Malterdinger Spätburgunder 2011

| 13. Dezember 2015 ...alles

Knackig, klar & filigran

Spätburgunder zum Bechern. Einstiegswein um 17 Euro 50. Nobel geht die Welt zugrunde und mit dem hier sitzt man Erste Reihe Fussfrei.

Winzer/Weingut: Weingut Huber, Malterdingen, Baden, Deutschland.

Lage/Herkunft: Von kargen Muschelkalkböden rund um Malterdingen.

Huber Malterdinger Spaetburgunder 2011 Flasche/Etikett: Vollkommen unaufgeregt ist das Design des Etiketts. Gross und weiss, eingefasst von einem goldenen feinen Rahmen. Ganz oben BADEN und darunter prangt ein grosses Wappen mit einem H und einer Sichel in der einen Diagonale, die zweite ist ein rot-weiss karierter Streifen der sich durch die Mitte zieht. Unten drunter als wäre es mit der Hand geschrieben Huber. Die untere Hälfte gehört der eigentlichen Information, dem Inhalt der Flasche, in diesem Fall 2011 Malterdinger Spätburgunder Rotwein steht dort in einfacher klassischer Schrift. Der Rest an Information bzw. dem was unbedingt so drauf sein muss auf einem Etikett dann ganz unten und auf der Seite, weil man auf ein Rückenetikett verzichtet hat. Dass Bernhard Huber Mitglied im VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter) ist zeigt sich am goldenen Adler der auf der Halsmanschette aufgedruckt ist. Bevor der Malterdinger Spätburgunder angetrunken wird darf er sich in der Karaffe für eine Stunde mit Sauerstoff anreichern.

Im Glas: Relativ helles kirschrot steht mit dezenten rotbraunen Ziegeltönen im grossen Kelch.

In der Nase: Ins Riechorgan steigt eine angenehme Würze auf, umhüllt von dunkelroten Fruchtaromen. Waldbeeren und eine dicke fette Pflaume führen dieses Regiment an, das am Ende aber doch von frischer Kühle, einem feinen Hauch von Minze und von sehr viel Würze dominiert wird. Es ist ein erdiger Duft, ein herbstlicher. Das Holz nur ganz schwach wahrnehmbar, nur begleitend und ganz weit im Hintergrund agierend.

Im Mund: Wo hat das Ding die Säure her? Was für ein Spass, kaum dass der Malterdinger auf der Zunge steht. Rotfruchtig, zart erdbeerig, auch leicht kirschig und vor allem mit einer Frische, die einen mehr als überrascht. Auf der Zungenspitze und an den Rändern sammelt sich der Speichel weil die frische Säure dort gar so frech agiert. In der Mitte ist er schmal, der Malterdinger, rotbeerig, zart geröstet und fast filigran. Unfassbar das Säurespiel, so knackig, so klar, so zart zitronig wie auch leicht im Mundgefühl. Am Gaumen dezent erdig, wunderbar würzig ohne dass damit alles überlagert wird. Wie ein Pulli der mit riesengrossen Maschen gehäkelt wurde. Da ist Luft dazwischen die für Leichtigkeit sorgt, während aus dem Stoff der kühle frische Saft tropft.

Ich versuche ständig herauszufinden, woran mich der Malterdinger erinnert. Was im Grunde Unsinn ist. Es schmeckt so eindeutig nach Spätburgunder und fühlt sich völlig anders an. Es ist diese säurebetonte Frische die sich im Mund ausbreitet, die fast sticht und so lebendig ist wie man es nur selten findet. Man schmeckt zwar Kirsche und auch etwas Himbeere, getragen wird aber alles von dieser feinen, ungemein eleganten Würze, die ebenfalls alles andere als gewöhnlich ist. Wer glaubt nach Tanninen suchen zu müssen kann sich das sparen, weil diese so tief eingebunden sind und sich gegen den Puls der Säure geschlagen geben müssen. Ganz fein nur rieselt es am Gaumen, ganz zart nur spürt man so etwas wie ein Rascheln. Dann ist schon wieder Mutter Säure da und zeigt dem Rest der Truppe wo es lang geht. Ich habe lange keinen derart knackigen wie auch straffen Spätburgunder getrunken. Vor allem keinen, der so gekonnt mit Frucht und Säure spielt und doch so dominierend würzig ist.

Atmet man den Malterdinger kurz ein, dann schmeckt man Röstaromen, wer nach Holz sucht wird enttäuscht. Es scheint als hätte man damit bestenfalls das Barriquefass gespült als den Wein darin ausgebaut. Dafür glänzt er mit einer aussergewöhnlichen Klarheit, fühlt sich auch genau so klar im Mund an und sorgt weniger für das bekannte wärmende, sondern mehr für ein frisches, kühles Mundgefühl mit einem Trinkfluss, der höchst gefährlich werden kann. Der Malterdinger verdunstet förmlich im Mund, er pulst, er tanzt, er lebt auf der Zunge und den Gaumen hänselt er mit Grip der sich, sobald man sich dran klammern will, verfliegt und einen rücksichtslos in den Abgrund fallen lässt. Und dann schiesst es mir doch ein woran mich dieser Wein erinnert; an einen kernigen sizilianischen Frappato. Aber das ist ganz weit weg und ausserdem eine ganz andere Geschichte.

Resümee: Das hier ist Spätburgunder zum Bechern. Einstiegswein um 17 Euro 50. Nobel geht die Welt zugrunde und mit dem Malterdinger sitzt man Erste Reihe Fussfrei.

Tipp: Luft befeuert ihn so richtig. Eine Stunde in den Glascontainer damit. Und dann mit 16º einfach wegmachen. Zu Pasta, Lamm und Rind, aber auch zu allem wo man Pilze in die Pfanne rein geschmissen hat. Oder trinken Sie den Tropfen einfach so. Sie werden nicht mehr davon loskommen.

Einen Bericht über den Malterdinger Spätburgunder lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Malterdinger 2011 Spätburgunder vom Weingut Huber aus Malterdingen, Baden, Deutschland. Bezugsquelle: weinfurore, München.

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Kategorie: furore, Verkostet

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