Riesling Buntsandstein 2008

| 19. Juli 2014 ...alles

Feinmotoriker mit Charakter.

Leicht, schlank, rassig und glasklar. Riesling der allerhöchsten Trinkspass bereitet und für gute Laune sorgt.

Winzer/Weingut: Hirschhorner Hof, Neustadt, Pfalz, Deutschland.

Lage/Herkunft: Vom Buntsandstein, der charakteristisch für diese Weinbauregion der Pfalz ist.

Buntsandstein 2008 Flasche/Etikett: Das Etikett das auf der Schlegelflasche klebt deutet nur sehr vage an, dass Wein in ihr ist. Ausgesprochen technisch präsentiert sich das Stück Papier in durchaus eleganter Farbgestaltung. Helles grau auf der rechten Seite, getrennt durch einen weinroten Balken und weiss auf der linken Seite. BUNTSANDSTEIN 2008 in grossen weissen Lettern steht im grauen Teil, sowie alles weintechnisch Notwendige. Im roten Balken HIRSCHHORNER HOF senkrecht eingedruckt und im weissen Teil genaue Auskunft über die Herstellung des Weines und ein paar sensorische Informationen. Am rechten äusseren Rand steht auf weissem Untergrund die Signatur von Frank John. Rückenetikett gibt es keines. Insgesamt erinnert mich das Etikett eher an eine Dose Farbe aus dem Baumarkt, was aber unerheblich ist weil nur der Inhalt letztlich zählt. Für eine Stunde wandert der Buntsandstein zur Luftaufnahme in die Karaffe und kommt dann ins Glas.

Im Glas: Ein kräftiges Goldgelb strahlt im Becher und schmiert in einem saftigen Film an der Glaswand ab.

In der Nase: Intensiv ist der Duft. Reifes Obst, dicker Pfirsich, tropfende Quitte und auch fette Marille ist dabei. Es dampft im Glas. Im Hintergrund eine feine Wolke Tankstelle; Petrol, ganz zart, nur flüchtig. Saftige grüne Kräuter riecht man und es fühlt sich wie in einer Wiese beim Fallobst sammeln an. Hefeduft steigt auf, etwas Brot ist dabei und ganz viel Fruchtmatsch von überreifen Marillen und Pfirsichen bahnt sich eindrucksvoll den Weg die Nasenflügel hoch.

Im Mund: Zuerst denkt man der Buntsandstein ist weich und cremig auf der Zunge (ist er auch) und plötzlich schiesst eine Mineralität ein, die man schlicht und einfach als rassig bezeichnen darf. Überrascht ist man, dass diese nicht primär auf der Zunge abgeht, sondern tatsächlich über die Wangeninnenseiten sofort den Gaumen in Beschlag nimmt. Kaum abgeklungen spürt man fast so etwas wie Gerbstoffe. Man kommt gar nicht zum Schmecken weil der Buntsandstein derartig auf den Gefühlsknopf drückt, dass man vollkommen abgelenkt und nur aufs Spüren fokussiert ist. Nichts ist fett, das war in der Nase nach einer Stunde Luft anders. Im Mund ist er das genaue Gegenteil. Schlank, rassig und ungemein agil.

Nach neunzig Minuten an der Luft schmeckt man reife Birne und ist weiterhin vom feinen Gerbstoff angetan der sich über den Gaumen zieht. So cremig sich der Wein im Mund anfühlt so schlank und fein ist er. Vollkommen klar in der Struktur und doch unheimlich vielschichtig und dicht. Erst jetzt beginnt die ausgeprägte Mineralik an den Zungenrändern abzufliessen, hat etwas nachgelassen und sorgt dafür, dass einem angenehm das Wasser im Mund zusammenfliesst. Es ist kernig, knackig und höchst lebendig was da im Mund abgeht. Der Buntsandstein überrascht mit diesem gleichzeitigen Spiel von Geschmack und Gefühl, beides nimmt man im selben Augenblick wahr und während man sich darauf einstellt, strömt eine feine Wolke von Petrol den Rachen runter. Nicht viel, bestenfalls so als hätte man ganz kurz ein Taschentuch geschwenkt. Danach bleibt eine feine Würze übrig.

Resümee: Der Wein hat soviel Dichte und ist doch so leicht im Mund. Von der Konsistenz vergleichbar mit Mürbteig. Zwar ein ganzes Stück, doch wenn man den Keks angreift zerfällt er. Der Buntsandstein ist definitiv ein Feinmotoriker, fast möchte man ihn schon grazil bezeichnen. Die Zunge beeindruckt er zuerst mit Birne und Marille, um sich dann plötzlich mundwässernd mineralisch über ihren Rand zu ergiessen. Der Gaumen freut sich weil der Wein sehr lange an ihm haften bleibt und im Abgang ist es frisch, kurz fruchtig-hefig und am Ende leckt sich die Zungenspitze selbst ab, weil das Salz auf ihr ‘hängen’ geblieben ist. Der Tropfen animiert zum Trinken, verleitet zum ausgiebigen Verzehr. Er ist leicht, er ist schlank und hat doch soviel Charakter, dass es einfach Spass macht diesen Wein im Glas zu haben.

Tipp: 60-90 Minuten in die Karaffe damit. 10-11º Trinktemperatur sind fein. Zu sommerlicher Küche, gegrilltem Fisch, Gemüsekreationen und vielem mehr. Für sich allein genossen ein eleganter Wein mit hohem Spassfaktor.

Einen Bericht über den Buntsandstein lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Riesling Buntsandstein 2008 von Gerlinde und Frank John vom Hirschhorner Hof in Neustadt in der Pfalz, Deutschland. Bezugsquelle: Bio Wein Online Ramsau/Steiermark, Österreich.

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Kategorie: Bio Wein Online, Verkostet

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