Vieilles Vignes Eparses 2011
Macht einfach glücklich
Begeistert, fasziniert, gibt einem Rätsel auf; das Mysterium Chenin Blanc. Immer wieder. Ein Genuss auf den man nicht mehr verzichten will.
Winzer/Weingut: Eric Nicolas, Domaine de Bellivière, Jasnières, Frankreich.
Lage/Herkunft: Von Tuffböden mit 50-80 Jahre alten Rebstöcken.
Allgemeines: Mit einer meiner heimlichen Lieblingsrebsorten startet heute die neue Verkostungsrunde mit dem Motto Mysterium Chenin Blanc. Womit das Geheimnis auch schon gelüftet wäre. Der Protagonist der diese Runde feierlich eröffnet ist ein Wein von Eric Nicoals’ Domaine de Bellivière in Jasnières. Bereits 2011 habe ich seinen ersten Chenin Blanc, einen Jasnières ‘Les Rosiers’ getrunken und so begann meine Liebe zu dieser Rebsorte. Heute steht sein Vieilles Vignes Eparses 2011 am Tisch der Wahrheit. Der Eparses stammt von Rebstöcken die 50 bis 80 Jahre alt sind, ausgebaut wurde er im Holzfass. Das besondere an Eric Nicolas’ Weinen ist deren gnadenlose Mineralität, welche daher rührt, dass die Tuffböden auf denen die Rebstöcke stehen, so gut wie kein Wasser speichern können. Wie gnadenlos mineralisch sein Vieilles Vignes Eparses ist, das werde ich jetzt ganz ausführlich auskundschaften. Zuvor aber kommt der gute Tropfen eine knappe Stunde in die Karaffe um ein wenig Luft zu tanken.
Im Glas: In sattestem dunklen Gold funkelt der Eparses aus dem grossen Burgunderbecher raus.
In der Nase: Etwas Bienenwachs, viel Honig und ein Sack voll hochreifer Birnen dampfen mir intensiv die Nasenflügel hoch. Es fühlt sich erdig in der Nase an, man riecht ein wenig Safran, Gelbwurz und auch etwas Blütenhaftes. Apfel hebt die Hand und meldet sich zu Wort. Über allem schwebt ein feiner Film der mich an mürbe, mit Orangen veredelte Kekse erinnert. Mysteriös der Duft, ungewohnt und doch so faszinierend.
Im Mund: Kaum im Mund, weiss ich wieder warum ich Chenin Blanc so mag. Einerseits sehr weich, andererseits knallig mineralisch, strömt der Eparses auf die Zunge. Knackig würde man wohl sagen wenn man von Säure sprechen würde, doch ist es in diesem Fall die brutale Mineralik die sich hier zu schaffen macht. Salzig schmeckt es, klirrend fast an den Zungenrändern und dabei irritierenderweise derart weich und cremig, dass man es gar nicht glauben mag. Reife Äpfel, reife Birnen und auch hier ein wenig Bienenwachs im Mund. Frisch, strahlend und trotzdem wunderbar weich. Am Gaumen gelbaromatisch bis zum Anschlag, leicht herb mit einem süssen Stich bepackt. Fühlt sich toll an und der Abgang ist ein endlos aromatisches Spektakel.
Ich muss gestehen, ich muss mich beherrschen um nicht in Hymnen auszubrechen. Aber was der Eparses abbrennt ist ein hoch erotisches Sinnesfeuerwerk. Feinste Seide im Mund, kühl und edel griffig, saftig auf der Zunge und doch sehr klar. Das Salz in wunderbarer Harmonie mit Honig und der Birne unterwegs, das Wachs als feiner Film am Gaumen, der Apfel als Förderer der sauren Lust. Das Mundgefühl derart komplex, dass es sich widersprüchlich anhört was man empfindet. Weich und klirrend, salzig und herb, rund und trotzdem fein, kühl und wohlig wärmend, frisch, gelb, aromatisch, erdig, mineralisch. Es scheint als würde es kein Ende geben, als würde diese Reise ewig weitergehen. Ich bin verliebt in den Eparses und bereit dafür den Kontorahmen auszureizen.
Zu meiner Überraschung wird der Eparses mit Luft zwar noch erdiger, noch mineralischer, dabei aber gleichzeitig cremiger im Mund. Wie geht cremig und klar? Dieser Tropfen schafft das, wie auch immer. Es könnte genauso gut ein total geerdeter Riesling mit niedriger Säure sein. Es begeistert, fasziniert, gibt einem Rätsel auf; das Mysterium Chenin Blanc. Immer wieder. Weich steht er auf meiner Zunge, er haftet fest an meinem Gaumen, er schmeckt und fühlt sich gelberdig an und er macht mich einfach glücklich.
Resümee: Wer Chenin Blanc nicht oder nur wenig kennt, der sollte auf der Stelle mit dieser Rebsorte beginnen. Und, wenn er dann so etwas wie den Eparses trinken darf, ihr hoffnungslos verfallen. Für 34 Euro kann man sich dieses Gold in seine Hütte holen. Ich persönlich werd mir eine Kiste bunkern und mich ab und zu an einer Flasche feinstes Weines schadlos halten. Ich liebe Chenin Blanc!
Tipp: Ein Stunde Luft in der Karaffe tut ihm gut. Am besten aus dem grossen Glas mit 10-12º geniessen. Zu Muscheln, zu Meeresfrüchten, zu weissem Fleisch an hellen Saucen und vielem mehr. Als Solist ein Charmeur erster Klasse.
Einen Bericht über den Eparses lesen Sie auch hier.
Verkostet wurde ein Vieilles Vignes Eparses 2011 von Eric Nicolas´, Domaine de Bellivière in Jasnières, Frankreich. Bezugsquelle: K&U Weinhalle, Nürnberg.
Kategorie: K&U Weinhalle, Verkostet