Saint Joseph 2010
Trinkt mehr Syrah.
Das ist die Message die der Saint Joseph im Gepäck hat. Ein kühler, schlanker Wein der von seiner Frucht und ausgeprägter Mineralik lebt.
Winzer/Weingut: Maison Nicolas Perrin, Valence, Frankreich.
Lage/Herkunft: Aus dem nördlichen Teil der Appellation, von hauptsächlich auf Granitböden angepflanzten Rebstöcken.
Flasche/Etikett: Auch der Saint Joseph ist in der klassischen Burgunderflasche abgefüllt und ebenso ziert ihn das elegante weisse Etikett das schon am Crozes-Hermitage klebt. 100% identisch, bis auf den Namen seiner Herkunft selbstverständlich. In elegant geschwungener Schrift und auch in rot gehalten prangt die ‘Abstammung’ die zugleich Namensgeber ist auf dem Papier. Das schwarze Schild mit der Windrose und den springenden Pferden ebenso fein eingefasst von Linien und geometrischen Formen und in der roten Schleife auch hier ‘Axis Mundi’ eingebunden. Alles dreht sich um die Welt, oder den Wein in diesem Fall. Das Rückenetikett ist auch am Saint Joseph in englisch gehalten und wie schon beim Crozes-Hermitage findet man auch auf diesem Infos über die Zusammenarbeit mit der Famille Perrin, den Wein, den Boden und ein ein paar sensorische Zusatzinformationen. Auch dieser Wein wird umgefüllt und darf für eine Stunde im Dekanter seine Runden drehen.
Im Glas: Tiefes, sattes Granatrot füllt das Glas und an den Rändern blitzt es intensiv kirschrot auf. Dick und langsam fliessen Kirchenfenster an der Innenwand ab.
In der Nase: Schon von Weitem sticht das üppig saftige Bukett in die Nase. Es ist erheblich fruchtiger als das des Crozes-Hermitage. Es riecht nach reifen dunklen Beeren wie Brombeeren und Johannisbeeren. Intensiv steht der Duft im Glas und was ihm an Würze fehlt macht eine kühle Graphitnote locker wieder wett. Auch leichte florale Noten sind zu erahnen. Der Saint Joseph wirkt saftiger in der Nase, reifer und ist eindeutig fruchtdominiert. Es gleicht fast einer Explosion von dunklen Beeren und es wird interessant den Wein im Mund zu fühlen.
Im Mund: Ohne wirklich zu überraschen strömt der Saint Joseph eindeutig fruchtiger auf die Zunge. Sofort spürt man die dunklen Beeren wie sich ausbreiten und das Kommando übernehmen. Wenn da nicht die frischen und frechen Tannine nebenher rattern würden. Es ‘rieselt’ richtig im Mund und es fühlt sich gut an. Es ist zweifelsfrei mineralischer was sich da im Mund abspielt als man es beim Crozes-Hermitage erlebt hat, dort stand die Würze mehr im Vordergrund. Hier spürt man richtig den steinigen Untergrund und es macht Spass diese schroffe Ader auf der Zunge zu erleben. Auch der Saint Joseph wirkt angenehm kühl und frisch und macht keine Anstalten in die Breite zu gehen. Lässt man ihn auf der Zunge stehen merkt man wie er seine Frucht auspresst, wie er sogar etwas räuchrig-speckig wirkt und wie er in der Mitte auf ihr stehen bleibt. Hat es vor einer Weile noch richtig gerattert, so haben sich die Tannine relativ rasch dahingehend konsolidiert als sie mit etwas Luft weicher werden, sich besser in das Fruchtorchester integrieren und insgesamt runder geworden sind. Der Saint Joseph fühlt sich jetzt kompakter an und verwöhnt jetzt auch den Gaumen vielschichtiger und fruchtbetonter. Er hat an Körper und Volumen gewonnen, fühlt sich voll und saftig an.
Der Saint Joseph wird an der Luft immer besser, immer konzentrierter, fokussierter und reiner. Seine kühle Frische die er verströmt fühlt sich gut an, er ist nicht heiss und breit, sondern kühl, schlank und elegant auf der Zunge. Er quetscht nicht nur süssen Saft aus, sondern dosiert seine dunklen Beerenaromen verhalten und leise. Niemals spielt sich etwas in den Vordergrund, es wirkt harmonisch und wenn Frucht und Mineralik Hand in Hand den Gaumen einhüllen, dann fühlt sich das wohlig weich und vornehm an. Trotz seiner doch sehr dominanten ‘Fruchtlastigkeit’ nach dunklen Beeren hat das mineralische Element kein Problem im Gleichschritt mitzuhalten. Genau das macht den Saint Joseph so elegant. Ganz fein, im Hintergrund und fast zu übersehen, zieht eine leichte Holznote ihre Kreise, versteckt sich förmlich um ja nicht aufzufallen.
Resümee: Ein Wein der in Balance ist, der Harmonie ausstrahlt und der einfach grossen Spass im Mund macht. Wenn er sich rauchig-fruchtig über den Gaumen verabschiedet zeigt er nochmals auf, schaltet dann noch einmal die ‘Fruchteinspritzung’ zu und zieht mit einem langen Finale die Kehle runter. Zurück bleibt ein trockenes Mundgefühl, ein leicht herb-fruchtiges Lippengefühl und ein langer Nachhall von rauchiger Frucht gepaart mit einer graphitischen Note. Der Saint Joseph schreit laut “Trinkt mehr Syrah” hinaus und das zurecht. Aber lassen Sie die Finger von den dicken, fetten Marmeladenpötten aus Australien, die so heiss sind wie die Sonne am Äquator. Es geht auch frisch und kühl und schlank, so wie der Saint Joseph es vormacht. 18-20 Euro kostet dieses Weinvergnügen und es ist jeden einzelnen davon auch wert.
Tipp: Umfüllen, eine Stunde atmen lassen und dann ran an die Gläser. Etwas gekühlt (16-17º) geniessen, dann macht er den grössten Spass. Zu allem was gerillt, gebraten oder sonstwie fleischig aus dem Ofen kommt. Solo eine äusserst nette Abendbegleitung.
Einen Bericht über den Saint Joseph lesen Sie auch hier.
Verkostet wurde ein Saint Joseph 2010 von Maison Nicolas Perrin aus Valence in Frankreich.
Kategorie: Maison Nicolas Perrin, Verkostet