Sulzfelder Blauer Silvaner 2016

| 8. Mai 2018 ...alles

Brennt sich ein, geht nicht mehr weg

Silvaner aus einer anderen Galaxie, Silvaner der einen innehalten lässt und Emotionen auslöst.

Winzer/Weingut: Zehnthof Luckert, Sulzfeld am Main, Unterfranken, Deutschland.

Lage/Herkunft: Von der Lage Maustal welche an den Mainhängen südlich von Sulzfeld liegt.

Blauer Silvaner 2016 Allgemeines: Zurück in Franken. Zurück beim Silvaner. Zurück bei den Weinen der beiden Vollblutwinzer Wolfgang und Ulrich Luckert vom gleichnamigen Zehnthof Luckert in Sulzfeld am Main. Die Luckerts bewirtschaften ausschließlich ihre in Sulzfeld in den Lagen Maustal und Cyriakusberg liegenden Weinberge. Was waren das für tolle Tropfen die ich bereits von den beiden verkostet habe, was haben der Blaue Silvaner Maustal und der Gelbkalk Sonnenberg Spass gemacht. Unvergessen sind sie. Heute habe ich das Vergnügen wieder einmal einen Blauen Silvaner am Tisch der Wahrheit zu haben, und zwar den Sulzfelder Blauer Silvaner 2016, der wie der Grüne Silvaner von den Muschelkalkböden aus dem Maustal kommt. Nur dass die Trauben des Blauen Silvaner eine zart rote Färbung haben. Ausgebaut wurde auch dieser Tropfen im traditionellen Holzfass. Und weil ich die beiden anderen Weine bereits kenne, wird auch der Sulzfelder Blauer Silvaner in die Karaffe umgefüllt und dort für eine Stunde sich selbst mit seiner Umgebung überlassen. Aber nicht in Franken, sondern hier bei mir, in Wien.

Im Glas: Keine Spur von Blau im Glas. Dafür herrlich strahlendes Strohgelb.

In der Nase:Im Riechorgan nicht einmal ansatzweise so etwas wie Frucht. Dafür eine Würze die sich unaufhaltsam in den Nasenflügeln hocharbeitet. Frisch gemähtes Heu, nasser Stein, ein wenig Salz mit einer leichten grünen Note. Berauschend fruchtlos, spannend mineralisch, erbarmungslos betörend ist der Sulzfelder Blauer Silvaner. Leiser Rauch thront über allem, es fühlt sich speckig in der Nase an. Ein Duft der jedem Fruchtfanatiker Depressionen verursacht. Ein Duft der Freunden edler Würze vor Freude Tränen in die Augen treibt.

Im Mund: Saftig, weich und cremig macht sich der Sulzfelder Blauer Silvaner auf der Zunge breit. Staunen, Ungläubigkeit, Irritation. Was bitte ist das? Diese immense Dichte die so ohne Breite auskommt, diese enorme Cremigkeit die alles andere als fett ist. Heizöl leicht, nur dass das hier um ein Universum besser schmeckt. Ein Traum von Wein im Mund, purer Sex. Und auch dort nicht eine Spur von Frucht. Nur ein weicher Schauer totaler Glückseligkeit. Die Zunge eingelullt in einem Film von rauchig-speckiger Mineralität, der Gaumen exklusiv der Würze ausgeliefert. Man hat etwas im Mund das nicht mehr weg geht, das sich einbrennt und sich mit seiner sanften weichen Seele unvergesslich macht.

Und dann wird´s immer lustiger. Der Wein nimmt Fahrt auf an der Luft, wird immer kalkiger, immer trockener und feiner. Haftung baut sich auf, die Zunge spürt wie plötzlich alles griffiger erscheint. Von seiner weichen Hülle aber büsst der Tropfen überhaupt nichts ein, er wird nur noch präziser, noch klarer gezeichnet, noch einprägsamer. Was jedoch am meisten Eindruck macht, ist, wie “gut und köstlich” ein Wein schmecken kann, der vollkommen von jeglicher Frucht befreit ist. Zauberei? Magie? Nichts von alledem. Einfach nur was die Natur, in welche man nicht eingegriffen hat, und die Zeit daraus gemacht hat. Unfassbares Mundgefühl, unschlagbare Aromatik, unglaublich das “Lied” das der Sulzfelder Blauer Silvaner im Mund spielt.

Resümee: Je länger man an diesem Tropfen “nuckelt”, umso sinnlicher wird er. Das ist kein Wein den man ganz einfach “ziehen” lässt. Mit dem hier spielt man sich im Mund, man kaut und drückt und rollt ihn, presst seine ganze Würze aus ihm raus und geniesst es einfach, wenn er sich am Ende in einem atemberaubenden Finale zu seinem Abgang aufmacht. Und man hält staunend inne, wenn man diesem Nachhall hinterher “schmeckt” und versucht, ihn für immer zu bewahren. Silvaner aus einer anderen Galaxie, Silvaner der einen innehalten lässt und Emotionen auslöst. Wer bitte braucht schon Frucht? And the Oscar goes to … “the Luckerts”. Respekt. Hut ab!

Tipp: Geben Sie ihn eine Stunde in der Karaffe und geniessen Sie ihn bei 10-12º. Zur feinen Gemüseküche ebenso geeignet wie zu Fisch und Wiener Schnitzel. Ohne alles einer, der einen gefangen nimmt und nicht mehr auslässt.

Einen Bericht über den Sulzfelder Blauer Silvaner lesen Sie auch hier.

Wein & und Winzer-Info:

Blauer Silvaner Sulzfeld
Wein: Sulzfelder Blauer Silvaner 2016
Winzer: Zehnthof Luckert
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: -2019+
Anbau: Biologisch
Ausbau: Traditionelles Holzfass
Besonderes: Naturland® zertifiziert
Dekantieren: Ja

Der Wein wurde uns von der K&U Weinhalle aus Nürnberg zur Verfügung gestellt.

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Kategorie: K&U Weinhalle, Verkostet

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