Scheurebe 2016

| 5. Dezember 2017 ...alles

Kein Schischi, dafür umso mehr Hallo

Ein Wein der Eindruck hinterlässt und lange nachwirkt. Aromatisch, gelb und saftig, schlicht ein Prachtstück.

Winzer/Weingut: Weingut Wittmann, Westhofen/Rheinhessen, Deutschland.

Lage/Herkunft: Von Weingärten, die ohne Herbizide, chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger biologisch bewirtschaftet werden.

Scheurebe 2016 Allgemeines: Philipp Wittmann ist Visionär und Pionier in Sachen ökologischer Weinbau in Deutschland und ein Maßstab in der Bioweinszene. Was immer auch vom Weingut Wittmann aus Westhofen in Rheinhessen kommt, es zählt zum Besten was Deutschland zu bieten hat. Zu diesen zählt auch jener Wein, der heute hier am Tisch der Wahrheit steht, die Scheurebe 2016. Eigentlich möchte Philipp Wittmann auf der Lage auf der sie wächst viel lieber Riesling auspflanzen, doch hindert ihn daran der jährlich wiederkehrende Erfolg den ihm dieser Wein von der so ungeliebten Rebsorte beschert. Teilweise kommen die Trauben sogar aus berühmten Lage Morstein, was den letzten Zweifler von seinen Vorurteilen befreien sollte. Im Grossen Holzfass wurde diese Scheurebe ausgebaut, die Rebstöcke stehen auf kalkhaltigem Braunerdeboden und selbstverständlich wurde spontan vergoren. Jetzt dümpelt sie, die scheue Rebe, bereits seit einer Stunde in der Karaffe vor sich hin, um sich in ihrem schönsten Kleid zu präsentieren.

Im Glas: In kräftigem Gelb leuchtet einem die Scheurebe aus dem Glas entgegen.

In der Nase: Steckt man die Nase in den Becher, wähnt man sich augenblicklich in einem Tropenparadies. Mango, Ananas und Litschi tanzen in den Nasenflügeln, Grapefruit, Mandarinen und auch Stachelbeeren runden dieses Furioso ab. Ein Duft der anmacht, der verzaubert, der einfach riesengrosses Verlangen nach dem ersten Schluck auslöst. So viel gelber Saft im Riechorgan, soviel Tiefe und auch Sexyness. Einfach traumhaft.

Im Mund: Schon beim ersten Schluck wird einem klar, warum die(se) Scheurebe so erfolgreich ist. Das ist kein saures, mageres Weinchen, das hat Statur, vor allem aber mächtig Selbstbewusstsein. Auf der Zunge tanzen Stachelbeeren mit weissen Blüten, die Grapefruit mit der Mandarine und die Musik dazu spielt eine Mineralität, die eindrucksvoller nicht sein könnte. Man schmeckt reife gelbe Frucht, darunter eine feine gelbe Würze und für den absoluten Paukenschlag sorgt eine Säureader, die es in sich hat. Da pocht ein Puls von 180, allerdings in einem Körper, der überraschend weich und dicht ist, dem man die Spontanvergärung anmerkt, der leicht stoffig sich im Mund abreibt. Mundgefühl statt nur Geschmack, Erlebnis statt nur rascher Zisch. Aroma, das man nicht erwartet hat. Grossartig!

Die reinste Freude ist es, diesen Tropfen im Mund zu spüren. Ihn zu erleben wie er pulst, wie er fast schon rassig durch das Zentrum rollt, seine enorme Würze versprüht und erst danach Zeit lässt, sich etwas intensiver den tropischen Fruchtaromen zu widmen. Der Wein übt sanften Druck aus, geizt nicht mit seiner intensiven Aromatik, überrascht mit seiner Physis. Scheurebe kann so anders sein, diese IST anders. Sie ist voll Tiefe, voller Dichte, sie ist geerdet und charaktervoll. Auf der Zunge fast schon herb wenn man sie etwas länger auf ihr stehen lässt, am Gaumen würzig, mineralisch und mit feiner Haftung. Auch im Abgang zeigt sie sich von ihrer selbstbewussten Seite. Kein Schischi, dafür umso mehr Hallo. Gelbwürzig, herb und unendlich lang im Nachhall. Ein Wein der Eindruck hinterlässt und lange nachwirkt.

Resümee: Wo ist sie einzuordnen, diese Scheurebe? Das ist die Frage die man sich unweigerlich stellt. Irgendwo zwischen einem hoch mineralischen Riesling und einem weichen Weissburgunder wohl. Sie hat Frucht, sie hat Würze, sie hat Rasse, Mineralität und Ausdruck. Sie ist rassig und doch weich, sie ist fein und doch griffig, sie ist druckvoll und doch am Ende leicht in ihrem Wesen. Sie ist aromatisch, gelb und saftig. Sie ist schlicht ein Prachtstück. Ich würde diese Scheurebe gerne in vier, fünf Jahren wieder trinken. Weil ich überzeugt bin, dass dann ein richtig grosser Wein im Glas steht. Müsste ich Scheurebe empfehlen, dann wäre es, ohne lange nachzudenken, diese. Kauftipp.

Tipp: Benötigt ca. 1 Stunde in der Karaffe um richtig aufzumachen. 10-12º Trinktemperatur sind fein. Zu Fisch natur, zur Gemüseküche, zu weissem Fleisch an hellen Saucen. Als Solist ein Wein für Freunde charaktervoller Weine.

Einen Bericht über den Scheurebe lesen Sie auch hier.

Wein & und Winzer-Info:

Scheurebe
Wein: Scheurebe 2016
Winzer: Weingut Wittmann
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: – 2024+
Boden: Braunerde kalkhaltig
Ausbau: Grosses Holzfass
Besonderes: Zertifiziert (Naturland®)
Dekantieren: Ja

Den Wein gibt es in der Weinfachhandlung K&U Weinhalle in Nürnberg zu beziehen.

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Kategorie: K&U Weinhalle, Verkostet

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