‘Les Arbousiers’ 2012 Côtes du Rhône blanc

| 11. Mai 2014 ...alles

Wie der Geist von Canterbury.

Um läppische 12 Euro finden Sie keinen besseren weissen Côtes du Rhône für die nächste Hitzewelle. Absoluter Tipp für den Sommer!

Winzer/Weingut: Domaine la Réméjeanne, Sabran, Languedoc-Roussillon, Frankreich.

Lage/Herkunft: Von Kalkmergelböden auf einem Plateau von Sabran, auf der rechten Seite der Rhône.

Les Arbousiers Flasche/Etikett: Ein durchaus feminin wirkendes Etikett ziert die dunkle Burgunderflasche. Auf leicht gelblichem Papier ein sehr schönes Logo der Domaine, sowohl was die Farbgestaltung wie auch das Design angeht. Ein grosses reduziertes R mit ein paar bunten Beeren stilistisch aufgepeppt ist der Blickfang dieses Logos, in orange steht der Jahrgang und der Name des Weins am Etikett. Unterhalb schlicht und einfach Côtes du Rhône in Grossbuchstaben. Ende. Mehr braucht es nicht um optisch Eindruck zu schinden. Alles ist aufs Minimum reduziert. Jede Information mehr würde hier nur stören. Sehr schönes und auch elegantes Design.

Am etwas kleineren Rückenetikett erfährt der Weinfreund in erster Linie welche Rebsorten in diesem Tropfen verarbeitet sind und darf sich auch über eine Trinktemperaturempfehlung freuen. Sonst ist alles angeführt was angeführt sein muss, der Hinweis VIN BIOLOGIQUE sowie das offizielle Bio-Siegel. Ohne weiteres Geplänkel wird der Les Arbousiers von seinem Kork befreit und eingeschenkt.

Im Glas: Strohgelb wie Rapunzels Haar dreht der Les Arbousiers seine Runden im Glas.

In der Nase: Marillen hüpfen einem in die Nase. Saftig, frisch und duftend. Weisse Blütenaromen stehen daneben und auch eine freche Zitrusnote dümpelt durch die Gegend. Es riecht nach Südfrankreich, unverkennbar sind die Düfte von Roussanne, Clairette und Co. Duftig frisch, mundwässernd, animierend und in gewisser Weise auch exotisch dampft es aus dem Glas heraus. Man spürt wie gepflegter Speichelfluss einsetzt, während die gelbe Aromatik intensiv und erfrischend an den Nasenwänden hoch strömt.

Im Mund: Auch im Mund merkt man auf der Stelle woher der Wind weht der Wein kommt. Da ist wieder dieses feine herbe Mundgefühl, gepaart mit einer expressiven Zitrusfrische auf der Zunge. Höchst aromatisch schmeckt es, an den Zungenrändern fliesst keck der Speichel ab und man lechzt dem Les Arbousiers richtig hinterher. Mild fühlt sich der Wein einerseits an, während er anderseits mit seiner ebenso milden wie aber auch enorm selbstbewussten Säure ans Werk geht. Weisse Blüten meint man im Mund zu haben, man schmeckt feinen Blütenstaub, merkt wie trocken der Wein am Gaumen ist und wie alles den Eindruck erweckt in einer hauchzarten Nebelwolke zu schweben. Es ist dieses ‘Fehlen’ von Frucht, das die weissen ‘Südfranzosen’ so einzigartig wie auch unverkennbar macht. Muss man mögen. Rieslingtrinker werden damit ziemlich sicher weniger klar kommen.

Der Les Arbousiers fühlt sich weich und sanft im Mund an, die feine Zitrusaromatik unterstützt die herbe Charakteristik des Tropfens wunderbar, ist in Balance damit und sorgt für ein nachhaltiges Geschmackserlebnis. Mit einem zarten Bitterton verabschiedet sich der Wein in ein langes, herbes Finale. Kalk weht durch den Mundraum, man schmeckt ihn, man spürt ihn. Alles fühlt sich ‘weiss’ an, es ist definitiv ein weisser Geschmack. Bei all seiner vom Boden dominierten Persönlichkeit hinterlässt der Les Arbousiers mit seinem Korb weisser Blüten ein frisches, wie ebenso erfrischendes Gefühl auf der Zunge wie am Gaumen. Während er auf der Zunge richtig ‘angibt’ und einen an seiner subtilen Aromatik in Form von knochentrockenem Zitronenblütenkalkgeschmack teilhaben lässt, weht er über den Gaumen wie der Geist von Canterbury. Weiss gekleidet, fast transparent und einen frischen Windhauch hinterlassend, der sich am Ende in einer herben Nebelwolke auflöst.

Resümee: Wer Frucht sucht sollte von diesem Tropfen Abstand halten, da er definitv im Nirgendwo endet. Wer aber pure Mineralik, frische Bütten, den Hauch von Zitrone und vor allem die unvermeidliche Wagenladung Kalk sucht, der wird mit diesem Côtes du Rhône auf der Stelle Freundschaft schliessen. Ich selbst sitze wieder da und lecke mir die Zunge (oder sind es die Lippen) ab und erfreue mich an dieser herben Schönheit, die noch um Welten besser kommen wird wenn es denn endlich wieder 40º im Schatten hat. Dann möchte ich diesen Südfranzosen nicht missen müssen, weil es gerade diese herbe Note ist, welche die sommerliche Affenhitze erträglich macht. Decken Sie sich ein mit Les Arbousiers. Um läppische 12 Euro finden Sie keinen besseren weissen Côtes du Rhône für die nächste Hitzewelle.

Tipp: Muss nicht, kann aber karaffiert werden. Nimmt mit Luft zu. 8-10º Trinktemperatur sind perfekt. Unbedingt zu frischem Ziegenkäse mit Olivenöl versuchen. Auch zu sommerlicher Fisch- und Gemüseküche ein heisser Tipp. Als Solist ein mehr als überzeugender Begleiter für jeden Tag.

Einen Bericht über den Les Arbousiers lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein ‘Les Arbousiers’ 2012 Côtes du Rhône blanc von Remy Kleins Domaine la Réméjeanne aus Sabran im Département Gard in der Region Languedoc-Roussillon, Frankreich. Bestandsweine werden nach Lust und freier Zeit verkostet und es wird ausserhalb offizieller Sortimentsverkostungen und Verkostungsrunden darüber berichtet. Bezugsquelle: K&U Weinhalle

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