Trafalgar 2015 Muscat Blanc à Petits Grains
Nix Blockbuster, das ist Autorenkino
Ein Muskateller, der jeden stadt- und landbekannten Widersacher in die Tasche steckt und sich einen Ast über deren klägliche Erscheinung ablacht.
Winzer/Weingut: Domaine Mâmârutá, La Palme/Fitou, Frankreich.
Lage/Herkunft: Von Rebstöcken die auf kargen Kalkmergelböden wachsen.
Allgemeines: Die Weine von Marc Castans Domaine Mâmârutá im Fitou gehören für mich seit langem zu meinen persönlichen Lieblingen. Sein Le Coupe soif und sein Grain de Folie 2015 Rosé haben es mir schwer angetan. Leider sind seine ausgezeichneten Weine hierzulande noch immer nur so etwas wie Geheimtipps und deshalb wird es Zeit, wieder einmal eine seiner Pretiosen ins Scheinwerferlicht zu stellen. Diesmal im Zuge der Verkostung mit dem Thema Weiss für lau. Und zwar seinen Trafalgar 2015. Ein Muscat a petits grains, was soviel wie Goldmuskateller bzw. gelber Muskateller heisst. Für mich persönlich einer der besten Goldmuskateller die man bekommen kann. Der Trafalgar stammt von Kalkmergelböden, ist vegan, sogar beim Klebstoff seiner Etiketten verzichtet Marc Castan auf tierische Produkte. Er ist ein lupenreiner Naturwein, weil er auch schwefelfrei abgefüllt und ohne jede kellertechnische Manipulation auf Flasche gezogen wurde. Mehr kann man nicht machen. Für eine Stunde wandert der Trafalgar jetzt erst einmal in die Karaffe um sich “auszustinken”. Das darf er nämlich als Naturwein, um sich dann in seiner vollen Pracht zu präsentieren.
Im Glas: Naturwein, naturtrüb. So steht der Trafalgar in dunklem strohgelb im Glas.
In der Nase: Würzig steigt sein Duft die Nase hoch. Schleppt eine Tonne Rosenblätter mit und sorgt mit einer expressiven Muskatnote für Spass im Riechorgan. Es riecht intensiv, es ist duftig, aromatisch und es ist so unverkennbar Muskateller wie es offenichtlicher nicht sein kann. Das alles erleben Sie aber nur, wenn sie ihn für eine knappe Stunde in der Karaffe ausdünsten haben lassen. Die braucht er nämlich um Sie nicht komplett zu irritieren.
Im Mund: Und dann die grosse Überraschung! Was da in den Mund kommt ist ein Muskateller, der jeden stadt- und landbekannten Widersacher in die Tasche steckt und sich einen Ast über deren klägliche Erscheinung ablacht. Da steht urplötzlich ein Wein auf der Zunge der mit einer bombastischen Aromatik auffährt, der weisse Blütenblätter durch den Mund jagt, der Litschis hinterher wirft und der die Muskatnuss zum subtilen Hauptdarsteller seiner Geschichte macht. Die Dichte des Trafalgars beeindruckt, es fühlt sich kompakt im Mund an, es ist cremig und es ist vor allem so derart trocken, dass einem erst das Zitronige im Abgang den Speichel aus den Fugen zieht. Ein Traum von Muskateller, der mit genügend Luft ein wahres Furioso abhält.
Zwei Stunden Luft lassen den Trafalgar zu einem Wein aufgehen, der a) immer feiner und b) immer trockener wird. Und c) immer eleganter was seine Charakteristik als Muskateller angeht. Da ist kein banal lautes Muskatellergewitter das einem den Gaumen abreibt, sondern eine subtile Muskatellerwürze die zwar stets im Vordergrund steht, dabei aber niemals penetrant wird. Auf der Zunge leicht und feingestrickt, fast schwebend, die Cremigkeit vergessen, nur mehr weich. Am Gaumen weiss, blütenherb und kalkig. Erst im Abgang wieder diese feine Muskatnuss die sich fast schüchtern ihren Weg in einen wunderbaren Nachhall bahnt. Um dort noch einmal mit einem Schuss Zitrone für erhöhte Aufmerksamkeit zu sorgen.
Resümee: So sehr der Trafalgar anfangs verwirren mag, so sehr verzaubert er einen je länger er atmet und dabei auch Temperatur aufnimmt. So fein haben Sie Muskateller noch nicht erlebt. So klar erkennbar und trotzdem so zurückhaltend in seiner Lautsärke. Das ist kein Blockbuster, das ist Autorenkino. Wie ein Schwarzweiss-Film. Leise, fast schon monoton einlullend weil gar so unaufgeregt in seiner Persönlichkeit. Und doch so überzeugend eigenständig. Zunge wie auch Gaumen lieben diesen Wein, wollen mehr davon und wer generell ein Muskatellerfan ist, der sollte den Trafalgar einmal parallel zu einem seiner Lieblinge versuchen. Das Ergebnis wäre interessant zu wissen, ich kann mir aber vorstellen, dass man sich danach für jene Welt des Marc Castan entscheidet und die Assoziation Trafalgar sich fortan nicht mehr nur auf den Trafalgar Square beschränkt.
Tipp: Ein bis zwei Stunden sollte er in der Karaffe atmen. Danach mit 12-14º geniessen. Zu orientalischer und asiatischer Küche eine Wucht. Zum Chili der Hammer. Zur Thaiküche mit viel Koriander ein Erlebnis. Als Solist ein Entschleuniger ersten Ranges.
Einen Bericht über den Trafalgar lesen Sie auch hier.
Verkostet wurde ein Trafalgar 2015 Muscat Blanc à Petits Grains von der Domaine Mâmârutá im Fitou, Frankreich, Bezugsquelle: K&U Weinhalle, Nürnberg.
Kategorie: K&U Weinhalle, Verkostet