Monblanc ‘Petit Salé’ 2013

| 27. Juni 2015 ...alles

Nicht nippen, trinken!

Trinken Sie den Wein so wie er gedacht ist; in vollen Zügen und keinesfalls zu knapp bemessen. Sommerliches Teufelszeug. À la vôtre.

Winzer/Weingut: Raimond Villeneuve, Château de Roquefort, Roquefort la Bédoule/Provence, Frankreich.

Lage/Herkunft: Von Rebstöcken auf einer Hochlage von 350 – 400 Metern die in verschiedenen Terrassen bis zum Mittelmeer abfallen.

Petit Sale Flasche/Etikett: Ich liebe die Etiketten die Raimonds Flaschen zieren einfach. Gestaltet sind diese von der international geschätzten österreichischen Designerin Cordula Alessandri, die auch für den gesamten Print- und Internetauftritt des Château de Roquefort verantwortlich zeichnet. Wie gewohnt hüpft einem der Name Petit Salé in dicken schwarzen Lettern die irgendwie an die Flower Power-Ära erinnern in die Augen. Darauf das gold gehaltene, hochgeprägte Familienwappen der Familie Villeneuve aus dem 11. Jahrhundert. Im rechten Teil alle Angaben zum Wein inklusive Informationen über Anbau, Ausbau und Rebsorte, im linken Teil des einteiligen Etiketts eine wunderschöne Beschreibung von Tim Johnston, der meint, dass dies “keine Weine zum nippen, riechen, und stundenlangen rumtun sind, sondern einfach in grossen Zügen getrunken werden wollen”. Und weil ich mich dem nur vollinhaltlich anschliessen kann, wird der “kleine Salzige” jetzt aufgemacht und verputzt.

Im Glas: So wie das Wortspiel “mein Weisser”, so weiss steht der Petit Salé im Glas. Nicht wirklich weiss, nur äusserst hell in seinem gelb. Alles klar?

In der Nase: Weisse und gelbe Blütenaromen ziehen die Nasenflügel hoch, ebenso ein Stück Limette, etwas gelbe Grapefruit sowie eine milde, fast fruchtig wirkende Würze. Es ist dieser unverwechselbare Duft südfranzösischer Weissweine der hier im Glas steht. Erfrischend, tatsächlich leicht salzig, fein und duftig. Alles miteinander vermengt, als würde man durch ein grosses Blumenfeld wandern.

Im Mund: Von mir aus könnte es jetzt 40º im Schatten haben, weil der Petit Salé gerade dann zur Höchstform aufläuft. Kommt total erfrischend in den Mund, ist fruchtig auf der Zunge und läuft wirklich salzig über die Ränder ab. Ganz viel Blütenaromatik am Gaumen, herrlich feine Würze, knochentrocken und frisch verrichtet er sein Werk. Leichtigkeit wird gross geschrieben, so gut wie kein Gewicht, kein Druck, nur easy going, in diesem Fall genauso wie Tim Johnston es gesagt hat: Nicht nur dran nippen, trinken! Und zwar in wirklich grossen Schlucken. Köstlich kecke Säure hat sich mit einer äusserst feinen wie auch eleganten Würze zu einem harmonierenden Duo vereint und bildet ein ruhiges Gegengewicht zur ausgeprägten Blütenaromatik. Man spürt die Duftigkeit des Petit Salé richtig im Mund, man schmeckt weiss, und auch im Abgang ist es weiss und kalkig. Dass zwischendurch ein paar Tropfen nasser Meeresgischt abtropfen ist äusserst animierend.

Nachdem das erste Glas im Nu verdunstet ist, nun etwas langsamer. Der war gut! Salz steht auf der Zunge, und zwar so, dass man wie ein Kanarienvogel am Kalkstein dran herumleckt. Dahinter Grapefruit, Butterblume und weisse Blütenblätter. Würzig, fein kräutrig, etwas kalkig, trocken wie eine Küchenrolle und so mundwässernd, dass man permanent für Nachschub sorgen muss. Es fühlt sich an als würde der Petit Salé in dem Moment wo er in den Mund kommt innerhalb von Sekunden verdunsten, sich kurz zeigen und dann schnellstens wieder abhauen. Dabei hinterlässt er auf der Zunge eine frischen wie auch erfrischenden salzigen Film, am Gaumen einen wahrlich furztrockenen Eindruck, um im Abgang noch einmal das volle Programm von Blüten, Frucht und feiner Würze abzuspulen. Wer an diesem Wein nur nippt ist selber schuld, der ist in der Tat, man verzeihe mir die Rüpelei, schlichtweg “zum Saufen” gemacht. Raimond, das Zeug ist einfach wieder richtig teuflisch!

Immer stärker arbeiten sich die salzigen, teils algigen Gischtaromen durch. Es ist als würde man das Meer einatmen. Nur dass hier noch frische weisse Blüten mitmischen und die feine Würze für einen harmonischen Ausgleich sorgt. Man will augenblicklich gegrillten Fisch. Wenn nötig auch ohne Besteck. Über die Zunge wälzt sich der Petit Salé so gut wie schwerelos hinweg, nur frische Säure, das Meer und kräuterwürzige Zitrusnoten. Am Gaumen wie ein feiner feuchter kühler Nebel, weiss, herb, blumig. Auch wenn der Wein schon lange weg ist, so bleibt im Mund ein Gefühl das an eine frische Meeresbrise erinnert zurück. Man kennt diesen Geschmack, wenn man schon lange aus dem Wasser ist und doch nach Stunden immer noch diesen leicht salzigen Film auf den Lippen spürt. Man atmet und schmeckt den ganzen Ozean, und man liebt es.

Resümee: Was bleibt von diesem Wein ist das Verlangen nach einer zweiten Flasche (ein zweites Glas ist lächerlich), die man sich locker leisten kann, weil der Petit Salé mit seinen schlanken 12 Umdrehungen das Gegenteil von schwer ist. Weil er sich einfach trinkt und derart läuft, dass man allein schon deshalb ein schlechtes Gewissen bekommt. Frei nach dem Motto “Es kann nicht sein, was nicht sein darf”. Und doch ist es so. Trinken Sie den Wein so wie er gedacht ist; in vollen Zügen und keinesfalls zu knapp bemessen. Sommerliches Teufelszeug. À la vôtre.

Tipp: Kork aus der Flasche ziehen und dann mit 8-10º im wahrsten Sinn des Wortes vernichten. Stellen Sie eine zweite Flasche kühl, denn mit einer werden Sie elendiglich verenden. Trinkt sich wie Wasser und macht einfach Spass. Gegrillter Fisch, Salate, Meeresfrüchte, oder einfach so, ohne alles, nur reichlich davon. Teufelszeug, das wie von Zauberhand verdunstet.

Einen Bericht über den Petit Salé lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Monblanc ‘Petit Salé’ 2013 von Raimond Villeneuves Chateau de Roquefort in Roquefort La Bedoule, Frankreich. Bezugsquelle: K&U Weinhalle, Nürnberg.

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Kategorie: K&U Weinhalle, Verkostet

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