Riesling “Mineral” 2015

| 8. Juli 2017 ...alles

Riesling im Vollgasmodus

Ein Stern, der jetzt schon strahlt wie eine ganze Galaxie. Das ist riesengrosses Riesling-Kino. Das muss man erlebt haben.

Winzer/Weingut: Emrich-Schönleber, Monzingen/Nahe, Deutschland.

Lage/Herkunft: Von Reben die auf Schiefer, Kiesel- und Quarzitböden wachsen.

Mineral Riesling Allgemeines: Legendär ist nur eines der Attribute, das man den Weinen von Emrich-Schönleber aus Monzingen an der Nahe reflexartig anfügt. Die Hymnen die man seit unzähligen Jahren auf die Rieslinge der Schönlebers singt sind international bekannt und Experten wie Parker, Reinhardt und Co. überschlagen sich mit Komplimenten. Eine wunderbare Geschichte über das Weingut, die Weine und das Duo Frank und Werner Schönleber, lesen Sie am besten hier nach. Ich habe heute das Vergnügen einen Riesling aus dem breiten Sortiment verkosten zu dürfen, und zwar den Mineral 2015, welchen John Gilman als weiteren “herausragenden” Wein bezeichnete. Ich habe daran keine Zweifel und werde diesen Riesling, der im Edelstahltank ausgebaut wurde und dessen Rebstöcke auf steinigen Schieferböden, aber auch auf Kiesel- und Quarzitböden wachsen, entsprechend erwartungsfroh “untersuchen”. Riesling, Schiefer und schlappe 12 %vol. kündigen bereits im Vorfeld ein für mich persönlich tolles Weinvergnügen an. Lieblingsrebsorte, Lieblingsboden und wenig Alkohol. Ich freu mich schon.

Im Glas: Strohgelb wie Rapunzels Haar, leichte grünliche Reflexe, schön schaut der Mineral im Glas aus.

In der Nase: In den Duft würde ich am liebsten auf der Stelle reinspringen und untertauchen. Litschis, Orangen, Mandarinen und auch eine kleine Ananas sorgen für die totale Exotik in den Nasenflüglen. Untermalt wird alles von einer sehr subtilen salzigen und von einer feinen grünen Note die am ehesen an nasse Wiese erinnert. Der Schiefer hält sich zu meiner grossen Überraschung im Hintergrund auf und lässt den anderen Protagonisten den Vortritt. Wie herrlich duftet das, wie genial fühlt sich das im Riechorgan an!

Im Mund: Und dann der grosse Knall. Messerscharf und klirrend klar zieht der Mineral gandenlos über die Zungenmitte und sorgt für ein Grinsen, das man nicht aus der Mimik weg bekommt. Was zum Henker ist da los? Das kracht vor Mineralität, das ist rassig wie ein Rennpferd. Was heisst Pferd? Das ist nervig wie eine Shelby Cobra! Saftig einerseits, doch kaum auf der Zunge, geht der Tropfen ab und es ist Schluss mit gemütlich. Salzig an den Zungenrändern, auch leicht kräutrig, oder doch Zitrone, oder purer Schiefer? Was weiss man schon? Das ist lebendig wie ´ne Viper, zischt und züngelt und ist nur durch einen weiteren grossen Schluck zu besänftigen. Mit welchem aber dieses rassige Spiel von vorn beginnt. Was ist das für ein Teufelszeug, was ist das für ein Schauspiel. Das ist einfach irre, im positivsten Sinn.

Mir fällt zu diesem Rassetropfen einfach nur “bist Du verrückt” ein. Weil soviel Rassigkeit, soviel Mineralität und subtile Frucht selten wo auf einmal nebeneinander und gleichzeitig zu finden sind. Der Mineral mag zwar an die 7 g/l Restzucker haben, dem gegenüber steht aber auch eine Säure von 9 g/l. Das Ergebnis kann man sich vorstellen. Es knackt und kracht vor Lebendigkeit, es hat permanent erhöhten Puls, es pocht und fühlt sich schlichtweg grandios im Mund an. Lässt man den Tropfen eine Weile offen stehen, dann entwickelt er sogar noch feinste Haftung die sich an den Gaumen anschmiegt. Das Zeug ist grandios, ganz einfach ausgedrückt. Vor lauter Salz und Mineralität bemerkt man erst beim zweiten Glas diese äusserst subtile Fruchtigkeit. Als hätte man den Wein einfach umgedreht. Was in der Nase die totale Exotik war, ist im Mund die völlige Mineralität, Früchte muss man suchen, um sie erst ganz tief unten irgendwo als eine Idee ihrer selbst zu identifizieren. Ein Stern, der jetzt schon strahlt wie eine ganze Galaxie.

Ich will mehr vom Mineral. Immer mehr und in immer grösseren Schlucken. Hat man sich nämlich erst mit dieser nervigen Rassigkeit arrangiert, dann gibt es kein Halten mehr. Dann nimmt man einfach Platz in diesem 12-Zylinder und steigt selbstbewusst und bis zum Anschlag auf das Gaspedal. Und wundert sich woher der immer feinere Grip am Gaumen kommt. Sogar im Abgang hat der Tropfen noch richtig Tempo drauf und geht ohne Rücksicht auf Geschwindigkeitsbeschränkungen in einen herrlich feinfruchtigen und schieferbetonten Nachhall über. Ich weiss, es wird immer viel und gerne von Mineralität gesprochen. Wenn Sie diesen Riesling kosten, dann werden Sie erfahren was Mineralität wirklich ist und wie sie “schmecken”, sich vor allem aber anfühlen kann.

Resümee: Das ist riesengrosses Riesling-Kino. Das muss man erlebt haben. Und John Gilman hatte Recht. Das ist “herausragend”. In jeder Hinsicht. Persönliche Kaufempfehlung.

Einen Bericht über den Mineral lesen Sie auch hier.

Tipp: 8º und Vollgas. Der Zeug ist ausserirdisch. Natürlich können Sie was essen dazu (Schnitzel zum Beispiel), als Solist jedoch macht dieser Stoff erst richtig Spass. Der sorgt mit seinem Tempo für Blitzlichtgewitter in jeder Radarfalle.

Verkostet wurde ein Riesling Mineral 2015 von Emrich-Schönleber aus Monzingen an der Nahe, Deutschland. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

Tags: , , , , , , , ,

Kategorie: Pinard de Picard, Verkostet

Keine Kommentare erlaubt