Thurnerberg 2014 Erste Lage

| 5. Februar 2016 ...alles

Speckfältchen sind sexy

Saftig-erdig, tropisch-frisch und leicht barock sind jene Attribute, die den Tropfen zu einem Wein mit äusserst liebenswerten Speckfältchen machen.

Winzer/Weingut: Weingut Türk, Stratzing, Kremstal, Österreich.

Lage/Herkunft: Von den sehr steinigen Böden der Lage Thurnerberg auf 307 Metern Seehöhe.

GV Thurnerberg 2014 Allgemeines: Mit einem für österreichische Verhältnisse “schrägen” Sekt von Franz Türk, dem Cabernet Sauvignon Rosé, habe ich diese kleine aber feine Verkostungsreihe begonnen. Mit einem Grünen Veltliner von der Lage Thurnerberg auf 307 Metern Seehöhe setze ich sie heute fort. Auf mehr als 85% seiner Rebflächen baut Franz Türk Grüner Veltliner nachhaltig und naturnah an. Er ist Mitglied der Vereinigungen Kremstaler Convent und Traditionsweingüter Österreich. Sein Grüner Veltliner Thurnerberg 2014 Erste Lage ist eine Kamptal DAC Reserve mit 13,5 Umdrehungen und stammt von 30 Jahre alten Reben die auf sehr steinigen Böden stehen. Grober Schotter, Quarzgeröll und kristallines Gestein dominieren diese Lage an der Donau, welche aufgrund ihrer Beschaffenheit für klare und mineralische Weine sorgt. Wie sehr das zutrifft werde ich jetzt erkunden. Für eine halbe Stunde aber wandert der GV Thurnerberg in die Karaffe um etwas Wiener Luft zu atmen. Danach entscheide ich ob er aus dem normalen oder grossen Glas getrunken wird.

Im Glas: Helles strohgelb mit zarten grünen Reflexen blinzelt aus dem Glas heraus.

In der Nase: Frischer Steinobstduft zieht die Nase hoch, etwas Zitrone ist dabei und ebenso ein paar feine Kräuteraromen. Eine Spalte Ananas irrt im Hintergrund herum und sucht Anschluss an den reifen Apfel der das Regiment am Thurnerberg anführt. Das Gefühl sehr straff im Riechorgan, klar und geschliffen. Erde steht über dem frischen Früchtekorb und hüllt alles in einen weichen Film ein. Weisser Pfeffer tritt hervor und sorgt für feine Würze. Ein sehr animierender, ansprechender Duft der Frische und Agilität vermittelt.

Im Mund: Erdig ist mein erster Eindruck den ich vom Thurnerberg habe. Danach ein saftiger wie auch zart würziger Wein der auf der Zunge steht. Rauch zieht über den Gaumen, wieder Erde und ein ganzer Strauss von Kräutern. Fühlt sich leicht speckig an im Abgang und sorgt dabei für einen pfefferwürzigen, von der Zitrone gestreiften Eindruck. Hat Körper, ist aber trotzdem fein und klar im Mund. Zarter Schmelz der etwas süss anmutet, sich aber rasch in einem relativ erdigen Geschmack auflöst. Erst jetzt merkt man wie auf der Zungenspitze und an den Rändern ein wunderbar leichter Salzfilm sein Unwesen treibt. Ganz weit im Hintergrund agiert die Säure sehr verhalten, drängt sich nicht nach vorne und lässt dem eindeutig auf Mineralik ausgelegten Spiel den Vortritt. Sie greift nur sparsam ein und lässt einen Spass am reifen Steinobst haben. Äusserst g’schmackig würde der geeichte Veltlinerfreund wohl sagen.

Wie erwartet entwickelt sich der Thurnerberg an der Luft zu einem deutlich griffigen Wein der mit Kraft und Körper punktet. Dabei bleibt er aber überraschend fein und behält dank der Säure, die jetzt etwas mehr in den Vordergrund getreten ist, eine gewisse Knackigkeit. Über allem aber weht der Wind der trockenen Erde die für reichlich Grip im Mund sorgt. Auf der Zunge wirkt der Thurnerberg zart aufgeraut, am Gaumen schmeckt man kandierte Frucht die mehr an Tropen als an heimische Gärten erinnert. Ein Hauch Exotik weht den Rachen runter und bleibt auch im Mund noch ziemlich lang erhalten. Der merklich vorhandene Restzucker hat sich vorzüglich mit der Säure arrangiert und beide machen keine Anstalten einen Alleingang zu unternehmen. Das macht den Wein harmonisch und mit seiner erdigen Note zu einem relativ dunkelwürzigen Gesellen.

Die Neugier überkommt mich und ich versuche den Thurnerberg nun aus dem Burgunderkelch, um augenblicklich wieder aufs “normale” Glas zurück zu greifen. Dort gehört er hin, dort zeigt er seine Muskeln, seinen Schmelz und seine feine Opulenz. Dort behält er seine Frucht und vor allem seine Fülle die ihm sehr gut steht. Was ihm äusserst gut tut ist ganz einfach Luft, die ihn nach und nach zu einem richtig erdigen Tropfen macht. Unverändert bleibt der saftige, exotisch anmutende Rauch der über den Gaumen langsam in den Schlund zieht. Süsser Schmelz der haften bleibt und auch noch lange nachhallt.

Resümee: Saftig-erdig, tropisch-frisch und leicht barock sind jene Attribute, die den Thurnerberg zu einem Wein mit äusserst liebenswerten Speckfältchen machen. Er ist mineralisch, ja, aber er vergisst auch nicht das Fruchtkommando hinterher zu schicken. Ein echter Süffelsaft mit richtig Sex-Appeal.

Tipp: Eine Stunde in die Karaffe damit. Mit 10-12º geniessen. Zu hellen Fleischspeisen, Spargel und würzigeren Speisen mit kräftigeren Saucen. Auch zu Frisch- und Weißschimmelkäse. Als Solist ein anspruchsvoller Partner für entspannte Momente.

Einen Bericht über den Thurnerberg lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Thurnerberg 2014 Erste Lage vom Weingut Türk aus Stratzing im Kremstal, Niederösterreich.

Tags: , , , , ,

Kategorie: Türk, Verkostet

Keine Kommentare erlaubt