Numen Fumé 2015 Sauvignon Blanc

| 20. Juli 2017 ...alles

Kampfansage an Sancerre und die Touraine

Ganz grosses Sauvignon Blanc-Kino. Ein SB, der es mit jedem Loire-Protagonisten locker aufnimmt.

Winzer/Weingut: Johannes Zillinger, Velm-Götzendorf, Österreich.

Lage/Herkunft: Von biodynamisch bewirtschafteten Weingärten rund um Velm-Götzendorf in Niederösterreich.

Numen Fumé 2015 Allgemeines: Das Credo von Johannes Zillinger ist eigentlich ganz einfach: “BIO, nicht weil es grad modern ist, sondern weil wir es seit über 30 Jahren leben. Weil wir das was wir machen als Handwerk betrachten, unsere Weingärten als Biotop sehen und unsere Umwelt schützen anstatt sie zu vergiften.” Genau danach lebt er und macht seine Weine auf knapp 17 ha rund um Velm-Götzendorf. Und zwar seit 30 Jahren. Unlängst erst hatte ich seinen White Solera aus der Serie Revolution im Glas. Ein Wein aus einer der vier Serien die er neben Value (Basis), Reflexion (Herzweine) und und Numen (die total verrückte Spitze) macht. Heute habe ich so einen “Verrückten” am Tisch der Wahrheit stehen, den Numen Fumé 2015, einen reinsortigen Sauvignon Blanc, der in der Amphore ausgebaut wurde. Die Numen-Weine entstehen so gut wie ohne Eingriffe im Keller, geniessen das Privileg, einfach “werden” zu dürfen. Was aus dem Fumé, der über ein Jahr auf der Vollhefe lag und danach unfiltriert abgefüllt wurde geworden ist, das werde ich jetzt, nachdem der Tropfen eine Stunde in der Karaffe rumgedümpelt ist, erforschen. Ein grosses Glas ist angebracht.

Im Glas: Leicht trüb (weil unfiltriert) dreht der Fumé gemächlich seine Runden im Burgunderbecher.

In der Nase: Kein Lärm im Kelch (wie man ihn leider von so vielen Sauvignon Blancs gewohnt ist), sondern nur verhalten leise Musik. Nach Quitte, nach Grapefruit und ein wenig Kumquat. Darüber eine zarte Kräuternote, etwas Salbei, wilde Wiesengräser. Duft auf Zimmerlautstärke, ach wie ist das schon und tut das gut.

Im Mund: Ich glaube es fast nicht was mir (als bis auf ein paar wenige Ausnahmen eingefleischter Sauvignon Blanc Verweigerer) da in meinen Mund strömt. Herb ist es, gelb ist es, die obligate grüne Paprika hat Hausverbot, am Gaumen ist es steinig-staubig, weich, fast cremig. Da steht ein Schmusekater auf der Zunge, schmiegt sich sanft an sie an und tapst auf leisen Pfoten über sie hinweg. Die herbe Frucht ist genial, die dezente Würze sexy, das Mundgefühl einfach ein Traum. Die wilden Wiesengräser singen leise weit im Hintergrund, im Vordergrund hat Gelb die Führungsrolle übernommen. Ich bin geflasht von diesem Tropfen und werde glatt zum Fan von Sauvignon.

Immer mehr öffnet sich der Fumé an der Luft, wird immer griffiger auf der Zunge und baut am Gaumen richtig Haftung auf. Dabei wird er auch immer gelber in seinem herben Fruchtspiel, das in Wahrheit gar nicht wirklich fruchtig ist. Durch diese wunderbare herbe Note scheint es eher, als würde man von der Quitte und der Kumquat nur an deren Schalen lecken. Es ist phantastisch, überwältigend, einfach wunderbar. Der Wein hat eine physische Dichte die man so von heimischen Sauvignon Blancs nicht kennt. Da steht etwas im Mund das Textur und Profil hat, das man spürt wie es arbeitet, wie es den Mund füllt ohne ihn zu füllen. Der Abgang eine Offenbarung wenn das Gelb die Kehle runter zieht und eine feine Würze hinterher schiebt. So macht Sauvignon Blanc Spass und irgendwie erinnert mich dieser Tropfen an Sancerre sowie Touraine an der Loire.

Ich habe den Fumé jetzt exakt neun Stunden offen und was sich da im Mund abspielt ist schlicht ergreifend. Im Grunde genommen will man diesen Wein einfach trinken. Und zwar so lange bis er alle ist. Und dann will man ihn beobachten, wie er sich verändert, wie er wächst, wie er sich immer wieder neu erfindet. Am besten macht man zwei Flaschen davon auf. Die eine trinkt man fröhlich weg, die andere lässt man stehen; problemlos tagelang. Zum Schluck für Schluck verkosten. Während man eine andere neue daneben stehen hat und sich mit ihr vergnügt. Das ist ganz grosses Sauvignon Blanc-Kino.

Resümee: Ein SB es mit jedem Loire-Protagonisten locker aufnimmt. Gratulation Johannes, das ist ein riesen Ding das da in der Flasche haust. Just WOW und Hut ab!

Tipp: Eine Stunde Karaffe mindestens. Zwei, fünf, oder 30 gehen auch. Wie es Ihnen gefällt. Der Tropfen geht über Tage. Nicht zu kalt trinken, am besten mit 12º und aus dem Burgunderkelch. Zu allen Arten von Gemüse. Gekocht, gedünstet, gegrillt. Oder Fisch, oder Spargel. Oder einfach solo. Das Zeug ist phänomenal.

Einen Bericht über den Numen Fumé lesen Sie auch hier.

Wein & und Winzer-Info:

numen-fume-blanc
Wein: Numen Fumé 2015
Winzer: Johannes Zillinger
Rebsorte(n): Sauvignon Blanc
Anbaugebiet: Weinviertel
Anbau: Biodynamisch
Ausbau: Amphore
Empfehlung: Luft, Zeit und großes Glas. Nicht zu kalt trinken (12°C)
Verschluss: Naturkorken, Wachs

Bezugsquelle: 225 Liter, München, Deutschland.

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Kategorie: 225 Liter, Verkostet

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