Saragio 2009 D.O.C. Valdonica

| 20. Februar 2014 ...alles

Geschmack und Mundgefühl auf höchstem Level.

Sangiovese vom Feinsten wie vom Ungewöhnlichsten. Einer der es perfekt schafft, Geschmack und Mundgefühl auf höchstem Level zu vereinen.

Winzer/Weingut: Valdonica, Sassofortino, Maremma/Toskana, Italien.

Lage/Herkunft: Von Weingärten auf über 450 Metern Seehöhe, auf Lehm- und Sandböden des früheren Vulkans Sassoforte.

Saragio 2009 Flasche/Etikett: Konsequent umgesetzt das Corporate Design auch auf diesem Etikett. Dunkles, elegantes grau und darauf der Grossbuchstabe V für Valdonica in glänzendem silber. Die restliche Beschriftung in hellem beige, oben wieder Toscana VALDONICA und drunter saragio D.O.C. sowie der Jahrgang. Auch die geschwungenen Linien sind in beige gehalten und damit ist die modern und elegant gestaltete Flaschenbeklebung auch schon wieder fertig.

Das ebenso dunkelgraue Rückenetikett informiert wie gehabt über alles Wesentliche. Ebenso über die Rebsorte wie über die 18-monatige Reifung in Barriquefässern. Was auffällt ist die hohe Drehzahl von 14,5 vol.%. Das deshalb, weil dieser Wert im Gegensatz zu den analytischen Angaben zahlreicher anderer Quellen um genau 1% höher und somit nicht unwesentlich ist. Sind also 13,5% oder 14,5% drin? Es wird spannend. Wie gehabt rundet auch diese Flasche eine graue Halsmanschette mit dem Schriftzug von Valdonica stilvoll ab. Für 30 Minuten darf der saragio zum Luft schnappen in die Karaffe.

Im Glas: Überraschend hell und transparent steht der saragio dann im Glas. Nicht dunkel wie man es erwartet hätte, sondern wirklich ungemein klar. Sowie das aussieht erinnert es eher an Pinot Noir denn an Sangiovese.

In der Nase: Ungewöhnlich auch der Duft. Etwas erdiges schwebt über dem Duft von Veilchen, ausgeprägten Weichselaromen und Kräuternoten. So transparent wie sich der saragio in seiner Farbe zeigt, so filigran und fast zerbrechlich wirkt er in seiner Leichtigkeit in der Nase. Vielfältigste Aromen kreisen im Glas, Tabak, etwas Schokolade, aber auch Ziegelstein und Noten von Wacholder. Gut integriert ein leiser Hauch von Holz, der die insgesamt würzige Aromatik wunderschön abrundet. Ein aussergewöhnlicher Sangiovese-Duft, in der Tat anders. Leichtgewirkt, erfrischend, fein, subtil und federleicht. Ein Duft zum schnüffeln.

Im Mund: Schon der erste Schluck bestätigt, was sich in der Farbe angekündigt hat. Spürt man gleich vorab ein frische, attraktive Säure auf der Zunge stehen, so gesellen sich augenblicklich feine Weichselaromen dazu. Man denkt tatsächlich an Pinot Noir und man kratzt sich zweimal um sich daran zu erinnern, dass man Sangiovese im Mund hat. Filigran, feinst gestrickt und ungemein leicht steht der saragio auf der Zunge. Gerbstoffe so fein wie Kaschmir, sogar noch feiner. Ein Mundgefühl das verstört, betört und überwältigend ist. Sangiovese wie ich ihn noch nie getrunken habe. Langsam kommt man runter und erst da bemerkt man auch noch die restlichen, nicht minder ausgeprägten Aromen, die sich bermerkbar machen. Schokolade, Leder, Tabak, Waldboden, Wacholder… es ist ein ganzes Orchester welches da im Mund gross aufspielt.

Je mehr Luft der saragio aufnimmt umso spröder wird er. Auf der Zunge stehen Gerbstoffe die man nicht mehr loslassen möchte, man spürt den erdigen, saftigen Weichselsaft an den Rändern abfliessen und man ergötzt sich an den immer dominanteren erdigen und gleichzeitig intensiver werdenen Gewürznoten. Man merkt wie der saragio an Körper und Statur gewinnt, wie er kräftiger wird, ohne dabei etwas von seiner filigranen Art einzubüssen. Alles wird dichter, komplexer, vielschichtiger und auch würziger. Es ist dieses in der Etikettenbeschreibung erwähnte 1%, um das der Tropfen in seiner Wahrnehmung zulegt. Was fast als ‘nichts’ begonnen hat, ist jetzt ‘sehr viel’ im Mund. Sowohl im Geschmack wie auch im Mundgefühl. Der saragio verzaubert Zunge wie Gaumen auf ungemein subtile Art und Weise.

Zunehmend schafft es der saragio im positivsten Sinne immer mehr zu ‘verwirren’. Ist er nun abgespeckt rustikal, oder eher elegant deftig? Er fühlt sich am Gaumen fast ein wenig mentholisch an, herb, furztrocken und doch so vielfältig in seiner erdigen Aromatik. Auf der Zunge spürt man jetzt Kraft einerseits, Saft und Würze andererseits. Die frische Säure tut ihr übriges dazu und man staunt mit jedem Schluck aufs Neue was der saragio da im Mund ablässt. Im Abgang überrascht der Tropfen mit einem Hauch von würzig-süssen Nelken, welche sich am letzten Ende der Zunge festkrallen und nur langsam wieder lösen. Im Nachhall saftige, erdige Würze, wieder Nelken und Weichseln.

Resümee: Ungwöhnlich für Sangiovese, dass dieser hier mit Aufnahme von Luft immer vielschichtiger, immer beeindruckender wird. Der saragio wächst an ihr, auf der Zunge, am Gaumen, im gesamten Mundgefühl. Sangiovese vom Feinsten wie vom Ungewöhnlichsten. Ein Wein, der es perfekt schafft Geschmack und Mundgefühl auf höchstem Level zu vereinen und damit unwiderstehlich zu machen. Für mich ab sofort unter den Top 3 meiner persönlichen ‘Jupiterblut-Konserven’. Umwerfend.

Tipp: 30 Minuten in die Karaffe damit und dann beobachten wie er ‘aufgeht’. 16-18º, keinesfalls mehr. Zu Wildgerichten, rustikaler Pasta und sonstigen eher deftigen Gerichten unschlagbar. Als Solist ein Wein der Aufmerksamkeit verlangt und diese mit aussergewöhnlichem Trinkspass belohnt.

Einen Bericht über den saragio lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein sortenreiner Sangiovese saragio 2009 D.O.C. von Dr. Martin Kerres´ Weingut Valdonica in Sassofortino (Grosseto) in der Maremma/Toskana, Italien.

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Kategorie: Valdonica, Verkostet

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