Montmajou 2011 Saint-Chinian Blanc

| 26. Juli 2014 ...alles

Extrovertierter Charakterdarsteller.

Rassige Mineralik die im Mund pulsiert. Trinkt sich viel zu leicht und ähnelt am ehesten einem kraftvollen Weissburgunder.

Winzer/Weingut: Domaine Les Eminades, Cébazan/Languedoc, Frankreich.

Lage/Herkunft: Von alten Reben auf Kalkmergelböden in Montmajou zwischen Saint Chinian und Cruzy.

Montmajou Flasche/Etikett: In vollkommen unaufgeregtem und einfachem Design klebt ein vanillefarbiges Etikett auf der hellgrünen Burgunderflasche. In Schreibschrift oben Les Eminades aufgedruckt und unterhalb in der Mitte der Name des Weins, Montmajou. Unten drunter wieder in geschwungener Schrift Saint-Chinian, Appellation Saint-Chinian Contrôllée und der Jahrgang 2011. Das war’s am grossen Stück Papier, mehr gibt es nicht zu sagen. Domaine, Herkunft, Jahrgang, das muss reichen. Einfach und doch gewissermassen elegant. Französisch eben. Das kleine Etikett am hinteren Teil der Flasche ist fast deckungsgleich, führt aber zusätzlich Patricia und Luc Bettoni als Winzer an und gibt sogar Auskunft darüber, welche Rebsorten hier verarbeitet wurden. Sud de France als Hinweis auf die Region ist auch noch drauf und bevor der Montmajou ins Glas kommt, darf er für eine Stunde in der Karaffe Luft aufnehmen. Ist ausdrücklich empfohlen und lässt in dieser Zeit die vom Winzer empfohlenen 14º Trinktemperatur erreichen. Wenn schon dann richtig, oder etwa nicht?

Im Glas: Grünliches Gelb schimmert aus dem Glas heraus. Mehr grün als gelb.

In der Nase: Den Duft betreffend hat sich der Montmajou dazu entschlossen, sich äusserst verhalten zu präsentieren. Nur nichts verraten, ausser dem der seine Nase ganz tief ins Glas steckt und einen tiefen Zug nimmt. Und selbst da spielt sich nicht viel ab im Riechorgan. Am ehesten riecht man grüne Nuss, eigentlich riecht man man nur grüne Nuss. War das schon alles? Oder steht da noch eine leichte grünkräutrige Würze im Hintergrund und traut sich nicht so recht hervor? Schüchtern ist der Duft und eigenwillig. Unbekannt, ungewohnt, neugierig machend. Beim Umfüllen hat der Wein überhaupt nicht gerochen, jetzt, nach einer Stunde in der Karaffe, hat er sich immerhin dazu herabgelassen wenigstens EIN Aroma zu zeigen.

Im Mund: Ding dong, ällalätsch! Riecht nach nichts und dreht im Mund dann richtig auf. Weich wie Handcreme zieht der Montmajou über die Lippen und legt sich breit auf der Zunge nieder. Dort ist er aber alles andere als fett, vielmehr lässt er eine Würze auf ihr niederprasseln, die so kräftig wie beeindruckend ist. Der Wein macht Druck, man spürt ihn wie er sich im Mund ausbreitet und ist überrascht über dieses pulsierende Mundgefühl. Cremig fühlt sich der Montmajou an, prickelnd steht er auf der Zunge und am Gaumen, reibt sich förmlich an beiden mit seiner überbordenden Mineralik und mit seiner Würze. Die Nuss ist permanent präsent. Fein ist sie, grün und ausdrucksstark. Der Tropfen arbeitet richtig im Mund, drängelt und ist höchst agil. Das ist Rasse im Nusskostüm, butterweich und doch geschliffen wie eine Messerklinge. Überraschung pur ist das erste Glas und das zweite sollte dann endgültig für den finalen Kick sorgen.

Eines steht fest. Je mehr Luft der Montmajou aufnimmt, umso intensiver wird er. Noch cremiger ist er geworden und was die Würze angeht schmeckt man diese nicht nur, man nimmt sie intensiv physisch wahr. Sie lebt am Gaumen, im gesamten Mundraum und selbst auf der Zunge reibt sie sich ab. So weich sich der Wein anfühlt, so schlank ist er aber, nichts Fettes oder Molliges, es ist einfach die enorme Dichte seiner Textur die so mächtig wirkt. Ihr gegenüber steht eine Rassigkeit, die man fast schon an die Zügel nehmen muss, so agil ist sie. Die Kombination ergibt ein Mundgefühl das erstaunt, das verwirrt, das überrascht und auch gefällt. Der Montmajou lebt im Mund. Und wie! An den Zungenrändern spürt man wie gesalzene grüne Nuss abfliesst, wie eine feine bittere Note der abgeriebenen Schale hinterher hechelt, ohne jede Chance jemals bitter zu werden. Denn kaum hat sie Anschluss an die Nuss gefunden, wird sie von der Würze einfach gnadenlos überrannt.

Resümee: Der Montmajou ist ein Erlebnis. Sowohl geschmacklich wie auch gefühlsmässig. Auch nach drei Stunden Luft riecht man so gut wie nichts, ausser einen Hauch der grünen Nuss. Hingegen spürt man diesen Wein im Mund derartig kraftvoll, dass man unweigerlich einen Besuch in der Speisekammer in Erwägung zieht. Der Tropfen ist kein Leichtgewicht (13,5%vol.) und doch trinkt er sich viel zu leicht. Was letztlich nicht ganz ungefährlich werden könnte. Schmeckt, wenn man nach Vergleichen suchen will, am ehesten wie kraftvoller Weissburgunder. Nur mit einem Schuss mehr Nuss und einer Rasse, die mehr als selten ist. Ich geh’ jetzt in die Küche und werfe alles was an Gemüse da ist in die Pfanne. Knappe 13 Euro kostet das Vergnügen und die Veggie-Pfanne wird damit entsprechend aufgewertet.

Tipp: 1-2 Stunden in die Karaffe damit. Um die 14º sind empfohlen, bei 12-14º ist man perfekt dabei. Fisch und Gemüse schreien nach diesem Wein. Als Solist ein würziges wie charaktervolles Intermezzo an lauen Sommer- wie auch ‘frischeren’ Winterabenden.

Einen Bericht über den Montmajou lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein ‘Montmajou’ 2011 Saint-Chinian Blanc von der Domaine Les Eminades aus Cébazan im westlichen Languedoc, Frankreich. Der Wein wurde uns von der K&U Weinhalle zur Verfügung gestellt.

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Kategorie: K&U Weinhalle, Verkostet

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