terrassen 1979. Das Rückenetikett gibt dann wieder mehr an Information her. Vor allem über die Lage Gaisberg und deren Besonderheiten, sowie über die grossteils vergessene Rebsorte selbst. Ganz unten wieder alles was an vorgeschriebenen Informationen nötig ist. Mit 12,5% liegt der Wein im moderaten Durchschnitt und bevor der Rote Veltliner von den Terrassen 1979 angetrunken wird, darf er sich für eine halbe Stunde in der Karaffe akklimatisieren.

Im Glas: Goldig wie der Schatz der Sierra Madre leuchtet der RV von den Terrassen aus dem Glas heraus.

In der Nase: So kraftvoll wie es funkelt, so üppig ist auch der Duft der einem in die Nase strömt. Opulent, saftig, weich und warm. Einerseits ganz leicht exotisch, dann wie ein Blech frisch gemachter Marillenkuchen. Üppig, fruchtig, süss und doch auch würzig. Es riecht ungemein reif und dunkelgelb, es fühlt sich sehr kompakt an und es erinnert einen irgendwie bereits an die Vorweihnachtszeit. Wenn das im Mund so weiter geht, dann steht mir wohl ein ausgesprochen opulentes Abenteuer bevor.

Im Mund: Als würde einem ein Barren Butter über die Zunge gezogen, so weich fühlt sich der RV von den Terrassen an. Von süss ist keine Rede mehr. Man ist damit beschäftigt das Gefühl zu erfassen und einzuordnen. Der Geschmack steht erstmal im Hintergrund. Sobald man sich daran gewöhnt hat schmeckt man feine Nussaromen die umhüllt sind von einer gelben Reife. Es ist rauchig am Gaumen, dabei saftig und doch furztrocken. Spürt man in der Mitte der Zunge so etwas wie eine ganz verhaltene Säure, so fliesst der Wein über die Ränder wie verwässerter Honig ab. Mild, rund, weich, warm und rot im Sinn von Temperatur. Es ist als würde sich der Wein, der doch recht frisch und saftig in den Mund kommt, augenblicklich auflösen und einen in völliger Trockenheit zurück lassen. Der Abgang aromatisch, rauchig-würzig, dunkel und auch nussig. Der Saft der eben noch die Zunge breit beschlagen hat mutiert zu Staub und hinterlässt nichts als gelbe Dürre.

Vom Gefühl her ist es als hätte man geschmeidigen Chardonnay im Mund. Leicht buttrig, zart nussig, körperbetont und mild. Es ist füllig, ja, aber bei Weitem nicht mehr so opulent wie es in der Nase war. Was den Wein dann aber doch als Nicht-Chardonnay entlarvt ist seine rote Würze die im Hintergrund ihr Lied spielt. Es ist der Rauch der über den Gaumen zieht und dieser Anflug von Pikanz die nicht grün sondern rot ist. Irgendwie ist dieser Wein die Dark Side of the Moon. Und irgendwie spricht der RV von den Terrassen den Geschmacks- und den Gefühlssinn auch getrennt an. Man schmeckt das warme weiche Gemisch und man fühlt eine Trockenheit die nussig-würzig ist. Es ist wie Ping-Pong. Einmal Geschmack, einmal Gefühl, es geht hin und her und man wird davon förmlich eingelullt. Schmecke gelb, spüre rot, schmecke Nuss, fühle Staub. Spür den Saft, schmeck die Dürre. Ein Spiel das nicht zu enden scheint. Die Zunge liebt den Saft der so schnell auftrocknet, dass sie am liebsten reglos bleiben würde um Zeit zu gewinnen, der Gaumen versucht permanent die Nussigkeit zu konservieren und muss sich doch geschlagen geben. Der Wein weckt Sehnsucht und betört die Sinne.

Wie kann gelb so trocken sein? Wie kann trocken so aromatisch dicht und saftig sein? Genau das ist es was man sich ohne Pause fragt. Marillen schmeckt man, keine frischen sondern halb getrocknete. Gelbes Heu im Hintergrund. Darunter jede Menge Nüsse, nicht grün sondern braun; leicht angebraten in feinster Butter. Eine Prise Staub darüber und fertig ist die Mischung die am Gaumen wie ein warmer Wind weht. Fast schon erotisch ist der Nachhall. Rötlich, herb und trocken. Verfeinert mit einem Schuss Marille. Wer Weine liebt die so gut wie säurefrei sind, wird vom RV von den Terrassen hellauf begeistert sein. Wer dann auch noch auf rote Würze, gelbe Saftigkeit und Dürre steht, der wird mit diesem Wein eine wahrscheinlich nie mehr enden wollende Liaison eingehen.

Resümee: Immobilienmakler würden ihn wohl als Terrassentraum bezeichnen. Für mich persönlich ist es der beste Rote Veltliner den ich je getrunken habe; und diesen Satz habe ich mir dreimal überlegt bevor ich ihn getippt habe. Ich brauche jetzt noch ein Glas davon. Und dann noch eines. Und dann nur noch Pink Floyd. Zwecks der dunklen Seite.

Tipp: Eine Stunde in der Karaffe ist perfekt. Mit 10-12º aus einem etwas grösseren Glas geniessen. Zu allem was paniert ist traumhaft. Zur Alleinbespassung einer, der die entsprechende Musik dazu auf einen neuen Level hebt.

Einen Bericht über den RV von den Terrassen lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Roter Veltliner 2013 Von den Terrassen 1979 vom Weingut Martin & Anna Arndorfer aus Strass im Strassertale, Niederösterreich. Bezugsquelle: 225 Liter-Handverlesene Weine, München.

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Kategorie: 225 Liter, Verkostet

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