Riesling ‘Setzer-Göcklingen’ 2013

| 16. März 2015 ...alles

Alles, nur kein Weichei.

Frucht ist gut, doch die Mineralik gibt den Ton an. Saftiger, süffiger und vor allem kerniger Riesling.

Winzer/Weingut: Sven Leiner, Ilbesheim/Pfalz, Deutschland.

Lage/Herkunft: Vom Setzer-Berg, der gegenüber der Kleinen Kalmit auf der Westseite Richtung Pfälzer Wald liegt.

Riesling Setzer-Göcklingen 2013 Flasche/Etikett: Moderner ist das Design der Ortswein-Etiketten geworden, etwas eleganter. Das neue Logo auf dem strahlend weissen Stück Papier zeigt nunmehr nur den Namen LEINER mit einem Nützling der als I im Namen fungiert. Gleich geblieben sind die drei feinen Linien in welche Riesling gross und links und rechts 2013 und trocken kleiner eingebunden sind. Unterhalb in einer alten Schreibmaschinen-Typo setzer-göcklingen in gold. Den grössten Unterschied macht die Darstellung des, wie Sven Leiner seine Nützlinge bezeichnet, ‘Weinberg-Mitarbeiters’ aus. Die Ichneumonida, dem Laien besser als Schlupfwespe bekannt. Ganz gross in gold nimmt sie den grössten Raum am weissen Etikett ein. Ganz aussen rechts am einteiligen Etikett liest man, dass SETZER ein ‘Phantasiename’ ist, sowie alles über diese Lage, deren Böden, die Geschichte und auch über An- und Ausbau. Das Demeter-Logo zeugt für die biodynamische Bewirtschaftung. Zur kurzen Luftaufnahme kommt der Setzer-Göcklingen in die Karaffe.

Im Glas: Dichtes, intensives Goldgelb steht im Glas und zeigt sogar zarte orange Töne.

In der Nase: So intensiv wie die Farbe ist auch der Duft der in die Nase strömt. Opulent, dicht und reif ist es. Man riecht ausgeprägte Fruchtaromen von reifen Äpfeln und auch Pfirsichen in Verbindung mit einer ebensolchen Würze. Eine wahre Bombe die sich erst mit reichlich Luft und entsprechend zahlreichen Drehungen ein wenig legt und feiner wird. Extrem reifes Lesegut bedient das Riechorgan und benebelt es förmlich mit seiner Opulenz. Kräuter mischen sich unter die saftigen Fruchtaromen, auch etwas nasser Stein taucht auf. Nach und nach beruhigt sich alles und eine würzige Mineralität tritt in den Vordergrund.

Im Mund: Staunen, kaum dass der Setzer-Göcklingen im Mund ankommt. Was in der Nase opulent war zeigt sich plötzlich rassig, extrem mineralisch und alles andere als fruchtig. Da zieht auf einmal eine Säurespur über die Zunge und den Gaumen, die für mehr als nur leicht aktive Gesichtsmimik sorgt. Unfassbar, sowas hätte man nach dem ersten Riechen niemals nicht erwartet. Zitrusfrucht, grüner Apfel und ein paar vereinzelt durch die Gegend streunende Kräuter wechseln sich im Sekundentakt ab. Auf der Zunge dicht, fast stoffig, doch kaum fliesst der Tropfen über ihre Ränder ab wird´s lustig. Auch an den Wangen setzen sich die Zitrustöne fest und sorgen für regelrechten Speichelfluss. Faszinierend ist die extreme Mineralik die sich breit macht, man spürt einen feinen weissen Film am Gaumen und wie sich das Gestein so richtig durch die aromatische Hülle frisst. Dabei bleibt es trotz aller Kernigkeit realtiv weich im Mund.

Nach einer Stunde ist der Duft ruhiger geworden, mehr Würze tritt zum Vorschein. Auf der Zunge reife, saftige Apfelfrucht, die Säure unverändert rassig. Einerseits sehr körperreich, doch dank der kernigen Säure wirkt der Tropfen klar und auch fein. Das Mundgefühl ist intensiv, es schmeckt ausgesprochen würzig und man spürt wie die Mineralik diesen Riesling dominiert. Leise Hefenoten taumeln im Hintergrund herum. Am Gaumen leicht kalkig und auch etwas erdig. Man fühlt die Reife des Leseguts, man schmeckt sie und man mag wie sich dieser körperreiche Saft beschwingt und leicht durch den Mund bewegt. Komplex und vielschichtig trifft es wohl am besten, alles andere als einfach, dafür umso spannender den Riesling Setzer-Göcklingen in seiner ganzen Vielfalt zu erleben. Je mehr er sich an der Luft entfalten kann, umso facettenreicher wird er.

Ganz spannend ist zu beobachten, wie der Riesling trotz seiner knackigen Säure ein sehr weicher, sogar leicht cremiger Wein bleibt. Wie sehr der Tropfen mit seinem Würze-Fruchtspiel für Saft, Rauch und elegante Opulenz im Mund sorgt. Reifer Apfel, saftiger Pfirsich und eine Handvoll Kräuter sorgen für Geschmack, etwas Kalk, etwas Lehm und Erde für Gefühl. Es scheint als würde der Setzer-Göcklingen auch immer pikanter werden, er bekommt einen gut erkennbaren grünen Touch, der in Verbindung mit seiner intensiven Mineralik und dem aktiven Säurespiel für ein noch knackigeres Weinerlebnis sorgt. Im Abgang mehr würzig als fruchtig, im Nachhall lang, aromatisch und kräftig. Am Ende ein weicher Riesling, der jedoch genug Kanten hat um nicht als Weichei da zu stehen.

Resümee: Frucht ist gut, doch die Mineralik gibt den Ton an. Saftiger, süffiger und vor allem kerniger Riesling der, so gut wie sicher, erst am zweiten Tag sein wahres Gesicht zeigt.

Tipp: Zwei bis drei Stunde in die Karaffe mit dem Wein. Mehr sind besser. Der ist ein Langstreckenläufer. 12-14ºC Trinktemperatur sind ideal. Nur nicht zu kalt geniessen! Kräftige, wie auch aromatische asiatische Gerichte begleitet der Wein vorzüglich. Als Solist ein Tropfen den man locker über eine Woche und auch mehr erforschen kann.

Einen Bericht über den Riesling ‘Setzer-Göcklingen’ lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Riesling Setzer-Göcklingen 2013 von Sven Leiner aus Ilbesheim in der Pfalz, Deutschland.

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Kategorie: Sven Leiner, Verkostet

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