panAroma No.41 Pinot Noir 2009
Rot, mit einem Schuss Grün.
Man kaut sich durch grüne Kräuter und Waldbeeren, schmeckt einen Hauch von heller Schokolade und freut sich über den ‘Biss’ dieses Weines.
Winzer/Weingut: Thomas Lehner, Gols/Burgenland, Österreich.
Lage/Herkunft: Von der Parndorfer Platte mit den dort befindlichen Lagen Zwickeläcker, Äußere Schmaläcker und Alter Aussatz.
Flasche/Etikett: Zum letzten Mal steht also heute die mit dem wohl hässlichsten Etikett der Welt beklebte Flasche am Tisch der Wahrheit. Dunkelgrau und düster ist es und die Regenwürmer aus Edgar Allen Poes Grab kriechen drauf herum. Die völlig missratene Typo setzt der grafischen Katastrophe noch die Krone auf und nicht einmal das in der Zwischenzeit bekannte Ratespiel mit dem abziehbaren Etikett schafft es, für Staunen zu sorgen. Ich habe mich in der Zwischenzeit daran gewöhnt und finde es sogar schon witzig mich mit dieser Ausgeburt an Hässlichkeit zu befassen. Interessanterweise schürt es jetzt schon Neugier, weil ich weiss was in den anderen, mit diesem ‘Etikett des Grauens’ beklebten Flaschen drin war und wie sehr mich das entschädigt hat.
Auch auf dieser Flasche ein kleines schwarzes Rückenetikett auf dem die Rebsorte und der Jahrgang, sowie alles Notwendige angeführt ist was man wissen soll und muss. 12,5 vol.% kündigen ein äusserst frisches und leichtgestricktes Weinerlebnis an. Für eine halbe Stunde darf No.41 atmen bevor er in die Gläser kommt.
Im Glas: Fast transparent steht der Pinot Noir No.41 in hellstem karminrot im Kelch. Man kann bis auf den Boden sehen.
In der Nase: Hat es vor einer halben Stunde beim Umfüllen extrem nach Erdbeeren gerochen, so duftet es jetzt generell rotbeerig, würzig und auch ein wenig floral im Becher. Eine sehr feine minzige Note steht über all dem und lässt den Wein sehr frisch und kühl in der Nase erscheinen. Auffallend ist wie wenig ausgeprägt sich die ‘üblichen Verdächtigen’ wie Erdbeeren und Himbeeren zeigen, wie verschmolzen die Aromen von roten Wald- und Wiesenbeeren sind und keine exakte Definition mehr zulassen. Es riecht rot, mit einem Schuss grün, frisch und erfrischend. Eine leichte Würze schwebt darüber.
Im Mund: Kaum streift der Tropfen über den Gaumen, schmeckt man völlig unerwartet subtile Zitrusaromen! Eingepackt in Himbeernoten, die ihrerseits wieder in einer animierenden Säure aufgehen. Man ist komplett überrascht von dieser geschmacklichen Andersartigkeit, versucht den zweiten und dritten Schluck langsamer anzugehen und ihn länger zu ‘fühlen’. Am Ende steht aber nach wie vor ein erfrischender, belebender und durchaus als frech zu bezeichnender Wein auf der Zunge. Man kaut sich durch, entdeckt grüne Kräuter und Waldbeeren, schmeckt so etwas wie einen Hauch von heller Schokolade und freut sich über den erfrischenden ‘Biss’ von No.41. Butterweiche Gerbstoffe machen den Wein gefällig im Mund, auf der Zunge steppt der Zitronen-Bär und der Gaumen fühlt sich feinst fruchtig eingepinselt an. Das erste Glas verwirrt ob dieser ungewöhnlichen Kombinationen und lässt Freude auf das zweite aufkommen.
An der Luft wird No.41 immer dichter was das Mundgefühl angeht. Vom Körper her ist und bleibt er fein gewirkt, locker gestrickt und leicht, im Charakter ist er lebhaft und frisch. Auf der Zunge steht er satt und saftig, klar und mit frischer Säure. Die Gerbstoffe gehen etwas mehr auf, kommen besser zum Vorschein und verleihen dem Wein eine angenehme Struktur. Man spürt ihn im Mund, so leicht er auch ist, und merkt wie sich die rotbeerige Aromatik mit den grünen Kräuternoten vermengt. Anzeichen von neuem Leder blitzen durch, Schokolade wird deutlicher und in Kombination mit den Waldbeeren ergibt alles ein nicht nur geschmackliches, sondern auch gefühlsmässig stimmiges Ganzes. No.41 zeigt sich als Pinot Noir, der es gekonnt versteht sowohl Zunge wie auch Gaumen eindrucksvoll und angenehm zu erfrischen.
Resümee: Nach und nach ziehen sich die anfänglichen Zitrusnoten zurück und gehen letztlich fast vollständig in den roten Beerenaromen auf. Diese wiederum harmonieren mit der Zeit immer besser mit den feinen Schokotönen, welche ihrerseits durch eine feine Pfefferminznote begleitet werden. Die sehr verhaltenen Kräuternoten verleihen dem Wein einen gewissen ‘grünen Stich’ und machen ihn noch frischer und vielschichtiger. Diese Erkenntnis führt dazu, für den panAroma No.41 eine ‘Beatmung’ von 60-90 Minuten zu empfehlen. Dann freut sich der Gaumen über ein fruchtig-würziges Geschmackserlebnis, die Zunge kommt durch das ausgeprägte und harmonische Frucht & Kräuter-Säurespiel voll auf ihre Rechnung und als Nachhall bleibt einem der Pinot Noir noch lange auf beiden, Zunge und Gaumen, haften und nachwirkend. Um diesem Vertreter seiner Sorte, der je nach Bezugsquelle um die 50 Euro kostet, ein etwas ‘einfacheres’ und vor allem günstigeres Pendant zur Seite zu stellen, wird als Abschluss dieser Session ein Omlett mit verschiedenen Waldpilzen und Kräutern zubereitet. Man nenne es Dekadenz, ich nenne es Spass am Leben. Daumen hoch für Nummer 41.
Tipp: 60-90 Minuten sind die perfekte Beatmungszeit. Um die 16º genossen macht er am meisten Spass. Zu Pilzgerichten, mit und ohnen Saucen, zu regionalen, etwas fettreicheren Wurstsorten und zu herbstlich inspirierter Küche bestens geeignet. Zur Aufheiterung von feststofflosen Anlässen als Solist vorzüglich geeignet.
Einen Bericht über den panAroma No.41 lesen Sie auch hier.
Verkostet wurde ein panAroma No.41 Pinot Noir 2009 von Thomas Lehner aus Gols im Burgenland, Österreich.
Kategorie: Thomas Lehner, Verkostet