Silvaner pur mineral 2013

| 4. Oktober 2015 ...alles

Der Mineraloge unter den Silvanern

Brutal trocken. Und trotzdem ungemein geschmeidig. Schmelz der nicht fettet, Saft der nicht tropft. Einfach sehr schön ausgewogen.

Winzer/Weingut: Weingut Fürst, Bürgstadt am Main, Franken, Deutschland.

Lage/Herkunft: Von den steinigen Böden des Centgrafenbergs und des Volkacher Karthäusers.

Fuerst Silvaner pur mineral 2013 Flasche/Etikett: Schlicht und einfach ist das Etikett gestaltet. Ein grosses weisses Quadrat klebt auf der Flasche, oben in rot FÜRST und unten nur Silvaner pur mineral 2013 daruf. Mehr gibt es nicht zu lesen. Weniger geht auch nicht mehr. Und wer geglaubt hat, dass er vielleicht auf dem Rückenetikett ein wenig mehr über den Wein erfährt, der wird enttäucht. Es gibt nämlich keines. Einzig ein schmaler schwarzer Streifen am Rand ist mit dem bedruckt was gesetzlich vorgeschrieben ist. Keine Info über Lage, Böden, Ausbau, was auch immer. Immerhin steht am weissen Teil, dass Silvaner in der Flasche ist und am schwarzen noch, dass er von 12 PS angetrieben wird. Die Attribute pur und mineral müssen reichen um zu erahnen was auf einen zukommt. Ich habe keine Ahnung und deshalb werde ich den Inhalt jetzt auch ohne weitere Vorbereitung einfach aus der Flasche hüpfen lassen. Mal schauen wie pur und mineralisch sich der Silvaner von Paul und Sebastian Fürst, deren Betrieb Mitglied im VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter) ist, im Glas macht.

Im Glas: Aus dem Glas funkelt der Silvaner in einem hellen strohgelb mit dezenten grünlichen Reflexen.

In der Nase: Es duftet nach gelber Birne, nach reifem Apfel und vor allem nach ganz viel Stachelbeeren. Etwas kräutrig und komplett dominiert von einer Mineralik die des Silvaners Namen mehr als gerecht wird. Ein wunderbarer Duft der da die Nasenflügel hoch zieht. Sehr frisch, belebend, animierend und mundwässernd. Eine feine Mischung aus Frucht, Kräutern und mineralischer Klarheit. Als Schlusslicht taumelt, ohne allzu frech zu werden, eine Limette fröhlich hinterher.

Im Mund: Kaum hat man die Limette in der Nase Schlusslicht genannt, steht sie im Mund auf einmal wie eine Eins in der Mitte der Zunge. Daneben sorgt der frische grüne Apfel dafür, dass einem das Grinsen im Gesicht nicht abhanden kommt. Stachelbeeren, Limetten und der grüne Runde, der Apfel, spielen das Lied der frechen Früchte, sorgen für Rassigkeit, welche aber auch der sehr präsenten Säure geschuldet ist. Erst danach merkt man wie dicht der Silvaner eigentlich ist, wie zart rauchig er am Gaumen steht und wie trocken trocken sein kann. Es ist durchaus fruchtig, dann aber brutal mineralisch.

Nach einer Stunde Beatmung durch die Wiener Luft wird der Silvaner dann auch richtig griffig am Gaumen. Man spürt wie er sich festkrallt und dort in absoluter Trockenheit verweilt. Während an den Wangen zarte Fruchtaromen und frische Säure für Leben sorgen, findet am Gaumen das genaue Gegenteil statt. Tatsächlich pure Mineralik, auch im Abgang. Erst hinten raus dann wieder etwas Apfel, etwas Birne und die Stachelbeeren. Dabei nicht laut und vordergründig, sondern nur den feinen Rauch begleitend, leise, verhalten und doch schön präsent. Der Wein hat Saft, ist dicht und hat auch einen schön gezeichneten Körper. Im Mund sehr harmonisch, von nichts zuviel, von nichts zuwenig, die Mineralität ist führend. Der Nachhall mit einem frechen Tick Limette ausgesattet, damit das Herbe auch noch lächelt. Schön.

Resümee: Es scheint als würde der Silvaner jede Minute Sauerstoff in sich aufsaugen und immer dichter zu werden. Er wird fast sandig vom Gefühl, entwickelt immer mehr Grip und Herbheit. Überraschend fein steht die fruchtige Aromatik stets daneben und sorgt dafür, dass man den Wein auch noch als fruchtig wahrnimmt. Denn getragen wird er von einer nackten Mineralik die nicht nur sehr klar, sondern auch sehr kompakt ist. Saftig auf der Zunge, frisch und belebend, am Gaumen aber ein völlig anderes Gesicht. Und trocken wie selten zuvor erlebt. Brutal trocken. Und trotzdem ungemein geschmeidig. Schmelz der nicht fettet, Saft der nicht tropft. Einfach sehr schön ausgewogen, in Balance und in sich ruhend. Mit dem nötigen Pepp der diesen Silvaner aus der Masse hebt. Trocken, fein und frisch. Ich mag diesen Mineralogen unter den Silvanern.

Tipp: Gönnen Sie ihm etwas Luft; er dankt es. Mit 9-11º am besten zu trinken. Zu Fisch, Geflügel und feinen Gemüsegerichten vorzüglich. Zur Alleinbespassung ein frischer wie eleganter Wein der auch Charakter hat.

Einen Bericht über den Silvaner pur mineral lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Silvaner -pur mineral- 2013 vom Weingut Rudolf Fürst in Bürgstadt in Churfranken, Deutschland. Bezugsquelle: weinfurore, München.

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Kategorie: furore, Verkostet

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