Riesling 2013 Alte Reben

| 12. September 2015 ...alles

Ein richtig erdiger Geselle

Saft und Frucht da, Kreide und Erde dort. Gemeinsam ein Erlebnis, das rustikal einerseits, wie auch verführerisch trinkig andererseits ist.

Winzer/Weingut: Elisabeth Rücker, Unterretzbach/Weinviertel, Österreich.

Lage/Herkunft: Von üppiger Vegetation auf mineralischen Böden mit Lehm und Urgesteinsschichten.

Riesling Alte Reben 2013 Flasche/Etikett: Ein riesengrosser, kornblumenblauer Schmetterling ist das zentrale Motiv auf diesem gänzlich von der Farbe blau dominierten Etikett. Links oben Elisabeth in schwarzer geschwungener Schrift, ganz unten am Rand ebenfalls in schwarz - Riesling Alte Reben -. Am Rest der Weinbeklebung noch ein gelber Falter unten, ein blaues Herz mit Flüglen oben rechts und neben dem überdimensionalen Schmetterling eine mit Strass besetzte Krone. Darunter eine Briefmarke und links noch eine Kornblume sowie ein Löwenzahn. Alles wie schon beim Grüner Veltliner-Etikett wieder auf einem hellgrauen Untergrund der wie zerknittertes Papier aussieht. Rechts aussen wieder ein wenig über den Wein und der Umgebung welcher er entstammt. Ein paar sensorische Hinweise komplettieren wieder das Infoangebot. Verschlossen ist die Schlegelflasche mit einem Stelvin-Schraubverschluss. Dieser wird jetzt aber rasch nach rechts gedreht und das was in der Flasche ist ins Glas verfrachtet.

Im Glas: Gülden wie Rapunzels Haupthaar leuchtet der Riesling von den Alten Reben aus dem Glas heraus.

In der Nase: Die Nasenflügel strömt ein Duft von Pfirsichen und reifem gelben Steinobst hoch. Es riecht ein wenig nach Almdudler ohne Kohlensäure. Wegen der feinen Kräuter die irgendwo im Hintergrund aufzeigen. Es wirkt reif und ausserdem sehr dicht und saftig. Leicht erdig unten drunter und insgesamt ein wenig herb. Ein kompakter Duft der ahnen lässt was wohl im Mund zum Vorschein kommen wird. Ein feiner Hefeton rundet das Abenteuer in der Nase ab.

Im Mund: Erstens, tanzt da ganz frisch und fröhlich ein ausgesprochen säurebetonter Wein richtig lustig auf der Zunge. Zweitens, ist es saftig, süss-säuerlich und auch schön erdig. Drittens, versuche ich das dämliche Grinsen aus meinem Gesicht zu bekommen. Als würde man auf einer kandierten Zitronenscheibe kauen und jeden einzelnen Tropfen in jeder einzelnen Ritze spüren. So geht Spass. Der Riesling Alte Reben schmeckt gelb, nach reifem Apfel und ebensolchem Pfirsich und hinten raus ein wenig erdig, lehmig um genau zu sein. Nicht bitter, einfach etwas herb und richtig saftig. Für den Hauptspass aber sorgt der Zitronenkipper der sich über das Organ (die Zunge) her macht. Am Gaumen schmeckt man Kreide, Kalk und Staub. Im Abgang dicht, saftig, erdig.

So saftig und kompakt der Riesling Alte Reben im ersten Augenblick auch war und nach wie vor auch ist im Mund, so rasch zeigt er sich nun von seiner erdigen Seite auf der Zunge. Die anfänglich extreme süss-saure Komponente ist verflogen und der Wein präsentiert sich plötzlich von seiner “urigen” Seite. Geschmacklich nach wie vor zwar von der frischen Zitrusfruchtigkeit dominiert, spürt man ihn jetzt aber mehr, merkt wie bodenbetont er ist, fast karg. Dabei zeigt er Körper, ist druckvoll und unglaublich frisch. Auf der Zunge tropft unablässlich der Saft kandierter Zitrusfrucht an den Rändern ab, am Gaumen ist es herb wie lehmig und auch kreidig. Man schmeckt den reifen gelben Saft von Steinobst und glaubt ein Muldenkipper hätte eine Ladung frischer Erde abgeladen. Saft, gelb und Erde, was für eine gelungene Kombination. Übrig bleibt man mit diesem bekannten Gefühl im Mund das man vom Staubkehren kennt wenn man den Boden etwas angefeuchtet hat. Nur dass sich das hier eben zitrusfrisch anfühlt.

Resümee: Je länger der Riesling Alte Reben atmet, umso kompakter wird er. Der Saft wird noch dichter, die gelbe Aromatik arbeitet sich immer mehr in den Vordergrund und ist auch immer stärker schmeckbar. Das Mundgefühl ist einerseits saftig, doch driftet es immer mehr zur Erde weg. Zwei Welten in diesem Wein. Saft und Frucht da, Kreide und Erde dort. Gemeinsam geschmeckt und gefühlt ergibt ein Erlebnis, das rustikal einerseits, wie auch verführerisch trinkig andererseits ist. Der Wein “speckt ab” wenn er Luft bekommt, dafür legt er an Rasse und an Ausdruck zu. Nicht überkonzentriert, sondern feingestrickt und frisch. Und der herbe Nachhall ist die Krönung dieses saftigen Weinviertlers. Da will ich nochmals nachverkosten, um zu sehen wie der nach ein, zwei Tagen offen so daher kommt. Der macht Spass und trinkt sich auch entsprechend weg.

Tipp: 30 bis 60 Minuten Luft tun ihm sehr gut. Mit 10-12º geniessen. Wiener Schnitzel, Backhendl und auch Blunzngröstl biedern sich dem Tropfen an. Zur Solounterhaltung ein ausgesprochen “geerdeter” Begleiter.

Einen Bericht über den Riesling Alte Reben lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Riesling Alte Reben 2013 von Elisabeth Rücker aus Unterretzbach im Weinviertel, Niederösterreich. Bezugsquelle: 225 Liter-Handverlesene Weine, München.

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Kategorie: 225 Liter, Verkostet

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