Porcobrut

| 29. September 2014 ...alles

Spumante für Truckerfahrer.

KEIN Sprudel für die Bussi-Bussi-Vormittags-Spumante-Runde. Das ist Blubb für Truckerfahrer, nicht für Ökoradler. Eine Naturgewalt mit Blasen.

Winzer/Weingut: Zio Porco Wines di Marco Giovanni Zanetti, San Michele di Bassano del Grappa (VI), Italien.

Lage/Herkunft: Aus Bassano in der Region Venetien.

Porcobrut Flasche/Etikett: IN MARZEMINO WE TRUST. Das Leitmotiv von Zio Porco Wines steht in dicken fetten Kapitalen ganz oben auf dem weissen Etikett. PORCOBRUT in der Mitte und darunter BEASTIE BUBBLES, was wohl auf ein richtig schweinisches heftiges Vergnügen schon im Vorfeld hinweisen soll. Ganz unten erfährt man, dass der Sprudel nach der Metodo Classico gemacht ist. Wie schon beim Procosporco, der “rosa Drecksau”, stapft auch am PORCOBRUT der wilde Eber von rechts ins Bild und zeigt voll Stolz seine Hauer. Getrennt wird das Etikettendesign wieder durch das im rechten Teil über die ganze Höhe stehende X, diesmal in schlammolive und silbergrau. Am Hintern der Wildsau Zio Porco Wines und am rechten äusseren Rand wieder alles was auf einem Etikett so angeführt sein muss. Was auffällt sind die 14 PS die der PORCOBRUT hat und woraus sich dann wohl auch der Hinweis BEASTIE BUBBLES ableiten lässt. Der Sprudel blubbert nicht nur, der hat auch mächtig Dampf unter der Motorhaube. Ich zieh mir jetzt die Gummistiefel an und werd’ die Sau dann mal aus dem Gehege lassen.

Im Glas: Mehr dunkelviolettrot geht nicht. Dann wäre es nämlich schwarz. So steht der Porcobrut im Glas und perlt leise vor sich hin.

In der Nase: Schwarzer Holler (Holunder) hüpft einem entgegen. Ebenso schwarze Beeren aus dem Wald tanzen durch die Gegend und steigen einem zwischen Unmengen schwarzer Oliven die Nasenflügel hoch. Es riecht nach ganz viel Erde, nach braunen Gewürzen, nach Brummombeeren und nach Wildsau. Irgendwie. So wie der Eber auf dem Etikett aussieht, so riecht es auch. Wild, gefährlich, packend und mit einem fiesen Grinsen über den Hauern.

Im Mund: Holla schreit die Wildsau und trampelt mit einer ganzen Horde ungezähmter Gerbstoffe über Zunge und Gaumen. Um sich dann sofort von einer sogar als fruchtig durchgehenden Herbheit zu zeigen. Es ist RICHTIG herb im Mund und ebenso würzig und doch so geil, dass man sich am Haupt kratzt ob soviel Wildheit. Auf der Zunge steht der Porcobrut mächtig, kraftvoll und pulsierend und man spürt wie sich die Tannine einen Schützenrgaben auf ihr ziehen. Dabei wird sie total veräppelt, weil es einmal herb, einmal fruchtig, dann wieder herb dann pelzig und wieder saftig fruchtig wird. Schwarze Johannisbeeren wechseln sich auf der Zunge mit Brombeeren ab, Oliven schmeckt man, alles ist saftig, aber niemals süss. Es ist konzentriert und doch auch wieder relativ fein. Da ist Druck im Mund und doch wird es niemals breit. Ich muss zugeben so einen Spumante noch nicht getrunken zu haben und das was hier gerade abgeht, das begeistert mich und das mag ich. Bedingungslos.

Eines gleich vorweg gesagt: Das ist KEIN Sprudel für die Bussi-Bussi-Vormittags-Spumante-Runde, das ist echt fetter Stoff. Was da an Würze drin ist die sich im gesamten Mundraum verteilt, was da an Power drin steckt, die man auch spürt, das ist nichts für den Sandkasten. Das ist tasächlich so etwas wie die Schönheit des Hässlichen. BEASTIE BUBBLES. So treffend. Wild und einnehmend auf der Zunge, kompromissloss erdig und rassig, Gerbstoffe die teilweise für Stromausfall auf der Zunge sorgen und eine Säure die wieder so viel Frische in die Futterluke presst, dass alles tanzt und lacht. Herrlich herb am Gaumen, saftig-würzig auf der Zunge, im Abgang nicht enden wollend in seiner fruchtig-herben wie auch konzentrierten saftig-erdigen Würze. Druckvoll und straff wie der Ledergürtel den man aufs letzte Loch zugezogen hat. Das ist Spumante für Truckerfahrer, nicht für für Ökoradler. Ich bin hin und weg von dieser Naturgewalt. Ich werde zum Wildschweinfan und fange an die Biester selbst zu züchten.

Porcosporco & Sandwiches Wie schon beim Procosporco wird auch für den Porcobrut aufgekocht bzw. gebastelt. Zu diesem Monster von Spumante gibt es, wie Marco Giovanni Zanetti empfohlen hat, Pastrami und sonstiges im Sandwich. Nicht zu knapp, weil auch der Sprudel alles andere als ein Hungerleider ist. Und zu diesen Sandwiches geht der Blubber auf wie selten was zuvor. Das rockt auf der Zunge, verzaubert den Gaumen auf allersüsseste Art und Weise und hinterlässt einen mit einem fast schon grenzdebilen Grinsen im Gesicht. Man muss weiter essen, oder weiter trinken, je nachdem. Und man will nicht damit aufhören, weil der Marzemino-Sprudel einfach genial zu Wildschweinschinken, Roastbeef und Pastrami passt. Gemeinsam im Mund der totale Flash, eine Explosion von Geilheit und der ultimative Feierabend-Kick. Was nicht heissen, soll, dass der Blubb zu Mittag nicht genauso rockt.

Resümee: Wenn jetzt Marcos Rotweine auch noch so schmecken wie dieser Blubber, dann bin ich der Sorte endgültig verfallen und muss für den Rest meines Lebens von blutigen Sandwiches leben. Gehört definitiv zu den Entdeckungen des Jahres.

Tipp: Korken aus der Pulle ziehen und bei 10-12º die Sau raus lassen. Geht zu BBQ, Cheeseburger, blutigen Steaks, Pastrami und saftigen Sandwiches weg wie nichts. Sogar als Alleinunterhalter ganz grosses Kino. Und übrigens, wer diesen Sprudel aus der Flöte trinkt, dem gehört der Reisepass entzogen.

Einen Bericht über den Porcobrut lesen Sie auch hier.

Und wenn es schon IN MARZEMINO (statt God) WE TRUST heisst, dann sollte wenigstens die Queen sicher sein. Drum gibt es heute auch ein Spezialdessert.

Verkostet wurde ein Porcobrut – Beastie Bubbles von ZIO PORCO WINES di Marco Giovanni Zanetti, San Michele di Bassano del Grappa (VI), Italien.

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Kategorie: Verkostet, Zio Porco Wines

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