Sori Paolin 2010 Barbaresco
Ran an den Speck und die Salami.
Ein junger Barbaresco der schon jetzt enormen Trinkspass macht. Saftig, rund und weich läuft dieser Wein zum Essen wie von allein die Kehle runter.
Winzer/Weingut: Cascina Luisin, Barbaresco, Piemont, Italien.
Lage/Herkunft: Von lehmig kalkigen Böden von einer der neun historischen Einzellagen des Barbaresco.
Flasche/Etikett: Irgendwie unverkennbar italienisch präsentiert sich das Etikett auf dieser Flasche. Ganz oben elegant und geschwungen Sori Paolin und unterhalb in Grossbuchstaben BARBARESCO mit dem Jahrgang 2010 darunter. In der Mitte liest man gross in geschwungener Handschrift-Typo Cascina Luisin. Den unteren Teil des vanillegelben Etiketts nimmt eine Stichzeichnung ein die ein Dorf auf sanften Hügeln zeigt. Ganz fein in grau. Am Hals der Flasche ist wie bei allen Weinen von Cascina Luisin ALBEISA geprägt, was die spezielle Form angeht, welche aus dem 18. Jahrhundert stammt und Bezug auf die Gegend Alba nimmt. Nur Weine von den Langhe- und Roero-Hügeln mit kontrollierter Ursprungsbezeichnung dürfen in diese Flaschen abgefüllt werden. Eingefasst ist diese von einer edel wirkenden, leuchtend blauen Halsmanschette. Das grosse Glas steht bereit, doch bevor der Sori Paolin da rein darf, wird er für eine Stunde in der Karaffe in Ruhe gelassen.
Im Glas: Klar wie ein Gebirgsbach dreht der Sori Paolin in kirschrot mit leichten Reflexen in orange seine Runden im Glas.
In der Nase: Wunderbare Würze strömt aus diesem die Nase hoch, unterfüttert mit ein paar Weichseln, blauen und roten Beeren sowie einem ganzen Sack voll orientalischen Gewürzen. Man kommt sich vor wie am Bazar in Marrakesch und atmet diese wunderbaren Düfte förmlich ein. Ganz hinten zartes Holz, etwas feucht und sehr viel warme Erde. Ein Duft der die Sinne betört und Kopfkino auslöst. Würze, Pfeffer, rote Frucht und Orient. Die perfekten Zutaten für ein grosses Weinerlebnis.
Im Mund: Als würde einem ein weiches Samttuch über die Zunge gezogen. So fühlt es sich an wenn der Sori Paolin in den Mund kommt. Schlichtweg fantastisch. Es ist weich, es ist warm und doch ungemein spröde. Gerbstoffe, abgeschliffen wie feiner Sand breiten sich auf der Zunge und am Gaumen aus und man kann sich sehr gut vorstellen, wie diese sich wohl vor zwei Jahren gebärdet haben müssen. Da steht Textur im Mund, da ist sagenhaft viel Würze auf der Zunge, es ist herb, es ist erdig und rot. Am hinteren Ende der Zunge schmeckt man diese rote Frucht auch, oder ist es einfach nur Extrakt das sich hier bemerkbar macht? Es fühlt sich saftig an, der Pelz der gar kein Pelz ist sorgt für einen bittersüssen Nebel hinter den Lippen und man kommt ins Schwärmen, wenn sich der Sori Paolin lang und würzig-herb zum letzten Weg aufmacht. Um einen mit einem roterdigen Gefühl im Mund zurück zu lassen.
Soviel zum ersten Glas, das ohne feststoffliche Begleitung verkostet wurde. Doch kaum hat man die Salami, den Speck, den Käse und die Antipasti ausgepackt, entfaltet sich der Sori Paolin zu einem wahren Juwel im Mund. Es heisst, man solle einen Barbaresco niemals ohne Futter trinken, ich mach’ das trotzdem gerne weil ich es liebe einen Wein derart zu spüren. Aber kaum hat er Begleitung zeigt er sich von einer gänzlich anderen Seite. Plötzlich ist er weich im Mund, fühlt sich saftig und rund an und steckt sogar den extra-würzigen Ziegenkäse locker in die Tasche. Wie von Zauberhand spürt man auf einmal nichts mehr von Gerbstoffen, es ist als wären gar keine mehr vorhanden. Auf der Zunge sogar rotfruchtig, generell aber dominiert von orientalischen Gewürzen. Man hat plötzlich einen wunderbar weichen Wein im Mund und staunt. Und wie von alleine läuft der Tropfen gefährlich schnell die Kehle runter.
Erst wenn man das Essen wieder einstellt spürt man wieder die samtig feinen Gerbstoffe, fühlt man wieder die spröde Ader des Sori Paolin. Doch kaum wird gefuttert, hat man einen anderen Wein im Mund. Saftig auf der Zunge, weich am Gaumen, mild fast. Und doch so erhaben in seiner erdigen Würze die sich so orientalisch braun, orange und rot anfühlt. Und jetzt, nach Stunden an der Luft, ist nichts mehr da von Frucht oder was auch nur im Ansatz dran erinnern könnte. Es ist erdig, es ist würzig, es ist herb, es ist einfach Gefühl pur im Mund. Sogar ohne Fressbegleitung. Es ist genau das, was Barbaresco für mich persönlich interessanter als Barolo macht. Er wirkt für mich einfach sperriger, kantiger, auch rustikaler und deshalb auch charaktervoller. Jeder wie er will.
Resümee: Der Sori Paolin sollte jeden davon überzeugen, dass sich der ‘kleine Bruder’ keineswegs vor seinem grossen Schatten verstecken muss. Klar, 33 Euro machen ihn nicht gerade zum Wein für jeden Tag, doch hat man ihn einmal erlebt, dann möchte man ihn gerne öfter auf der gedeckten Tafel stehen haben.
Tipp: Eine Stunde Luft tut ihm gut. Entwickelt sich enorm weiter. Mit 16-18º geniessen. Salami, Speck, Schinken, Wurst, Käse und alle Arten von Antipasti sind nur für ihn gemacht. Geht auch solo, aber nur wenn man generell mit Nebbiolo klar kommt.
Einen Bericht über den Sori Paolin lesen Sie auch hier.
Verkostet wurde ein Barbaresco ‘Sori Paolin’ 2010 von Roberto Minutos Cascina Luisin aus Barbaresco, Italien. Bezugsquelle: K&U Weinhalle, Nürnberg.
Kategorie: K&U Weinhalle, Verkostet