Welschriesling 2014 Velich

| 14. September 2016 ...alles

Best Welschriesling ever

Der beste Welschriesling den ich je getrunken habe. Wem Mundgefühl wichtig ist, der wird sich in diesen Wein verlieben und ihn nicht mehr missen wollen.

Winzer/Weingut: Weinbau Velich, Apetlon/Burgenland, Österreich.

Lage/Herkunft: Von Sand-, Lehm- und Geröllböden im Nationalpark Neusiedlersee/Seewinkel im tiefsten Burgenland.

Welschsriesling 2014 Velich Allgemeines: Weil der Preis von Wein immer wieder Thema ist, steht heute die neue Verkostungsrunde unter dem Motto Weiss für Lau. Eine weitere Runde zum Thema Rotwein folgt. Dabei stehen Weine zur Verkostung an, die alle um die 10 Euro liegen und somit für jedermann leistbar sein sollten. Dass es sich trotzdem um qualitativ hochwertige Weine handelt sollte als selbstverständlich angesehen werden. Den Beginn macht der Welschriesling 2014 von Heinz Velich, dessen Weingut direkt im Nationalpark Neusiedlersee/Seewinkel, im tiefsten südlichen Burgenland unmittelbar an der ungarischen Grenze liegt. Heinz Velich lässt seinen Weinen lange Zeit, lässt sie auf der Hefe solange es nur geht, verzichtet auch Chemie im Weinberg und im Keller und darf zweifelsfrei als Naturwein-Winzer bezeichnet werden. Trends kümmern ihn nicht, was er in seine Flaschen füllt ist anders, komplexer und vor allem charaktervoller als das was man gewohnt ist. Sein Welschriesling aus dem Barrique macht da keine Ausnahme. Die Neugier ist gross, das Glas poliert, es kann losgehen.

Im Glas: Aus dem Glas leuchtet der Welschriesling in einem hellem strohgelb.

In der Nase: Der Duft fühlt sich ausgesprochen weich in der Nase an. Apfelschale riecht man, etwas grüne Melone sowie Salz und frisch gemähte Wiese. Ungewohnt ist das, jedoch sehr faszinierend vielschichtig und angenehm im Riechorgan. Mürbteig kommt mir in den Sinn, so wie ich es von Omas Apfelstrudel kenne. Dazu ein Schuss Pikanz und fertig ist ein Duft an welchen man sich jederzeit gewöhnen kann. Und will. Ich mag ihn schon.

Im Mund: Wenn das Welschriesling ist, was waren dann die anderen die ich getrunken habe? Da rockt das Salz kaum dass er auf der Zunge angekommen ist, da steht eine Mineralikader drauf die sich gewaschen hat. Limette kommt dazu und zaubert mir ein hoch erfreutes Grinsen in die Mimik. Kernig, knackig, resch und dabei derart weich, wie man es nicht für möglich halten würde. Am Gaumen legt sich gelbe Apfelschale ab, man schmeckt den Apfelstrudel wieder, oder besser dessen Fülle. Grün als Fabbegleitung kommt hinzu, bringt kühle Frische rein. Es fühlt sich saftig, fast schon cremig an und wäre da nicht dieses flotte Frucht-Säurespiel, der Tropfen könnte glatt als Kaubonbon Karriere machen.

Ich bin total gefangen genommen von diesem Wein. Von seiner Konsistenz die so füllig und doch so fein und leicht ist. Kein Gewicht im Mund und doch ist er voll ausgefüllt. Von seiner feinen Haftung auf der Zunge und am Gaumen, von seiner gnadenlosen Mineralik und dem Umstand, dass auf Frucht komplett verzichtet wird. Ausser man erhebt den Apfelstrudel in den Fruchtstand. Der Abgang würzig, leicht salzig und trocken wie britischer Humor. Was bleibt ist ein leichter weisser Nebel der nur langsam wieder abzieht, der lange nachwirkt und das Verlangen, gleich den nächsten grossen Schluck von diesem Wein zu nehmen. Was angesichts der schlappen 11,5 Umdrehungen auch völlig reuelos möglich ist. Das ist Wein der zum Genuss in grossen Mengen gemacht ist.

Resümee: Ich sag´s ja ungern, aber das ist der beste Welschriesling den ich je getrunken habe. Und zwar wegen seiner Gesamtcharakteristik. Das ist dicht im Mund, da ist Fülle drin die trotzdem schwerelos wirkt, da ist Würze drin die verhalten ist und vor allem glänzt der Tropfen mit einer Physis im Mund die man so nicht kennt. Wer nach Frucht sucht wird bestenfalls auf bereits erwähnten Apfelstrudel stossen, der Rest ist Mineralik, Salz und ein leiser Hauch von brauner Nuss. Wem aber Mundgefühl sehr wichtig ist, der wird sich in diesen Wein verlieben, ihn nicht mehr missen wollen und ihn wahrscheinlich fortan zu allem trinken was so auf den Tisch kommt. Da gehört er nämlich hin. Als Zechwein der das Potential zum Alltagsvergnügen hat. Ich werde heute jedenfalls schwer sündigen und mir eine richtig rustikale Brettljause machen. Und dazu werde ich den Rest der Flasche gnadenlos vernichten. 9,80 Euro kostet das Vergnügen und wer nicht völlig spassbefreit ist, der legt sich von diesem Tropfen einen Vorrat an.

Tipp: Aufmachen, einschenken und Spass haben. Am besten mit 10-12º. Zu Brathuhn, Fischgerichten, Wiener Schnitzel, Brettljause… ach was. Trinken Sie ihn einfach wozu sie wollen. Der macht alles mit und ist als Solokünstler ebenso ein Überflieger.

Einen Bericht über den Welschriesling lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Welschriesling 2014 von Heinz Velich aus Apetlon im Burgenland, Österreich. Bezugsquelle: K&U Weinhalle, Nürnberg.

Tags: , , , , , ,

Kategorie: K&U Weinhalle, Verkostet

Keine Kommentare erlaubt