Riesling Steingraben 2014 Kremstal DAC Reserve

| 23. Oktober 2015 ...alles

Ein süsser kleiner Macho

Ein Feierwein, mehr oder weniger. Was gefeiert wird das ist egal, Hauptsache es geht opulent und deftig dabei zu.

Winzer/Weingut: Josef Bründlmayer, Grunddorf im Kremstal, Österreich.

Lage/Herkunft: Von der Lage Steingraben mit Stein- und Tonböden.

Riesling Steingraben Kremstal Reserve Flasche/Etikett: Weiss wie die Unschuld klebt wie bereits gewohnt das grosse Etikett auf der Schlegelflasche. Bedruckt wie üblich ebenso ganz spärlich. Im oberen Drittel in einer silbernen geschwungenen Schrift mit schwarzer Outline Josef Bründlmayer, darunter schlicht und einfach Grafenegg. Dann viel gar nichts dazwischen und erst im unteren Drittel der Rest. Riesling Steingraben Kamptal Reserve. Fertig. Ganz viel weiss für ganz viel wenig Text. Schön, strahlend, elegant. Den Rest erfährt man wieder am Rückenetikett. Oben noch einmal die volle Bezeichnung (inklusive Jahrgang 2014) und was sonst noch üblich und gesetzlich vorgeschrieben ist. Extra angeführt ist noch das Logo der Junge Wilde Winzer, denen Philipp Bründlmayer angehört. Potente 14 PS kündigen ein wohl etwas kraftvolleres Trinkvergnügen an. Wie sich das letztendlich auswirken wird, dem wird jetzt auf den Grund gegangen.

Im Glas: Helles Gelb mit grünem Schimmer steht im Glas.

In der Nase: Im Duft sehr exotisch. Mango, Pfirsich und fette Birne matchen sich im Riesling Steingraben um die Vorherrschaft. Tabak ist dabei, verleiht dem Fruchtkorb eine feine, dezente rauchige Note. Dabei fühlt es sich sehr konzentriert und üppig in der Nase an. Zu Beginn leicht reduktiv, gibt sich aber rasch mit etwas Luft. Etwas frische Wiese weht im Hintergrund, feucht, rauchig, gelb. Insgesamt ein relativ opulenter Duft der sich durch das Riechorgan bewegt.

Im Mund: Auf die Zunge kommt der Riesling Steingraben etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite gelb, üppig, cremig. Auf der anderen rauchig, erdig, tonig. Kein Leichtgewicht, soviel steht nach den ersten Tropfen fest. Es schmeckt zart süsslich, fühlt sich richtig kompakt an. Am Gaumen leicht kräutrig, auch würzig und herb. Der volle Widerspruch zu dem was auf der Zunge, auf welcher dicker Saft fliesst, steht. Da liegt Gewicht auf ihr, da fühlt man eine gewisse Breite und entdeckt ganz hinten eine leicht salzige Note. Im Abgang gelbfruchtig, etwas gemüsig und mineralisch. Der Nachhall saftig wie auch erdig-würzig.

Nach einer Stunde an der Luft hat sich die anfänglich süssliche und üppige Charakteristik grossteils verzogen. Nach wie vor recht kraftvoll im Mund, fühlt sich der Riesling Steingraben jetzt aber erheblich trockener an, noch erdiger und auch staubiger. Am Gaumen mit präsentem Grip, auf der Zunge zwar nach wie vor saftig, aber nicht mehr so opulent wie zu Beginn. Auch die Säure scheint erwacht zu sein und spielt auf einmal ziemlich lebhaft mit. Es bleibt ausladend auf der Zunge, der Saft steht nach wie vor recht druckvoll drauf. Die Exotik ist einer klaren Pfirsichdominanz gewichen, der Rest ist einfach mineralisch, leicht trocknend am Gaumen und vor allem richtig erdbetont. Auch im Abgang zeigt sich der Steingraben jetzt völlig anders. Lang und trocken, Mineralik rules und der Pfirsich tropft ganz sanft darauf. Ein Rest von Opulenz bleibt und sorgt dafür, dass es immer rund und cremig zugeht.

Die Entwicklung mit Luftzufuhr ist schon erstaunlich. Immer mehr fühlt es sich an als hätte sich der Riesling Steingraben langsam eine raue Oberfläche zugelegt mit welcher er sich kraftvoll über die Zunge wälzt. Er wirkt fast knusprig bevor er sich aus seinem runden Körper schält und sich frisch wie säurebetont nun auch noch mit zarten Zitrusnoten zeigt. Am Gaumen aber bleibt er trocken, erdig, mineralisch, fast gebstoffbetont.

Resümee: Insgesamt ist der Riesling Steingraben sicher keiner den man zwischendurch verputzt nur weil man Durst hat. Er ist einer der gepflegt, gehegt und mit Muße genossen werden will. Ein Riesling der potent ist, der gerne seine Kurven zeigt und es versteht für Druck zu sorgen. Ein Feierwein, mehr oder weniger. Was gefeiert wird das ist egal, Hauptsache es geht opulent und deftig dabei zu. Irgendwie ein süsser Macho.

Tipp: Geben Sie ihm eine Stunde in der Karaffe. Mit 10-12º geniessen. Wiener Schnitzel, Backhendl oder auch zum Kaiserschmarren. Als Alleinunterhalter ein Wein der Zeit und Muße braucht um alles was in ihm steckt zu zeigen.

Einen Bericht über den Riesling Steingraben lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Riesling Steingraben 2014 Kremstal DAC Reserve vom Weingut Josef Bründlmayer aus Grunddorf, Österreich.

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Kategorie: Josef Bründlmayer, Verkostet

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