Semillon SE 2015

| 9. August 2019 ...alles

Auf dass das Glas nie leer sein möge

Ein Wein der mehr als Spass macht und von dem man immer mehr will.

Winzer/Weingut: Kurt Angeger, Lengenfeld, Kamptal, Österreich.

Lage/Herkunft: Von Weingärten in denen ausschliesslich auf händische Laubarbeit und nachhaltige Bearbeitung des Bodens gesetzt wird.

Semillon 2015 Allgemeines: Die Weine von Kurt Angerer gehören zu den besten die aus dem österreichischen Kamptal kommen. Bereits in der 4. Generation wird das Weingut mit seinen heute ca. 42 Hektar Weinbergen in Lengenfeld bewirtschaftet. In seinen Weingärten verzichtet er vollständig auf Bewässerung und verwendet nur biologischen Dünger. Bei der Weinlese wird ausschliesslich auf händische Laubarbeit und die nachhaltige Bearbeitung des Bodens gesetzt. Seine Weisseine hat Kurt Angerer, der als bodenständiger und zugleich weltoffener Mensch bekannt ist, fast alle nach den Bodentypen oder den Lagen benannt: Kies, Spies, Loam, Granit und Eichenstaude. Einen der ausnahmsweise nicht danach benannt ist, habe ich heute hier am Tisch der Wahrheit stehen.; den Semillon 2015, der auf die schlichte Bezeichnung SE hört und zu 100% im Barrique ausgebaut ist. Etwas Luft tut diesem Tropfen sicher gut, und deshalb kommt er auch für eine halbe Stunde in die Karaffe um sich auf seinen Auftritt vorzubereiten.

Im Glas: Im Becher zeigt sich der Semillon in einem hellen strohgelb.

In der Nase: Was in der Nase sofort das Kommando übernimmt, ist eine ausgesprochen intensive Würze. Kräuter einerseits, Holz auf der anderen Seite. Alles wird leise von Zitrusnoten unterfüttert, im Hintergrund verrichten Wiesenblumen ihre Arbeit. Von Frucht ist nichts zu merken, viel mehr erinnert dieser Duft an einen Ausflug auf die Alm, wo man sich bei einem Picknick in einer sommerlichen wilden Wiese wiederfindet.

Im Mund: So wie es in der Nase angefangen hat, so geht es weiter in der Geschmackszentrale. Extrem würzig, enorm charaktervoll, von Wiesenkräutern und feinem Holz dominiert. Nach ein paar Minuten wird es plötzlich richtig lustig in der Luke. Da tauchen aus dem Nicht in froher Zweisamkeit ein Apfel und ´ne Kokosnuss auf. Am Gaumen zeigt sich der Semillon nach einer Weile cremig, ungemein mineralisch, mit fester Würze und einer ungemein subtilen Note reifer und saftiger Tropenfrucht. Ein Erlebnis das man nicht unbedingt alle Tage hat. Schmeckt und läuft.

Immer stärker arbeiten sich mit Zeit und Luft Linden- und Akazienaromen durch. Heller Honig kommt hinzu, alles fühlt sich weich und cremig an. Die Würze steht hingegen unbeeindruckt ihren Mann und weigert sich die Führung abzugeben. Auf der Zunge läuft ein Saft der reif und füllig ist ab, am Gaumen spürt man edles Holz und feine Wiesenkräuter. Immer mittendrin ein Korb von Blumen. Der Abgang eine reine Freude, weil der Tropfen einfach derart würzig ist, dass jedem Freund von Semillon das Herz aufgeht. Auch der Nachhall darf nicht unerwähnt bleiben, zeigen sich dort endlos lang die dominanten Wiesenkräuter und die wunderbaren Honig- und Akazientöne. Insgesamt ein Wein der mehr als Spass macht und von dem man letztlich immer mehr will.

Resümee: Hat der Semillon SE erst einmal ein, zwei Stunden offen hinter sich, wird’s richtig schwer die Finger von ihm zu lassen. Vorausgesetzt man steht auf Saft und Würze, auf Kräuter, Honig und Akazien. Wenn dem so ist, dann ist’s ein Fest in der Zentrale und man wünscht sich, dass selbiges nie leer sein möge. Bleibt nur noch zu erwähnen, dass die Weine von Kurt Angerer zu 90% in den Export gehen. Wer also etwas von diesem Traumstoff zu erstehen gedenkt der sollte sich beeilen. Denn all zu viel gibt’s hier unseren Landen nicht davon. In diesem Sinne gönn’ ich mir noch einen Nachschlag. Und sonst? Trinkt mehr Semillon! Der Stoff ist einfach köstlich.

Tipp: Eine Stunden in der Karaffe ist nicht nötig. Am besten aus einen grösseren Glas mit 10-12º geniessen. Feiner Speisenbegleiter, aber auch als Solist ein wunderbarer Tropfen.

Einen Bericht über den Semillon SE lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Semillon SE 2015 vom Weingut Kurt Angerer aus dem Kamptal, Österreich. Bezugsquelle: Fine Wine Shop, Illmitz.

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Kategorie: Kracher, Verkostet

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