Silvaner 2012 Weinmanufaktur 3 Zeilen
Nix Chichi. Da Charakter & Profil.
Kein Silvaner von der Stange und alles andere als banaler Chichi-Wein. Der hier hat Charakter, Profil und jede Menge Meditationspotential.
Winzer/Weingut: Weinmanufaktur 3 Zeilen, Rödelsee/Franken, Deutschland.
Lage/Herkunft: Von der Einzellage Küchenmeister in Rödelsee.
Flasche/Etikett: Auch auf dieser Schlegelflasche klebt das hohe, elegante Etikett in weiss und hellblau. Ebenfalls eingefasst in einen feinen silbernen Rahmen. Ganz oben wieder WEINMANUFAKTUR und in der Mitte eine überdimensionale 3 in dunkelblau und Zeilen in silber geschwungener, verspielter Typoraphie. Ganz unten SILVANER ebenfalls in silber und fertig ist das Etikett das eine kühle Frische ausstrahlt. Das Rückentetikett ist klein und schwarz gestaltet. Komplett in silber bedruckt liest man oben 2012 Silvaner und Deutscher Landwein/Main. Darunter Wein aus Trauben biolgischen Anbaus, sowie geschmeidige 13%vol. Bevor der Silvaner aber in den polierten Burgunderkelch verfrachtet wird, kommt er (wie alle spontanvergorenen Weine hier) zur Sauerstoffaufnahme in die Karaffe. 60 Minuten erscheinen mir für diesen Wein angemessen und so darf er sich für eine Stunde akklimatisieren.
Im Glas: In hellem strohgelb dreht der Silvaner seine Runden im Glas.
In der Nase: In der Nase zeigen sich nach einer Stunde an der Luft ganz feine Spontinoten im Hintergrund, vorne aber riecht man saftigen Apfel wie auch eine ausgesprochen feste Würze. Es ist ein dichter Duft der die Nasenflügel hoch zieht. Mineralisch, fest und auch ein wenig kräutrig. Kraftvoll zeigt die Würze, dass sie hier das Kommando im Becher hat und lässt auf einen ebenso kräftigen wie möglicherweise auch herben Genuss schliessen. Wenn der Silvaner im Mund genauso charaktervoll wie in der Nase ist, dann steht mir ein entsprechend spannendes Erlebnis bevor.
Im Mund: Einerseits ist es wie vermutet, andererseits bin ich überrascht. Wie vermutet kommt der Silvaner sowohl saftig wie auch leicht herb auf die Zunge und sorgt dort ganz plötzlich mit einem zarten süssen “Zuckerschwanzerl” für wohliges Grinsen. Rund fühlt sich der Wein auf der Zunge an, geht sogar etwas in die Breite auf ihr und fliesst so mild wie auch weich über die Ränder ab. Dabei lässt er genau in der Mitte jenen Rest von Zucker stehen, um als ausserordentlich sympathisch rüber zu kommen. Es schmeckt gelb im Mund, es ist saftig, reife Frucht trifft auf erdige Mineralität und insgesamt zeigt sich der Silvaner 2012 als würzig-herber, aber richtig saftiger Wein. Im Abgang etwas wärmend, was der kräftigen Würze geschuldet ist und lang anhaltend.
Schmelz hat er, der Silvaner 2012, das steht fest. Am Gaumen ist er saftig, zieht wie Leichtöl über ihn hinweg und schafft es dabei sowohl herb wie auch süss zu bleiben. Wobei süss weit entfernt von süss, sondern vielmehr eine klare Ahnung davon ist. Kapische? Immer saftiger wird der Wein an der Luft, sie befeuert ihn im Viertelstundentakt und nach zwei der vollen Stunden steht ein würzig-saftiger Mix aus reifen Äpfeln und trockenem Geäst auf der Zunge. So schmeckt kein Standard-Silvaner, so fühlt sich kein Standard-Silvaner an. Soviel Fülle im Mund, ohne opulent zu sein, soviel Saft auf der Zunge, ohne banal fruchtig zu sein. Viel nasser Stein am Gaumen, im Rachen und auch im Abgang sorgen für jene Würze die den reifen Früchten gekonnt Paroli bietet, sie niemals das Kommando übernehmen lässt. Es ist ein eher ‘dunkler’ Silvaner, einer den man nicht nur trinkt, sondern einer, den man mit allen Sinnen ‘erleben’ kann.
Was den Silavner 2012 aber so begehrenswert macht ist seine perfekt dosierte Herbheit. Es steht wohl saftig, weich und füllig im Mund, fühlt sich dank seines so sympathischen Zuckerschwänzchens ganz kurz ein wenig süss an, doch kaum hat man das zur Kenntnis genommen, zieht wie eine frische Brise dieser herbe Film über alles hinweg und hüllt alles in sich ein. Man spürt nur mehr weisse Mineralik, erdige Würze und erst ganz am Schluss schält sich wieder etwas Fruchtiges aus diesem Körper. Konzentriert, reif und dicht. Auch im Abgang wird dieses rauchig-würzige Gefühl stärker mit der Zeit, begleitet von etwas Matschapfel und einem Tick von Staub. Was auf der Zunge haften bleibt ist “herbsüss” und was im Nachhall bleibt ist warme Würze mit ein paar nassen Zweigen und ganz viel dunklem Mundgefühl.
Resümee: Der Silvaner 2012 ist alles andere als banaler Chichi-Wein, der hier hat Charakter, Profil und jede Menge Meditationspotential. Angesichts der lächerlichen Mengen die Christian Ehrlich seinen Weingärten entreisst (von der Qualität ganz zu schweigen), sind nicht einmal 12 Euro für diesen Tropfen eine wahre Mezzie. Chapeau!
Tipp: Geben Sie dem Wein 1 Stunde in der Karaffe. Das ist perfekt. Mit ca. 10º aus dem grossen Glas geniessen. Nicht zu kalt trinken. Fischgerichte, aromatische Küche und besonders asiatische Gerichte begleitet er hervorragend. Zur Entspannung oder Meditation ein stilsicherer Alleinunterhalter mit Anspruch und Niveau.
Einen Bericht über den Silvaner 2012 lesen Sie auch hier.
Verkostet wurde ein Silvaner 2012 von der Weinmanufaktur 3 Zeilen aus Rödelsee, in Unterfranken/Bayern, Deutschland. Bezugsquelle: 225 Liter-Handverlesene Weine, München.