Monsicuro 2006

| 1. März 2013 ...alles

Grosse Barbera-Persönlichkeit.

Eine Barbera wie aus einem Guss. Viel Charakter, viel Persönlichkeit viel Profil. Meditatioswein für richtige Geniesser.

Winzer/Weingut: Villa Terlina, Agliano Terme, Piemont, Italien.

Lage/Herkunft: Von Mergel-Gipsböden mit ungeklontem Rebmaterial aus den alten Weinbergen der Villa Terlina.

Monsicuro Flasche/Etikett: Das Etikett welches die Bordeauxflasche ziert wurde schon im Zuge der Verkostung des Monsicuro 2008 ausführlich beschrieben. Auch jenes des 2006er ist eine durch und durch ‘heilige’ Erscheinung, welche darin begründet liegt, dass jene mit einem Pankenkreuz versehene Münze die auf dem Etikett in silber aufgedruckt ist aus dem 14. Jahrhundert stammt und auf den Codex Astensis, einer mittelalterlichen Sammlung von Dokumenten der Region Asti verweist. Ansosnten ist das Etikett bis auf den letzten Strich das Gleiche wie schon beim 2008er, nur dass in diesem Fall eben 2006 als Jahrgang angeführt ist. Der Name Monsicuro ist wieder in der typischen mittelalterlichen, römisch-keltisch anmutenden Typo aufgedruckt. Hatten wir dem 2008er drei volle Stunden im Dekanter gegönnt, so darf der 2006er bevor er in die grossen Burgundergläser kommt zwei Stunden Sauerstoff aufnehmen um sich zu sammeln. Soviel Zeit muss sein bevor man seine ‘Heiligkeit’ ins Glas lässt.

Im Glas: In dunkelstem Rubinrot funkelt der Monsicuro im grossen Kelch. Zum Rand hin wird er etwas heller was sich farblich in sattem kirschrot bemerkbar macht.

In der Nase: Vom ersten Eindruck her duftet der 2006er um einen Deut kühler als der 2008er, es riecht ein wenig ‘blauer’ in der Nase. Kräftig und intensiv sind die Tabaknoten, der prall gefüllt Korb dunkler Gewürze verströmt betörende Aromen und man vernimmt sogar eine ganz feine, fast nicht wahrnehmbare kräutrige Note in dieser komplexen Duftaufführung. Es ist auch nicht so saftig wie beim 2008er, ist verhaltener und feingewirkter. Hat der 2008er vor Saft richtig gedampft, so ‘ledert’ der 2006er förmlich und präsentiert sich äusserst kühl im Duft.

Im Mund: ‘Welche Schokolade ist das? Barbera vom Feinsten.’ So könnte man den ersten Eindruck beschreiben wenn der Monsicuro auf die Zunge kommt. Um sofort noch einmal nachzuschmecken und sich der vollen Ladung unterschiedlichster dunkler und auch grüner Gewürze bewusst zu werden. Es ist komplex was sich da im Mund abspielt, man ist fast gestresst ob so vieler Informationen die man erhält. Insgesamt wirkt alles sehr kühl und frisch im Mund, auch sehr mineralisch, und irgendwie ‘spritzt’ einem wie aus einer feinen Düse ein Schuss Süsse auf die Lippen. Im Unterschied zum 2008er schmeckt der 2006er ‘blauer’, er hat noch mehr Rauch und Tabakaromen mit im Gepäck und er fühlt sich ledriger im Mund an. Was eindeutig mehr beim 2006er hervor tritt ist das Barrique in dem er doch eine Weile verbracht hat, was auch für die entsprechenden Vanillenoten sorgt die man sehr schön heraus schmeckt.

Was den Monsicuro 2006 so auffällig macht ist seine würzige Erscheinung die er im Mund ist. Er gibt auf der Zunge nur sehr spärlich seine dunklen Waldbeerenaromen frei, bindet sie eher in das Holz und das Leder ein um sie daraus frech hervorblitzen zu lassen. Die Zunge ist schwer mit sich selbst beschäftigt um diese einerseits saftigen, aber doch relativ herben Geschmacksempfindungen zu verarbeiten. Während man versucht dem feinen Gerbstoffgerüst hinterher zu hecheln, zieht der Monsicuro bereits fein über den Gaumen und besorgt einem einen würzig-ledrigen Abgang. Unter den Lippen spürt man seidig weiche Tannine ihre Arbeit verrichten. Wenn sich der Tropfen dann endgültig verabschiedet hat hinterlässt einen kompletten Tabakladen im Mund, einen Schuss Frucht und jede Menge Rauch. Und dabei wird klar, dass es besser ist auch den 2006er für drei Stunden im Dekanter zu lassen bevor man ihn ‘antrinkt’.

Resümee: Der Monsicuro strahlt mit Kraft und Opulenz, macht Druck im Mund und überzeugt mit ausgeprägtem Charakter. Man ist so sehr mit dem beschäftigt was man fühlt, dass man fast vergisst wie er eigentlich schmeckt. Das ist auch das was ich persönlich mag bei einem guten Wein. Ich will ihn fühlen können und erst hinterher mich mit dem auseinandersetzen was ich letztlich schmecke. Es ist dieses Naturschauspiel das im Mund stattfindet, das Emotionen weckt und einen träumen lässt. Welches für Assoziationen sorgt und darauf hinweist, dass Geschmack nicht nur schmeckbar, sondern ebenso fühlbar ist. Der Monsicuro 2006 ist nicht der saftige Muskelprotz wie sein ‘Bruder’ aus 2008, er ist ‘introvertierter’, fordert mehr Aufmerksamkeit und ist nicht so ‘easy going’. Dafür entlohnt er mit anspruchsvollstem Trinkvergnügen auf wirklich hohem Niveau. 25 Euro kostet dieses Weinerlebnis und wer Barbera mag, der kommt an jenen von Paolo Alliatas ‘Villa Terlina’ einfach nicht vorbei.

Tipp: Drei Stunden im Dekanter sind empfehlenswert. Am besten bei ca. 18º zu Wildgerichten, gebratenem Fleisch und zu reifen Käsesorten servieren. Als Solist ein echter Meditationswein.

Einen Bericht über den Monsicuro 2006 lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein ‘Monsicuro’ 2006 Barbera d´Asti von der Villa Terlina im Piemont, Italien. Der Wein wurde uns von der K&U Weinhalle zur Verfügung gestellt.

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Kategorie: K&U Weinhalle, Verkostet

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