Las Colinas 2012

| 16. Januar 2016 ...alles

Zaubertrank für echte Connaisseurs

Syrah wie man ihn von der Côte-Rôtie kennt, nur dass der hier wohl noch einen Tick extremer in seiner rauchig-saftigen Erscheinung ist.

Winzer/Weingut: Radio-Coteau, Forestville, Kalifornien, USA.

Lage/Herkunft: Von den Weingärten Cherry Camp, Timbervine und Dusty Lane an der Sonma Coast.

Las Colinas Allgemeines: Nein, es handelt sich hier nicht um einen Radiosender. Radio-Coteau ist der Name des Weinguts von Eric Sussman der dieses 2002 gegründet hat. Dabei hat Eric Sussman nicht einmal eigene Weinberge, sondern kauft ausgesuchtes Traubenmaterial, das er mit seiner eigenen Lesemannschaft einholt, von ausgewählten Produzenten zu. Sein Konzept gibt ihm recht, gehört er mit seinen Weinen immerhin zur aboluten Elite an der Westküste. Sein Syrah Las Colinas 2012, der heute zum Thema Von Cowboys für Cowboys verkostet wird, stammt von den Weingärten Cherry Camp, Timbervine und Dusty Lane. 15 Monate ist der Wein auf der Vollhefe gereift, ohne jeden Eingriff. Den ersten erlebt der Tropfen heute hier und jetzt, indem die Flasche von ihrem Kork befreit und der Wein zur umfassenden Verkostung freigegeben wird. Für eine Stunde wandert der Las Colinas aber jetzt in die Karaffe um dann endlich auch ins Glas zu dürfen um zu zeigen ob er wirklich so ein Kapazunder ist.

Im Glas: Dunkles violett steht im Glas, zarte Blautöne blitzen auf.

In der Nase: Der Duft der sich die Nasenflügel hochzieht ist reich an blauen Beerenfrüchten, schwarzen Oliven und hat auch was von einem richtig blutigen Steak. Cassis im Hintergrund sorgt für den Hauch an saurer Frucht im Las Colinas, darüber weht der Duft von Grafit. Es fühlt sich ausgesprochen frisch in der Nase an, keine Spur von Hitze, keine Schwere, nur fein wie kühler Nebel. Etwas Lakritze ist dabei und schwarze Himbeeren. Was für ein frischer wie auch erfrischender Duft.

Im Mund: Howdy! Sagte der Cowboy als der Saft auf seine Zunge strömte. Was heisst strömte? Da breitet sich ein Elixier aus, das so saftig wie weich, süss und dunkelschwarz ist. Versucht man den Las Colinas auf der Zunge einzuordnen, hat er sich bereits im gesamten Mundraum ausgebreitet und den Gaumen in Beschlag genommen. Augenblicklich denke ich an meine geliebte Chuao, allerfeinste Criollo-Schokolade aus Venezuela. Nur dass hier nicht eine Aprikose im Hintergrund agiert, sondern dicke fette schwarze Johannisbeere. Überlagert von blutigem Steak, von Eisen und Grafit. Der Wein schmeckt schwarz, fühlt sich dunkelblutrot an und sorgt mit seinem vollen Körper für kompakte Fülle auf der Zunge. Aus dieser schält sich jedoch eine Säure, die den Tropfen frisch, agil und fast vibrierend macht.

Einfach eine Wucht. Da breitet sich der Las Colinas fast sahnig auf der Zunge aus und entlässt dabei einen Gerbstoffnebel, der so fein wie süss ist. Dazu spritzt er Säure in den Mundraum ein und macht den Tropfen so zu einem vibrierenden, trotz seiner Fülle doch schlank wirkenden Saft. An den Zungenrändern fliesst sündig saftige Essenz ab, reisst sauerfruchtige Cassisaromen mit und löst sich am Gaumen in einer Wolke aus Olivenpaste und Grafit auf. Das muss man schmecken, das muss man spüren. Im Abgang voller Kraft, lang, dicht, fast schon rustikal. Und derart körperreich und gleichzeitig pulsierend frisch wie man es nicht für möglich halten würde. Der Nachhall besetzt mit Aromen von Blaubeeren, schwarzen Himbeeren und einer Ladung feinster süsser Tannine. Macht den Mund blau und man liebt es.

Langsam aber stetig entfaltet sich der Las Colinas an der Luft, wird immer robuster und griffiger im Mund. Nach drei Stunden in der Karaffe zieht ein dunkelblauer Nebel über den Gaumen, während auf der Zunge ein extrem rauchiger wie fleischiger Saft agiert. Frische Röstaromen, zart süsse Johannisbeere und ein dicker Brocken schwarzer Grafit sorgen für ein Mundgefühl das dank höchst lebhafter Säure einfach bombastisch ist. Der Las Colinas ist ein Wein der alle Sinne anspricht, der so kompakt wie fein und frisch ist wie man es selten im Mund erlebt. Vollgepackt mit einer Dichte die man spürt wie sich auf der Zunge auflöst, wie der süsse Saft aus ihr heraus tropft und sie einlullt, während der Gaumen die Welt in einem blauen Gerbstofffilm vorüber ziehen sieht.

Resümee: Am wichtigsten ist, diesen Wein auf keinen Fall zu warm zu trinken. Der gehört gekühlt genossen um ihm seine komplette Finesse zu entreissen. Dann wird er zu einem Erlebnis das man nicht so schnell vergisst. Das ist Syrah wie man ihn von der Côte-Rôtie kennt, nur dass der hier wohl noch einen Tick extremer in seiner rauchig-saftigen Erscheinung ist.

Tipp: 60 Minuten in die Karaffe. Gekühlt mit 14-16º trinken! Passt wohl zu nichts besser als zu einem richtig fetten, rare oder gar bleu gebratenen Steak. Als Solist ein austrainierter Zehnkämpfer auf den man vorbereitet sein sollte.

Verkostet wurde ein Syrah Las Colinas 2012 von Radio-Coteau aus Forestville in Kalifornien, USA. Bezugsquelle: K&U Weinhalle, Nürnberg.

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Kategorie: K&U Weinhalle, Verkostet

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