Riesling Kabinett 2011
Von wegen restsüss.
Wer glaubt, dass nur weil Zucker draufsteht auch Zucker spürbar sein muss, irrt. Dieser Kabinett tritt den Beweis an und punktet mit trockener Frische.
Winzer/Weingut: Prinz von Hessen, Johannisberg/Rheingau, Deutschland.
Lage/Herkunft: Von Löss-Lehmböden sowie auf sandig-lehmigen Böden aus den Weinbergen rund um den Johannisberg.
Flasche/Etikett: Edel, elegant, vornehm. Das ist es was einem in den Sinn kommt wenn man das pippifein gestaltete Etikett auf dieser Flasche ansieht. Fast schon ‘offiziellen’ Charakter verströmt das Design des Stück Papiers, das in blassem créme ein von einem feinen goldenen Rahmen eingefasstes weisses Rechteck umgibt. Im weissen Feld unübersehbar die Herkunft und das in gold gehaltene Wappen derer zu Hessen eingedruckt. Dominant und trotzdem edel in seiner Erscheinung. Darunter einfach Jahrgang und Qualitätsstufe in klassisch gehaltenen Kapitalen. Adel verpflichtet und das noble Etikett wird dieser ‘Vorgabe’ mehr als gerecht. Am weissen Rückenetikett steht alles drauf was interessant und wichtig ist. Prädikatswein, Prüfnummer und natürlich auch der Hinweis (wie auch auf der Halsmanschette), die Zugehörigkeit zum VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter).
Im Glas: In sehr hellem, blassgelben ‘Teint’ zeigt sich der Kabinett im Glas. Leichte grünliche Reflexe blitzen auf und vermitteln freche Frische.
In der Nase: Duftige Pfirsiche hüpfen einem in die Nase, auch etwas Orange und andere gelbe Früchte wie Quitte und Grapefruit. Es riecht fröhlich im Glas, frisch, spritzig und auch leicht mineralisch. Ein ganz leiser Hauch von Petrol zieht im hintersten Huntergrund vorbei. Insgesamt riecht es wie der (hoffentlich) bevorstehende Frühling und lässt einem schon das Wasser im Mund zusammenlaufen. Knackig, spritzig, lebhaft und einfach fröhlich.
Im Mund: Obwohl der Kabinett mit einem Restzucker von knapp 13g/l daherkommt, merkt man von diesem nicht wirklich viel im Mund. Er kommt sogar eher mineralisch als rein fruchtig auf die Zunge und erst nach zwei Sekunden drückt er auf die Säuredrüse um seinen Saft freizusetzen. Weniger als in der Nase wahrgenommen präsentieren sich die Fruchtaromen, man fühlt einerseits die kraftvolle Textur des Kabinetts und andererseits eine relativ ausgeprägte Mineralik, die in Verbindung mit einer harmonisch integrierten Säure über den Gaumen zieht. Man schmeckt mehr Stein als Frucht, was man aufgrund der Erstinformationen über diesen Wein nicht so erwartet hätte. Der Kabinett überrascht. Fruchtseitig erinnern die Aromen des Kabinett am ehesten an reife gelbe Grapefruit, staunen lässt einen das trockene, aber trotzdem füllige Mundgefühl und für die richtige Überraschung sorgt bereits erwähnte ausgeprägte Mineralik.
Hat man sich nach dem ersten Glas über den frischen und vor allem überraschenden Auftritt des Kabinett gefreut, so kann man sich beim zweiten voll auf das Mundgefühl konzentrieren. Dabei merkt man wie sich der Kabinett relativ fruchtverhalten und vom ‘Gestein’ dominiert auf der Zunge ausbreitet. Nichts mit Restsüsse, sondern trockenes Gefühl im Mund. Auch wenn der Saft und die attraktive Säure sehr schön ihr Spiel treiben und sich auch entsprechend gut ausgebildet zeigen, der Kabinett ist ein Gentleman mit fast herb-kühler Persönlichkeit. Das ansprechende und extrem milde Mundgefühl wird wunderbar untermalt von der fein eingebundenen Säure und den überhaupt nicht überpräsenten oder gar lauten Fruchtaromen. Sobald der Kabinett den Gaumen passiert und auf diesem seinen mineralischen Film abgestreift hat, merkt man im Abgang wie ‘trocken’ und fast schon herb in seiner Persönlichkeit der Wein ist. Das Zuckerschwänzchen steht eher kurz auf der Zunge, ist aber sowie sich der Tropfen ‘verabschiedet’ vollkommen verschwunden und hinterlässt einen lange erleb- und fühlbaren steinigen Nachall.
Resümee: Wenn man bedenkt, dass der Kabinett eigentlich nur zum aristokratischen Basis-Sortiment gehört und ich auch schon die ‘modernen’ Protagonisten wie Steckenpferd und Dachsfilet geniessen durfte, dann steht der Kabinett ob seiner ‘Erwachsenheit’ an der Spitze der bis jetzt verkosteten Weine des Prinz von Hessen. Knappe 12 Euro (D) und ca. 17 Euro (Ö) kostet dieser Tropfen und mit seinen 12,5% ist er auch bestens für den etwas grösseeren Durst geeignet.
Tipp: Am besten um die 10º geniessen. Passt zu grünen Salaten sowie zu sommerlich inspirierter Küche. Natürlich auch zu hellem Fleisch und allem was aus dem See oder dem Meer kommt. Als Solist ein echter Spasswein.
Einen Bericht über den Riesling Kabinett lesen Sie auch hier.
Verkostet wurde ein Riesling ‘Kabinett’ 2011 vom Weingut Prinz von Hessen aus Johannisberg im Rheingau, Deutschland. Das Weingut Prinz von Hessen ist Mitglied des VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter).
Kategorie: Prinz von Hessen, Verkostet